Ionenbehandlung gibt Krebspatienten neue Hoffnung

12.10.2019

Die nationale medizinische Produktaufsichtsbehörde in China hat Chinas erstes Krebsbehandlungssystem mit Kohlenstoffionen genehmigt. Derzeit wird es im Wuwei Cancer Hospital in der Provinz Gansu installiert. Es soll eine sicherere und effektivere Strahlentherapie für die Öffentlichkeit ermöglichen, sagten Wissenschaftler am Donnerstag.



Das Projekt, das zur Schaffung des Systems führte, wurde im Jahr 1993 vom Institut für Moderne Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Firma Lanzhou Kejin Taiji gestartet. Das fertige Produkt stelle einen wichtigen Meilenstein in Chinas im Inland hergestellter fortschrittlicher medizinischer Ausrüstung dar, sagte Xiao Guoqing, Projektleiter und Forscher des Instituts.


Die im Jahr 1975 von den Vereinigten Staaten erstmals entwickelte Technik zur Behandlung von Krebs mit beschleunigten Schwerionen wurde weltweit als die nächste Herausforderung der Krebsbehandlung angesehen, sagte er. Während Ionen vieler Elemente getestet wurden, entdeckten Wissenschaftler schließlich, dass Kohlenstoffionen am besten geeignet sind, um Tumore zu behandeln und periphere Gewebeschäden zu minimieren.


Die Behandlung mit Kohlenstoffionen funktioniert durch deren Beschleunigung auf rund 70 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Diese Ionenstrahlen werden anschließend mit hohem Druck auf den Tumor gestrahlt, wo sie die DNA seiner Zellen zerstören und diese schließlich abtöten.


Die beschleunigten Ionen seien für Krebszellen zerstörerischer als Photonen, die traditionell in der Gamma- und Röntgenstrahlentherapie eingesetzt werden, sagte Wang Xiaohu, Vizepräsident des Gansu Province Cancer Hospital. Dadurch sei es möglich, eine hohe Dosis an Ionen in einem kleinen und zielgerichteten Volumen zu liefern, das auf die Form und Tiefe des Tumors zugeschnitten sei. Im Gegensatz zu Photonen, die weiterhin in den Körper eindringen und ihn schädigen, geben die Kohlenstoffionen ihre Energie ab, töten die Krebszellen und bleiben dann im Tumor. Damit reduzieren sie den Schaden an gesundem umgebendem Gewebe, was wiederum das Risiko von Nebenwirkungen senke, sagte Wang.


Die Therapie mit Kohlenstoffionen kann auch bei Patienten eingesetzt werden, deren Tumore für eine invasive chirurgische Entfernung zu kompliziert oder für typische Röntgenbehandlungen ungeeignet sind.


Das Fudan University Cancer Hospital in Shanghai importierte im Jahr 2008 ein Therapiegerät zur Schwerionenbeschleunigung aus Deutschland. Seit dessen Einführung im Jahr 2015 wurden damit rund 2.000 Krebspatienten behandelt.


Xiao sagte, China habe eine massive Nachfrage nach hochwertigen Krebsbehandlungen. Nach Angaben des nationalen Krebsforschungszentrums verzeichnete China im Jahr 2015 rund 3,9 Millionen Patienten mit bösartigen Tumoren sowie 2,3 Millionen Todesfälle.


Im Vergleich zum Import teurer medizinischer Geräte koste das im Inland hergestellte Kohlenstoffionen-Krebsbehandlungssystem deutlich weniger in der Herstellung und Wartung und ermögliche es den Patienten, billigere Behandlungen zu genießen, sagte er. Ähnliche Installationen in anderen Teilen der Welt können jeweils Hunderte von Millionen US-Dollar kosten, während die chinesische Version rund 550 Millionen Yuan (70,2 Millionen Euro) kostet. 


Der Durchschnittspreis für die Schwerionenbehandlung liegt weltweit bei 250.000 (31.900 Euro) bis 300.000 Yuan (38.300 Euro) pro Behandlung. Mit der neuen Maschine soll der Preis auf rund 200.000 Yuan (25.500 Euro) gesenkt werden. Ein Teil der Kosten könnte von Versicherungsgesellschaften übernommen werden, sagte Xiao.


Bisher hat sich die Kohlenstoffionenbehandlung bei der Behandlung von Prostata-, Leber-, Rektum- und Lungenkrebs im frühen bis mittleren Stadium sowie bei fortgeschrittenen Knochen- und Weichteilsarkomen bewährt. In den ersten Jahren werde das Wuwei Cancer Hospital Hunderte von Patienten pro Jahr behandeln. Diese Zahl solle schrittweise auf mehr als 1.000 pro Jahr erhöht werden, sagte er.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Krebs,Behandlung,Strahlentherapie