China sei zu einem globalen Kraftwerk in der Nanowissenschaftsforschung geworden und werde weiterhin mit anderen Ländern zusammenarbeiten, um sein Potenzial zu maximieren, insbesondere in Bereichen wie Chemieingenieurwesen, Biomedizin und Elektronik, sagte ein Spitzenwissenschaftler in China am Samstag. Dank großer staatlicher Unterstützung, höherer Forschungsfinanzierung und aktiver internationaler Zusammenarbeit leiste China derzeit den größten Beitrag zu den am häufigsten zitierten Wissenschaftsmagazinen für Nanowissenschaften und Technologie, sagte Bai Chunli, Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, auf der Eröffnungsfeier der 8. Internationalen Konferenz für Nanowissenschaften und Technologie in Beijing, die am Montag endete.

Einige Forschungshighlights in China sind intelligente Nanoroboter zur Wirkstoffabgabe zur Behandlung von Tumoren, langlebige Lithium-Ionen-Batterien, umweltfreundliche Nanodrucktechnologien und wirksame Katalysatoren für industrielle Anwendungen sowie die Reduzierung von Kohlendioxid.

„Die chinesische Regierung hat technologische Innovationen als einen der Haupttreiber für die wirtschaftliche Entwicklung des nächsten Jahrzehnts identifiziert", erklärte Bai. „Es besteht kein Zweifel, dass die Nanotechnologie in vielen strategischen und aufstrebenden Branchen eine unverzichtbare Rolle spielen wird."

Trotz der jüngsten Erfolge Chinas „ist der industrielle Einfluss der chinesischen Nanotechnologie begrenzt, und es besteht immer noch eine Lücke zwischen der Erforschung der Nanowissenschaften und der Kommerzialisierung der Nanotechnologie", verdeutlichte er. „Das Potenzial wissenschaftlicher Entdeckungen zu maximieren und Patente in Produkte umzuwandeln, bleibt eine herausfordernde Aufgabe."

Unter Nanowissenschaft versteht man die Untersuchung von extrem kleinen Dingen bis zu 1 Nanometer (ein Milliardstel eines Meters). In solch einem winzigen Maßstab unterscheiden sich die Materialeigenschaften häufig drastisch: Schwache oder spröde Legierungen können stark und formbar werden, während chemisch inerte (träge) Verbindungen zu starken Katalysatoren werden können.

Laut einem Weißbuch über Nanowissenschaften, das am Samstag von  Springer Nature, einem Herausgeber von wissenschaftlichen Fachzeitschriften, herausgegeben wurde, wird der weltweite Nanotechnologiemarkt bis 2024 voraussichtlich 125 Milliarden US-Dollar überschreiten. Daten von  Springer Nature  zufolge war China im letzten Jahrzehnt der am schnellsten aufstrebende Akteur in der Nanowissenschaftsforschung. Die Anzahl der Zeitschriftenartikel über Nanowissenschaften durch chinesische Forscher stieg von 14 im Jahr 1990 auf fast 70.600 im letzten Jahr.

Die Qualität chinesischer Artikel habe sich im letzten Jahrzehnt ebenfalls bemerkenswert verbessert, heißt es in dem Weißbuch. Die Zahl der qualitativ hochwertigen chinesischen Nanowissenschaftsartikel stieg von rund 1300 im Jahr 2012 auf über 4100 im vergangenen Jahr und überholte damit erstmals die USA, die bisher weltweit führend waren. Die USA haben im vergangenen Jahr 4000 solcher Artikel veröffentlicht.
Von den 100 weltweit führenden Institutionen in der Nanowissenschaftsforschung stammten letztes Jahr 33 aus China und 30 aus den USA. Sechs chinesische Institutionen waren unter den zehn weltweit führenden Forschungseinrichtungen, wobei die Chinesische Akademie der Wissenschaften deutlich herausragte.
Bedenken bestünden jedoch hinsichtlich des zunehmenden Einsatzes von Nanotechnologie und Nanomaterialien, einschließlich der Gesundheitsgefährdung durch Nanopartikel, die über die Haut eingeatmet oder absorbiert werden, und kontaminierter Metalle in Kohlenstoffnanoröhren, heißt es in dem Weißbuch. In China fehlen im internationalen Vergleich noch Studien zu den Umweltauswirkungen der Nanotechnologie. In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Industrie, Markt und Regierung seien möglicherweise unabhängigere Drittagenturen erforderlich, um die möglichen Nebenwirkungen der Nanotechnologie zu bewerten, heißt es im Bericht dazu.