Kurzfristige Beeinträchtigung
Gastronomie schwer von Coronavirusepidemie betroffen
Traditionell sind die Ferien zum Frühlingsfest gleichbedeutend mit der Hochsaison für die gastronomische Industrie. Aber der unerwartete Ausbruch der Coronavirusepidemie hat den ganzen Wirtschaftszweig in eine Krise gestürzt.
Ein leeres Restaurant von McDonald's in Beijing am 31. Januar.
Während der Ferienzeit zum letztjährigen Frühlingsfest hat die Industrie mehr als eine Billion Yuan umgesetzt. Dieses Jahr wird jedoch mit einem Umsatzrückgang um 500 Milliarden Yuan gerechnet, wie es in einer Untersuchung des Evergrande Research Institute heißt.
Die Tatsache, dass die meisten Chinesen ihre Wohnung nicht verlassen, um der Gefahr der Ansteckung im öffentlichen Raum und bei großen Menschenansammlungen zu entgehen, stellt die Industrie außerhalb ihrer Online-Angebote vor große Herausforderungen.
Der Ausbruch der Epidemie ereignete sich gerade in dem Moment, da die Restaurants Ende Januar ihre Vorbereitungen hinsichtlich der Lebensmittelvorräte und des Personalbestandes abgeschlossen hatten. Die schleppenden Einkünfte, die Mietkosten, die Aufwendung für Lebensmittel - das Ausgangsmaterial der Gastronomie - und die Personalkosten seien ein großes Problem für den Cashflow der Unternehmen, sagt Chen Ke von der internationalen Beratungsfirma Roland Berger.
"Normalerweise verfügt die Gastronomie nicht über große Finanzpolster. Die Rücklagen reichen im besten Fall für zweieinhalb Monate. Deshalb spielen kontinuierliche Eingänge eine wichtige Rolle," so Chen. Das Überleben vieler Unternehmen der Branche, vor allem der kleinen und mittleren Betriebe, werde davon abhängen, wie schnell die Epidemie abklinge.
Jason Yu, Generalmanager der chinesischen Zweigstelle des Beratungsunternehmens Kantar Worldpanel, meint, dass die Auswirkungen der Epidemie auf die Gastronomie spürbar seien, da die Verbraucher während der letzten zwei Wochen ihre sozialen Aktivitäten und ihre Reisebewegungen erheblich eingeschränkt hätten.
"Wegen der Angst, sich anzustecken, vermeiden es die Leute, auswärts essen zu gehen. Selbst außerhalb des Zentrums der Epidemie in Hubei ist diese Haltung sehr verbreitet. Staatdessen kochen sie zuhause. Das stellt den Gastrosektor vor große Herausforderungen," so Yu.
Einige Unternehmen haben bereits die Schließung von Gaststätten angekündigt, oder ihre Servicemethoden angepasst.
Die Feuertopfkette Haidilao hat die Wiedereröffnung ihrer Restaurants auf dem chinesischen Festland seit dem 26. Januar ausgesetzt. Starbucks hat mehr als die Hälfte seiner Cafés in Festlandchina geschlossen und die Hygienestandards in den übrigen Verkaufsstellen angehoben.
Yum China, die Muttergesellschaft von Ketten wie KFC und Pizza Hut, fördert mittlerweile die "kontaktlose" Lieferung, um die unmittelbare Berührung mit den Kunden zu vermeiden. Yu hebt hervor, dass man Kapazitäten nutzen und Umsatz generieren könne, indem man den Online-Lieferservice ausbaue und der Kundschaft im Straßenverkauf abgepackte Lebensmittel anbieten könne.
Wang Yajun, Geschäftsfüher und Gründer der Imbissmarke Pashou, hält Lieferdienste für einen Ausweg für die Gastronomen: "Ich habe Mitarbeiter der Restaurantkette Meizhoudongpo gesehen, die vor ihrem Restaurant frisches Gemüse verkauft haben. Sie könnten dies auch online versuchen."
Wang meint, dass dies die rechte Zeit sei, um den Einzelhandel auf Internetplattformen auszubauen und die Verbundenheit der Marke mit der Kundschaft zu vertiefen, da derzeit die Menschen mehr Zeit im Internet verbrächten.
Der größte Kostenfaktor in der Gastronomie ist das Personal mit einem Anteil von 25 bis 33 Prozent an den Gesamtkosten. Die Miete schlage mit acht bis dreizehn Prozent Kostenanteil zu Buche, weshalb Mietminderungen und Steuernachlässe den Restaurantbetreibern eine große Hilfe sein könnten, sagt der Lebensmittel- und Getränkeexperte Zhu Daneng gegenüber dem Wirtschaftsblatt National Business Daily.
Die Vermieter von Geschäftsimmobilien wie Wanda und Longfor sagen, dass sie die Mieten herabgesetzt hätten oder einen Monat mietfrei anböten, um den Unternehmen das Überleben zu erleichtern.
Die Staatliche Regulierungskommission für Banken und Versicherungen unterstützt diejenigen Wirtschaftszweige, die unter dem Ausbruch der Coronavirusepidemie leiden, mit einer Zinssenkung für laufende Kredite und einem erweiterten Angebot von Krediten mit mittlerer und langer Laufzeit. Zu den besonders hart getroffenen Branchen zählen der Einzelhandel, die Gastronomie, die Logistik, sowie Kultur und Tourismus.
Nach Yu mache sich der Einfluss der Epidemie im ersten Quartal des Jahres bemerkbar. "Wenn der Virus erst einmal unter Kontrolle gebracht ist und das Vertrauen der Konsumenten wieder hergestellt sein wird, wird auch die Nachfrage rasch wieder ansteigen."
Auch Chen sieht eine lediglich kurzfristige Beeinträchtigung, denn die Nachfrage nach gastronomischen Dienstleistungen sei in China stetig anwachsend. "Es besteht kein Anlass zu Pessimismus. Im Jahre 2003, dem Jahr der SARS-Epidemie, verzeichnete der Gastrosektor während des ganzen Jahres ein stetes Wachstum."
"Das Ereignis wird den Unternehmen dabei helfen, Methoden zu entwickeln, um besser auf Notlagen reagieren zu können und die Lebensmittelsicherheit über den gesamten Verlauf der Lieferkette hinweg zu gewährleisten. Davon werden die Verbraucher profitieren."
Li Pengfei, Mitbegründer der Tianjiner Lebensmittelkette Dreamfoods Studios, sagt: "Wenn wir geeignete Maßnahmen ergreifen und neue Geschäftsmodelle klug anwenden, wird die Gastronomie bald wieder auf den gewohnten Erfolgspfad zurückkehren."
Liu Ning, Betreiber einer Imbissstube, will am 11. Februar seinen Laden wieder aufmachen. Anstelle seines Spezialsalats wird er warme Speisen anbieten, Toasts und Burritos, um so die Bedenken seiner Kunden hinsichtlich der Sicherheit von Lebensmitteln zu zerstreuen.