Privatsphäre: Wer Fotos verschickt, liefert oft damit auch sensible Daten

03.01.2020

Originalfotos können sensible persönliche Informationen verraten! Dieses vielen Menschen nicht bekannte digitale Phänomen hat vor kurzem eine große Debatte in der chinesischen Internetcommunity ausgelöst.

Experten zufolge beinhalten Originalfotos die sogenannten Exif-Daten, wenn der Fotomacher beim Fotografieren die GPS-Funktion zulässt. Die Exif-Daten enthalten das Datum, die Uhrzeit, den Ort des Fotos und den Kamera- bzw. Handy-Typ des Fotomachers im Moment des Fotografierens. Das heißt, wenn man unbearbeitete Fotos in Originalgröße per Wechat, QQ oder Email an Andere schickt, können diese sich dann auch alle Exif-Daten und damit die persönlichen Informationen ansehen.

Liu Xin, eine Studentin aus Beijing, sagte: „Also, dass die Originalfotos so viele persönliche Informationen tragen, wusste ich vorher gar nicht. In Zukunft werde ich solche Fotos nicht an Unbekannte schicken.“. Im Alltag macht Liu Xin sehr gerne Selfies und postet danach die Fotos in ihren Wechat-Moments, die mit Instagram vergleichbar sind. In der Grundeinstellung sind für alle Kontaktpersonen die geposteten Fotos sichtbar. Manchmal schickte Liu auch Originalfotos an Freunde oder Studienkollegen. Wechat-Mitarbeitern zufolge werden alle geposteten Fotos im Moment vor der Veröffentlichung komprimiert. Deshalb würden die Fotos in den Wechat-Moments keine Exif-Daten mehr beinhalten. Per Wechat verschickte Originalfotos behielten hingegen alle Exif-Daten, so die Experten von der Tochterfirma des Internet-Riesen Tencent. Liu hatte das nicht gedacht. „Das hat mich schockiert und zugleich meine Privatsphäre verletzt“, zeigt sie sich verärgert: „Denn die Zeit- und Ortsinformationen wurden ohne meine Erlaubnis verraten.“

Der Experte Zhu Wei von der Chinesischen Universität für Politikwissenschaft und Recht sagt, dass nicht alle Exif-Daten persönliche Informationen verraten würden und nur die Daten, die eng mit dem privaten alltäglichen Leben verbunden seien, die Privatsphäre verletzen könnten. Solche Informationen würden möglicherweise von einigen Leuten gesammelt und genutzt, um gezielt zu werben oder auch zu betrügen. Laut einer Erklärung des Höchsten Gerichtshofes Chinas im Jahr 2014 gelten Exif-Daten nicht als wichtige vertrauliche Informationen, solange der Dateninhaber die Daten unaufgefordert an Andere sendet. Zheng Ning von der Communication University of China schlägt vor, auf einem Computer die Exif-Daten in den Originalfotos zu löschen, wenn man diese nicht haben wolle. Seiner Meinung nach sollten Netzanbieter und App-Entwickler ihre Nutzer darüber informieren, dass einige Apps persönliche Daten sammeln bzw. bearbeiten können. Datensammlung ohne Genehmigung des Users sei gemäß dem Gesetz für Internetsicherheit rechtswidrig, so Zheng.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Privatsphäre,Fotos,Daten,Internetsicherheit