Ministerpräsident Äthiopiens erhält Friedensnobelpreis
Abiy Ahmed, der Ministerpräsident Äthiopiens, erhält den renommierten Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um die Beendigung des 20 Jahre andauernden Konfliktes mit dem Nachbarland Eritrea. Dies teilte Berit Reiss-Anderson, Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, mit.
Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed (Foto von VCG)
"Das Nobel-Komitee verleiht den Friedensnobelpreis für das Jahr 2019 an Abiy Ahmed für seine Bemühungen um Frieden und internationale Zusammenarbeit, vor allem aber wegen seiner entscheidenden Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem benachbarten Eritrea," so Reis-Anderson.
Reiss-Anderson sagte, dass Abiy Ahmed in enger Kooperation mit Isaias Afwerki, dem Präsidenten Eritreas, ein Friedensabkommen zur Überwindung einer Pattsituation an der Grenze beider Länder ausgearbeitet hätte.
"Frieden kommt nicht von den Aktivitäten einer Seite allein," sagte sie. "Als Ministerpräsident Abiy Ahmed seine Hand ausstreckte, war da Präsident Afwerki, der sie ergriff und dabei half, den Friedensprozess zwischen beiden Ländern in eine feste Form zu bringen."
Reiss-Anderson hob Abiy Ahmeds Maßnahmen in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit hervor: die Aufhebung des Notstandes und der Pressezensur, die Amnestie für tausende politischer Gefangener und die Zulassung zuvor verbotener Oppositionsparteien.
Darüber hinaus entließ er militärisches und politisches Führungspersonal, dem Korruption vorgeworfen wurde, und erhöhte auf signifikante Weise die Teilnahme von Frauen am politischen und öffentlichen Leben des Landes.
Reiss-Anderson würdigte Abiy Ahmed auch für sein Eintreten zur Stärkung der Demokratie durch freie und faire Wahlen.
Auch wenn noch viel zu tun sei in Äthiopien, habe der Ministerpräsident wichtige Reformen angestoßen, die in vielen Bürgern die Hoffnung auf ein besseres Leben und eine hellere Zukunft geweckt hätten.
"Zweifelsohne wird mancher denken, dass es zu früh sei, Abiy Ahmed den Nobelpreis zu verleihen," so Reiss-Anderson. "Das Nobel-Komitee aber glaubt, dass seine Bemühungen gerade jetzt Anerkennung und Ermutigung benötigen."
Das Nobel-Komitee hoffe, dass die Auszeichnung Abiy Ahmed in seiner wichtigen Arbeit für Frieden und Aussöhnung bestärken möge.
Da Äthiopien das Land Afrikas mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl ist, sowie über die größte Volkswirtschaft Ostafrikas verfügt, würden Frieden, Stabilität und Erfolg zahlreiche positive Effekte hervorbringen und dazu beitragen, die Brüderschaft zwischen Ländern und Völkern der Region zu stärken.
Die Verleihung des Nobelpreises sei auch in Anerkennung der Bemühungen des Preisträgers um Frieden und Aussöhnung in Äthiopien, Ost- und Nordostafrika erfolgt. Im Gefolge des Friedensprozesses mit Eritrea habe sich Abiy Ahmed auch für die Anbahnung von Frieden in anderen Teilen der Region engagiert.
Im September 2018 war er aktiv an der Normalisierung der Beziehungen zwischen Eritrea und Djibouti, die sich jahrelang feindlich gegenübergestanden waren, beteiligt.
Er begleitete das erste Treffen zwischen Salva Kiir, dem Präsidenten des Südsudan und dessen Rivalen Riek Machar nach nahezu zwei Jahren am 20. Juni 2018.
Abiy Ahmed versuchte auch zwischen Kenia und Somalia in einem zähen Streit über ein umstrittenes Meeresgebiet zu vermitteln