Verwechslung als Ursache für Kindsentziehung

08.10.2018

Nach Angaben des Beijinger Sicherheitsbüros beruhe ein Zwischenfall, der sich in einem Einkaufszentrum in Beijing ereignet hatte, auf einer Verwechslung und sei kein Versuch einer Kindsentführung gewesen. In dem Vorfall seien drei Frauen verwickelt gewesen, die ein Baby aus dessen Kinderwagen gezerrt hätten.

Nach einer im Internet veröffentlichten Beschwerde des Kindsvaters über die Art und Weise, wie der Fall vom Polizeirevier im Beijinger Stadtteil Fengtai behandelt worden sei, hatte das Sicherheitsbüro eine Untersuchung eingeleitet, deren Ergebnisse am Samstag veröffentlicht wurden.
Nach Darstellung des Kindsvaters in seinen Postings in den sozialen Medien, sei seine Frau letzten Dienstag von drei Frauen bedroht worden, die den 11 Monate alten Sohn der Familie aus seinem Buggy gezerrt hätten. Der Vater vertrat die Auffassung, dass dieser Vorgang als versuchte Kindsentführung zu behandeln sei.
Das Sicherheitsbüro teilt diese Einschätzung jedoch nicht. Die Untersuchung des Falls habe ergeben, dass die drei Frauen im Auftrag einer vierten Frau namens Li gehandelt hätten. Die 62-Jährige habe irrtümlich angenommen, dass es sich bei dem Kind um ihren Enkelsohn handelte.

Li, die in der ostchinesischen Provinz Shandong lebt, sei mit ihren drei Freundinnen in der Hoffnung nach Beijing gereist, dort ihren Enkelsohn zu treffen. Aufgrund einer familiären Auseinandersetzung hatte sie ihn seit seiner Geburt im Juli vergangenen Jahres nicht mehr zu Gesicht bekommen. Im Juni hatte ihre Schwiegertochter die Scheidung eingereicht. Der Antrag sei jedoch von einem Shandonger Gericht abgewiesen worden. Li “sehnte sich so sehr nach ihrem Enkelkind”, heißt es in dem Bericht der Untersuchungsbehörde.
Letzten Dienstag gegen 10.00 Uhr sah Li eine Frau, die wie ihre Schwiegertochter aussah und gerade im Begriff war, eine Wohnsiedlung in Fengtai zu verlassen, wobei sie einen Buggy schob, in dem ein Kind saß. Li folgte der Frau, stürzte aber dabei, so dass sie ihre Freundinnen bat, die Verfolgung aufzunehmen.
Die drei Freundinnen, deren Namen im Bericht mit Sha, Gao und Yun angegeben werden, holten die Frau ein, nachdem diese eine Shopping Mall in Dahongmen betreten hatte, und entzogen ihr das Kind mit Gewalt. Ein Angestellter des Einkaufszentrums griff ein, beendete den Tumult und übergab das Kind seiner Mutter, die daraufhin die Polizei verständigte.
Kurze Zeit später traf Li in der Shopping Mall ein und wurde gemeinsam mit ihren Freundinnen zum Verhör aufs Polizeirevier gebracht. Nach dem Abgleich von Fotoaufnahmen stellten die Beamten fest, dass Lis Schwiegertochter der angegriffenen Mutter sehr ähnlich sieht und darüberhinaus in der gleichen Wohnsiedlung lebt.

"Li,” so heißt es in dem Bericht, “verwechselte die beiden Frauen. Ihre Freundinnen hatten die Schwiegertochter noch nie nicht zu Gesicht bekommen."
Deshalb habe die Polizei in Fengtai den Vorfall nicht als Verbrechen behandelt, sondern über die vier Frauen lediglich eine fünftägige Administrativhaft verhängt, eine Strafe, die außergerichtlich für geringfügige Vergehen wie Störung der öffentlichen Ordnung ausgesprochen wird.

In seinen Internet-Postings hat der Kindsvater seiner Unzufriedenheit Ausdruck verliehen, da er die Strafe als zu milde ansieht.
Zhao Li, Strafverteidiger aus Beijing, hält die Strafe hingegen für angemessen: "Wenn die Kindseltern darüber noch immer unglücklich sind, können sie eine Zivilklage einreichen oder einen Verwaltungsgerichtsprozess anstrengen."

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Verwechslung,Kindsentziehung,Beijing