Han Ruixiang: Peter Handke ist nicht nur ein großartiger Autor, sondern auch ein großartiger Mensch Exklusiv

Quelle: german.china.org.cn
24.10.2019
 

Von Wang Ran, Beijing


Am 10. Oktober gab die Schwedische Akademie bekannt, dass der Literaturnobelpreis 2019 an den österreichischen Autor Peter Handke vergeben wird. In deutschsprachigen Literaturkreisen ist Handke als "lebender Klassiker" bekannt, doch zugleich ist er politisch umstritten. Der Herausgeber der chinesischen Ausgabe von Handkes Werken und Professor für Germanistik an der Beijing Foreign Studies University, Han Ruixiang, erklärte kürzlich im Interview mit China.org.cn, dass die Vergabe des Preises an Handke eine Art Wiedergutmachung des Nobelpreiskommitees sei, denn Handke sollte vor Elfried Jelinek und Herta Müller diesen Preis bekommen. Handke sei nicht nur ein großartiger Schriftsteller, sondern auch ein großartiger Mensch.


Die von Han Ruixiang herausgegebenen neunbändigen Werke Peter Handkes umfassen 26 Werke.


Ein Sprachmeister mit einzigartigem Stil


In der deutschsprachigen Literatur ist Handkes literarische Leistung unbestritten. Vom Gerhart-Hauptmann-Preis 1967 und dem Georg-Büchner-Preis 1973 bis zum Heinrich-Heine-Preis 2007, dem Thomas-Mann-Preis 2008, dem Franz-Kafka-Preis 2009 und dem Internationalen Ibsen-Preis 2014 und schließlich dem diesjährigen Literaturnobelpreis, konnte er zahlreiche bedeutende Preise sammeln und Wunder um Wunder für die deutschsprachige Literatur hervorbringen.


Die Schwedische Akademie zeichnete Handke aus: "für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlichem Einfallsreichtum Randbereiche und die Spezifität menschlicher Erfahrungen ausgelotet hat".  Laut Han Ruixiang kann diese Bewertung auf zwei Ebenen betrachtet werden: Erstens sei Handke ein Meister der Sprache mit kritischem Geist. Er halte stets an der Überzeugung fest, dass die traditionelle Funktion der Sprache der Gefühlsausdruck sei. Derzeit jedoch sei die Sprache zweckentfremdet zu einem achtlos benutzten Werkzeug geworden. Deshalb hoffe Handke auf die Wiederfindung der Sprache, also durch dramaturgische Experimente und Sprachkritik die Sprache wieder in ihren Ursprungszustand zu bringen. Zweitens sei Handke ein beobachtender und wahrnehmender Schriftsteller. Er schaut, empfindet und erkennt die Welt. Durch die Beschreibung der inneren Gefühlswelt der Figuren zeige er die Widersprüche zwischen Individuum und Welt. Dieses Thema ziehe sich durch Handkes ganzes Werk.

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Schlagworte: Handke,Autor,Literaturnobelpreis,Jelinek

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