Junge Zuschauer interessieren sich für Online-Videos von Wissenschaftlern, in denen Physik erklärt wird. Seit drei Monaten versucht eine Gruppe junger Wissenschaftler des Instituts für Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, ihr Fach verständlicher, interessanter und unterhaltsamer zu machen, indem sie Experimente mit Livestreams durchführt und mit ihren Zuschauern auf einer Videoplattform interagiert. 

Mit über 379.000 Followern und fast fünf Millionen Klicks sind die jungen Wissenschaftler derzeit äußerst beliebt in den sozialen Netzwerken. 

In einem Labor stehen jeden Mittwochabend mehrere Doktoranden und Postgraduierte vor der Kamera und führen Live-Experimente durch zu Themen wie: „Kann Hochspannungsstrom Feuer löschen?“, „Können ein Magnet und Wasser die Relativitätstheorie erklären?“ oder „Verbreitet sich Rauch nach oben oder unten, wenn es brennt?“ Danach erklären die jungen Wissenschaftler die Theorien und Formeln zu den jeweiligen Experimenten.

„Ein Großteil unserer Inhalte ist ziemlich spontan. Wir unterrichten, wo immer uns unsere Experimente hinführen und erläutern diese anhand von Live-Kommentaren der Zuschauer“, sagte Li Zhilin, einer der Graduierten.

„Einmal haben viele Zuschauer kommentiert, dass meine Haare auf dem Bildschirm etwas fettig aussähen und mich gefragt, ob ich sie gewaschen hätte. Da mir fiel ein, dass „Haare“ ein interessantes Thema sein könnten, über das ich sprechen sollte“, sagte er. Während einer Show im Mai erklärte Li dann wissenschaftlich, warum Haare manchmal schwarz, dick oder sogar fettig erscheinen könnten, selbst wenn dies gar nicht der Fall sei. 

Die Plattform, die die jungen Wissenschaftler für ihre Physik-Show gewählt haben, ist Bilibili, eine der beliebtesten Video-Websites Chinas, die hauptsächlich von jungen Leuten genutzt wird. Mehr als 70 Prozent der Nutzer wurden zwischen 1990 und 2009 geboren. 

Mit Bilibili können die Zuschauer über den Inhalt, den sie gerade sehen, chatten, indem sie Sofort-Kommentare über den Bildschirm laufen lassen. Die Funktion ermöglicht Li und seinen Teamkollegen auch, Fragen von Zuschauern sofort während der Experimente zu beantworten.

„Es ist, als würde man mit ihnen plaudern und sie dabei mit der Wissenschaft vertraut machen“, sagte Li. 

Doch das ist nicht alles, was die jungen Forscher bewerkstelligen, um die Wissenschaft über die sozialen Medien bekannter und beliebter zu machen. So posten sie auch über kleine Experimente mittels Nachrichten, Bildern und Gifs auf WeChat, wo sie auch eine Frage- und Antwortkolumne anbieten. Sie haben ihre Inhalte zudem auf Tik Tok, einer Video-Sharing-App, geteilt. Aber es ist das Livestreaming auf Bilibili, welches bislang die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

„Wir wurden bekannter, nachdem Li den Unterricht durch Experimente erweitert hatte“, sagte Jiang Chang, einer der Doktoranden. „Ich denke, es ist am interessantesten, wenn er die Experimente, verschiedene Theorien, die man aus der Schule kennt sowie die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung zusammenstellt. Es fühlt sich dann an, als ob plötzlich alles einen Sinn ergibt.“ 

"Die Physik mag schwierig und furchtbar erscheinen, aber manchmal liegt das vermutlich daran, dass die Leute keine richtige Erklärung bekommen. Deshalb müssen wir als junge Wissenschaftler den Leuten zeigen, worum es in der Physik eigentlich geht, damit sie entscheiden können, ob sie es mögen oder nicht. Sie ist dann vielleicht nicht mehr so mysteriös und letztlich wirklich nützlich ", sagte Li.