Chinese verwendet Crowdfunding für Todesfall-Entschädigung

19.07.2018

Yang Long stammt aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Nach dem Tod von vier Menschen zwei Tage zuvor bei einem Autounfall hat er am 10. Juli einen Aufruf auf einer Crowdfunding-Plattform gepostet. Sein Ziel waren 200.000 Yuan (25.575 Euro). Dies hat umgehend eine hitzige Debatte ausgelöst und Kritik der Öffentlichkeit auf sich gezogen, selbst nachdem er sich nur einen Tag später von der Plattform abgemeldet hat.

Ein Screenshot einer Crowdfunding-Webseite.

An diesem Abend hatten 1215 Personen mehr als 23.900 Yuan (3045 Euro) für seinen Post gespendet. Die Seite wurde jedoch schnell von der Plattform wegen "mangelnder Zulassungsvoraussetzungen" geschlossen.

 

"Der Unfall hat sich so plötzlich und grauenhaft ohne jegliche Ankündigung ereignet", sagte er. "Es tut mir so leid für sie. Ich will einfach ihren Familien helfen, diesen Alptraum zu durchstehen."

 

"Ich habe aber nicht das Geld dafür."

 

Yang sagte, er verfüge über weniger als 20.000 Yuan (2548 Euro). Deshalb habe er spontan die Anzeige auf der Crowdfunding-Plattform gepostet.

 

In China zahlt üblicherweise der Verursacher eines Unfalls für die medizinische Behandlung oder die Beerdigung der Opfer. Dies gilt insbesondere, wenn der Geschädigte bewusstlos oder schlicht nicht in der Lage ist, für seine Ausgaben aufzukommen.

 

Laut Polizei findet derzeit eine Untersuchung statt. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Es ist nur klar, dass das Dreirad rückwärts gefahren ist. Yang steht jedoch auch im Verdacht, zu schnell gefahren zu sein. Formell wird ihm bisher kein Fehlverhalten vorgeworfen.

 

Der Vorfall und das darauf folgende Hilfegesuch haben die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt. Bezüglich des Crowdfundings glauben einige, Yangs Absichten seien gut und durch den Wunsch getrieben, der Familie der Opfer zu helfen. Er verdiene die Unterstützung der Öffentlichkeit, weil er die Tode nicht beabsichtigt habe. Andere fragen jedoch, wie man jemandem, der andere getötet hat, helfen könne, auch wenn es nicht beabsichtigt war. Da er nicht das Unfallopfer sei, solle er die Summe selber bezahlen.

 

Yangs Fall hat dazu geführt, dass die Zensur von Crowdfunding-Plattformen ins Fadenkreuz geraten ist.

 

"Sein Antrag hätten von Anfang an nicht online gepostet werden dürfen", argumentierte ein anonymer Mitarbeiter einer NGO in Chengdu in der Provinz Sichuan, als er von der Chengdu Economic Daily befragt wurde.

 

"Der Fall hat der Öffentlichkeit nicht gedient und er war nicht von gemeinnütziger Art. Die Plattform hätte ihn sofort entfernen sollen. Er sollte die Verantwortung als gesetzliche Bestrafung selbst übernehmen", sagte der Mitarbeiter.

 

"Außerdem hätte er nicht um derartige Hilfe bitten sollen, weil er nicht wirklich arm ist."

 

Die Chengdu Economic Daily hat ein Interview mit Yang geführt. Darin sagte er, er besitze einen Computerladen im Wert von etwa 100.000 Yuan (12.740 Euro) und ein Auto. Obwohl das Auto bei dem Unfall beschädigt wurde, hat Yang eine Versicherung mit einer Deckungssumme von 300.000 Yuan (38.216 Euro).

 

Laut dem Mitarbeiter hat Yangs Fall die bestehenden Schlupflöcher und Ignoranz im Überprüfungs- und Bewertungsprozess von Crowdfunding offengelegt. Aufgrund des nicht perfekten Systems könnten Personen, die eine gute Geschichte erzählen, oft mehr Spenden erhalten, als diejenigen, die es wirklich nötig hätten. 


Inzwischen hat die Crowdfunding-Plattform das Geld, das für Yang gespendet wurde, an die Geber erstattet. Die Plattform hat bisher nicht auf den Vorfall geantwortet.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Debatte,Crowdfunding,Todesfall-Entschädigung,Autounfall