Geldpolitik

​Chinas Zentralbank bleibt weiterhin umsichtig

25.09.2019

Obwohl die Zentralbanken in den USA und in Europa kürzlich die Leitzinsen senkten, wird China diesem Trend nicht folgen. Chinas Wirtschaft hat laut dem Vertreter der chinesischen Zentralbank genug andere Maßnahmen, um dem globalen Abwärtstrend entgegenzutreten.



China werde es vermeiden, größere geldpolitische Anreize zu nutzen, um dem Abwärtsdruck entgegenzuwirken, wie es einige andere Volkswirtschaften getan haben, sagte Yi Gang, Gouverneur der Zentralbank von China, am Dienstag: „Chinas Geldpolitik sollte auf ihrem eigenen Kurs bleiben und eine vorsichtige Haltung einnehmen", sagte Yi und verwies darauf, dass das Wirtschaftswachstum des Landes in einem angemessenen Rahmen und einer milden Inflation verharre und die Verschuldung stabil und nachhaltig gehalten werden müsse.


In der Geldpolitik gebe es ziemlich viel Raum, um Abwärtsrisiken entgegenzuwirken, da das Zinsniveau „angemessen" sei und die Höhe der erforderlichen Mindestreservesätze ausreichend Spielraum für Anpassungen biete, erklärte Yi auf einer Pressekonferenz am Dienstag.


Dennoch sei das Land „nicht in Eile, massive Zinssenkungen und quantitative Lockerungen einzuführen, wie es einige andere Zentralbanken getan haben.“ Die Zentralbank wird sich laut Yi bei der Festlegung der Geldpolitik hauptsächlich auf inländische und nicht auf externe Faktoren beziehen.


Mehr als 20 Volkswirtschaften haben angesichts der Abwärtsrisiken in diesem Jahr die Zinssätze gesenkt, einschließlich der Viertelpunkte-Senkung der US-Notenbank in der vergangenen Woche. Die Europäische Zentralbank senkte die Einlagensätze Anfang dieses Monats um 0,1 Prozentpunkte, und plant eine quantitative Lockerung im November.


„Die Bemerkung von Yi verdeutlicht, dass China die Geldpolitik nicht wesentlich lockern wird, obwohl eine Lockerung des externen Umfelds dem Land viel Spielraum eingeräumt hat", erläuterte Tang Jianwei, Chefforscher am Financial Research Center der Bank der Kommunikation.


„China kann nur dann einen wichtigen geldpolitischen Anreiz einleiten, wenn sich das externe Umfeld drastisch verschlechtert oder das Wirtschaftswachstum erheblich verlangsamt", sagte Tang. Für den Rest des Jahres sei weiterhin mit moderaten Lockerungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft zu rechnen, sagte Tang. Hierzu könnten die erforderlichen Mindestreservesätze und der neue Referenzzinssatz für Kredite, der sogenannte Leitzins, gesenkt werden.


Die Zentralbank hat kontinuierliche Anstrengungen unternommen, um die Finanzierungskosten für die Realwirtschaft in diesem Jahr zu senken, einschließlich der Reform des sogenannten Loan-Prime-Rate (LPR), einem Leitzins. Der letzte einjährige LPR, der am Freitag veröffentlicht wurde, lag bei 4,20 Prozent und damit unter den 4,25 Prozent im August.


Die chinesische Wirtschaft wuchs im ersten Halbjahr um 6,3 Prozent gegenüber 6,6 Prozent im Gesamtjahr 2018, teilten Regierungsvertreter mit. Die wirtschaftlichen Aktivitäten blieben stabil, kühlten sich jedoch im Juli und August leicht ab, wobei die Industrieproduktion langsamer wuchs.


Liu Chunsheng, außerordentlicher Professor für internationalen Handel an der Central University of Finance and Economics, sagte, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bleibe auf Kurs, um ihr jährliches Wachstumsziel von 6 bis 6,5 Prozent zu erreichen.


Um eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen, werde China Raum für eine normale Geldpolitik „bewahren" und den Einsatz unkonventioneller politischer Instrumente wie Negativzinspolitik meiden, sagte Yi.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Geldpolitik,Zentralbank,Zinssatz