Online-Shopping

Studie: E-Commerce-Gesetz im Fokus

17.09.2018

Die Aufsicht über Wechat-Business und andere E-Commerce-Einheiten wird erhöht: Für gefälschte positive Bewertungen sowie für das Löschen von schlechten Bewertungen werden Strafen verhängt. Somit wird mehr Verantwortungspflicht auf die Plattformen übertragen. Am 31. August verabschiedete die Fünfte Sitzung des Ständigen Ausschusses des 13. Nationalen Volkskongresses das sogenannte E-Commerce-Gesetz. Seither gibt es ein spezielles Gesetz zur Regulierung des E-Commerce-Verhaltens und zum Schutz der legitimen Rechte und Interessen von allen Parteien. Dies ist gleichzeitig das erste umfassende Gesetz in Chinas E-Commerce-Bereich.

Um Wechat-Business und die Glaubwürdigkeit der Bewertungen von E-Commerce-Betreibern zu regulieren, erhöht das neue Gesetz die rechtlichen Voraussetzungen für die Betreiber, was die Standardisierung und den Schutz für die Verbraucher verbessern wird. Dies sind zwei wichtige Highlights des Gesetzes.

Eine Express-Zustellerin


Ende des wilden Wachstums im Wechat-Markt


Egal ob es um Schönheitsmasken, Diätpillen oder andere Alltagsprodukte geht... Social-Media-Plattformen wie der Wechat-Freundeskreis haben sich in den letzten Jahren schrittweise zu einem neuen Distributionszentrum für E-Commerce entwickelt. Laut dem „China Social E-Commerce Industry Development Report 2018" wird die Größe des chinesischen Social-E-Commerce-Marktes im Jahr 2018 voraussichtlich 1,1 Billionen Yuan erreichen und die Nutzeranzahl wird voraussichtlich auf 30,326 Millionen anwachsen.

Aufgrund der niedrigen Eintrittsbarrieren befand sich Wechat-Markt einst in einem toten Winkel der Überwachung: Die Verbreitung von gefälschten und minderwertigen Produkten, der Mangel an Kundendienst und der Verdacht auf illegale Pyramidensysteme wurden von den Verbrauchern kritisiert. Nach eigenen Angaben erhielt die Nationale Verbrauchervereinigung im Jahr 2017 rund 41.000 Beschwerden, darunter hauptsächlich über individuelle Online-Händler, die auf dem Wechat-Markt vertreten werden.

Das „E-Commerce-Gesetz" setzt Wechat-Markt auf eine Stufe mit E-Commerce-Betreibern und schreibt ihre Registrierung, die gesetzmäßige Besteuerung und den Schutz der legitimen Rechte und Interessen der Verbraucher vor. Dies wird zum Wendepunkt für den Wechat-Markt und lenkt das wilde Wachstum in eine gesunde Bahn. 


Chaos über Chaos im Wechat-Markt - Aufsicht fehlt  


Kürzlich kaufte Frau Li aus Taiyuan in der Provinz Shanxi über Wechat-Freundeskreis eine „Schlankheitsspritze“. Nachdem sie diese einige Zeit verwendete, fand sie, dass die tatsächlichen Ergebnisse nicht denen aus der Werbung entsprachen. Nach eigener Internetrecherche fand Li dass diese „Schlankheitsspritze“ keinerlei Qualifikation besitzt und sich wegen der Unwirksamkeit bereits viele Nutzer beschwert hätten. Als sie den Verkäufer kontaktierte, um die Ware zurückzugeben, stellte sie fest, dass dieser sie bereits auf seine Blacklist gesetzt hatte.

Reporter erfuhr, dass die Überwachungsbehörde für Industrie und Handel den Sektor nur schwer kontrollieren kann, da die meisten Händler keinen realen Shop, keine Business-Lizenz, keine Kreditgarantien oder Dritthandelsplattform haben und wirksame Zwänge und Zertifikationen fehlen. Im Falle von Streitigkeiten kann der Verkäufer einen Freund direkt löschen oder auf Ersatzkonten auszweichen, weshalb es schwer ist, Verbraucherrechte zu schützen.

Darüber hinaus werden einige Verkaufsmodelle auf Wechat bereits für Pyramidensysteme gehalten. Ein Händler von Schönheitsmasken auf Wechat sagte dem Reporter, dass seine Vertreter vielschichtig und gut organisiert seien: „Unsere monatliche Umsatzentwicklung hängt nicht primär von unseren Verkäufen ab, das wichtigste ist, wie viel neue Teilnehmer gewonnen werden. 

„Im Vergleich zum traditionellen E-Commerce-Modell hat Wechat-Markt viele Arten von Eigenschaften, bei denen es sich um mehr verborgene und atypische Geschäftsbeziehungen handelt. Die meisten Verkäufer sind Individuen, die sich über soziale Beziehungen und auf spezifischen Kanäle ausbreiten. Dies bringt neue Herausforderungen für Aufsicht und Regulierung mit sich. Unter anderen stellen sich die Fragen, wie man die Parteien definiert, wie man die Art ihrer Operationen und die Menge der Transaktionen definiert, wie man die Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen der verschiedenen Plattformen unterscheidet und effektive Beweise erhält." Alamusi, stellvertretender Direktor des Policy and Law Committee der China Electronic Commerce Association, glaubt, dass die Überregionalität und der virtuelle Raum des Wechat-Markts eine neue Herausforderung für die Regulierung des E-Commerce und Internets in China darstellt.


Gesetzliche Aufsicht zum Schutz der Verbraucher


Artikel 9 des „E-Commerce-Gesetz“ definiert E-Commerce-Betreiber als natürlichen oder juristische Personen oder Organisationen, die Waren oder Dienstleistungen über das Internet und andere Informationsnetze verkaufen, entweder auf E-Commerce-Plattformen oder über selbst erstelle Websites. 

Mit dem neuen Gesetz wird Wechat-Markt-Händler klar als E-Commerce-Betreiber genannt. „Kapitel 2 des E-Commerce-Gesetz nennt eine Reihe von Bestimmungen für E-Commerce-Betreiber aufgelistet: diese reichen von Verpflichtungen aus dem Steuerrecht, über die Registrierungspflicht und bis zum Schutz des geistigen Eigentums, den Verbraucherschutz und die Datensicherheit. Mit der Einführung des Gesetzes werden alle Geschäftsaktivitäten von E-Commerce-Betreibern weiter standardisiert sowie die Rechte und Pflichten der Parteien weiter geklärt werden“, erklärte Alamusi.

Um den Wechat-Markt weiter zu regulieren und seine gesunde Entwicklung zu fördern, führte das China International Electronic Commerce Center des Handelsministeriums im letzten Jahr die „Wechat-Markt-Zertifizierung“ ein, welches die Kreditwürdigkeit, Authentifizierung und Produkverfolgung einschließt. 

Kampf gegen Manipulation der Bewertungen


Die Entscheidung für oder gegen einen Online-Kauf fällen viele Leute auf Grundlage der Kaufbewertungen. Dies hat dazu geführt, dass der Großteil der Händler sich sehr um seine Benutzerbewertungen kümmert. Um die Bewertung ihres Geschäftes zu verbessern lassen manche zum Beispiel Lobpreisungen schreiben oder löschen schlechte Bewertungen.

Eine falsche Bewertung führt nicht nur Verbraucher in die Irre, sondern stört auch die Online-Marktordnung. Das „E-Commerce-Gesetz" wird gegen unwahre Auswertungen und böswillige Manipulationen der Bewertungen vorgehen und dazu beitragen, ein Umfeld herzustellen, das von Ehrlichkeit, Kreditwürdigkeit, Fairness geprägt ist.


 „Schönigungsteams“ für bessere Bewertung


Wu Qianqian aus Wuhan, Hubei, liebt Online-Shopping und kaufte kürzlich einen im Internet beliebten Haartrockner basierend auf dessen hohen Verkaufszahlen und positiven Bewertungen von 99,9 Prozent. Nach Erhalt der Ware merkte sie jedoch, dass das Produkt nicht diesen Bewertungen entsprach, weshalb sie eine negative Bewertung abgab. Nach einigen Tagen stellte sie erstaunt fest, dass ihre Bewertung gelöscht wurde.

Abgesehen davon, dass negative Kommentare vom Verkäufer willkürlich gelöscht werden können, sind die Lobeshymnen auf einige der Produkte meist von einem professionellen Team für den Verkäufer „geschönt". Kürzlich berichteten einige Medien, dass fast aus dem nichts eine ganze Branche entstanden ist, die sich auf das Verfassen künstlicher Produktbewertungen spezialisiert. Der Nutzer kann über eine App einen Kommentar von mehr als 100 Wörtern und mehreren Bildern abgeben und diesen dann von einem Käufer in der Produktevaluierung bestätigen lassen. Nach der Genehmigung kann der Nutzer vom Käufer eine Provision zwischen 2 und 5 Yuan pro Bewertung erhalten.

„Im Internet gibt es fleißige Schönigungs-Teams. Mit ein paar hundert Yuan können sie hohe Umsätze erzielen und Lobeshymnen verfassen und somit das Ranking des Shops verbessern. Mittlerweile ist eine komplette Industriekette entstanden." Die Beijinger Internetnutzerin Zhang Shan findet dieses Phänomen nicht seltsam. Sie eröffnete kürzlich eine E-Commerce-Plattform und klickte auf ein Geschäft für Damenbekleidung, das auf der Startseite erschien: „Der Stil des Lobes in diesem Laden ist sehr ähnlich. Auf den ersten Blick ist es schwierig zu erkennen."

Der Reporter dieses Artikels suchte anschließend im Internet nach Stichworten wie „Schönigungseinheit" und „Bewertung schönen" und fand etliche Websites mit solchen Diensten. Sie können auf vielen bekannten E-Commerce-Plattformen wie Taobao oder JD und so weiter verwendet werden. Auf den sozialen Plattformen wie Weibo sind ebenfalls viele Anzeigen für diese „Schönigungsteams" platziert.

Liu Junhai, Professor an der Rechtsfakultät der Renmin Universität in China, glaubt, dass gefälschte Bewertungen und das Löschen schlechter Bewertungen im Wesentlichen ein eklatanter unfairer Wettbewerb ist, der die Offenlegung von Informationen sowie die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher verletzt und das Recht auf umfassendes Wissen missbraucht.


Mehr Verantwortung für E-Plattformen


Im Juni letzten Jahres wurde das erste Urteil gegen eines dieser „Schönigungsteams“ verhängt. Herr Li hatte durch Tricksereien Online-Shops auf einer E-Plattform geholfen, die Verkäufe und Bewertungen zu erhöhen und strich dabei einen Gewinn von über 800.000 Yuan ein. Er wurde zu fünf Jahren und neun Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 920.000 Yuan verurteilt.

Einige Experten weisen darauf hin, dass frühere Gesetze für E-Commerce zu ungenau und nicht systematisch genug seien, um diese Art von Betrug zu unterbinden. Die Bestrafung sei zudem viel zu niedrig im Vergleich zu den Gewinnmöglichkeiten. 

Das „E-Commerce-Gesetz“ führt nicht nur Beschränkungen für Online-Händler ein, sondern auch noch zusätzliche Verpflichtungen und Strafen für Online-Plattformen, wie zum Beispiel eine Schwarze Liste, auf der unehrliche Shops öffentlich gelistet werden können, erklärt Liu. Er schlägt vor, ergänzend auch bereits geltende Gesetze wie das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb oder Gesetze zum Verbraucherschutz anzuwenden, da gefälschte oder gelöschte Bewertungen den fairen Wettbewerb zerstören. Die Regierung sollte Gesetze und Vorschriften weiter verfeinern, gesellschaftliche Institutionen und Verbraucher sollten die Aufsicht verstärken und zusammenarbeiten, um falsche Bewertungen einzudämmen und gemeinsam das Marktumfeld zu reinigen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: E-Commerce,Gesetz,Online-Shopping,Wechat