Blindenleitsysteme im Handy – mobile Anwendungen erhellen die Welt der Sehbehinderten

11.06.2020

Sehbehinderter Sun Tao und seine Frau Wang Rui benutzen ihre Smartphones (Foto von Xinhua)


Während die Liedtexte auf den Bildschirm seines Mobiltelefons fließen, schmettert der 26-jährige Li Longhua ein paar seiner Lieblings-Popsongs. Für den sehbehinderten Masseur in der ostchinesischen Stadt Nanchang ist das Singen zum Highlight seines Tages geworden.


Dank des speziellen Designs von Changba, einer Gesangs-App, können sehbehinderte Menschen wie Li den Spaß beim Singen in einer „tragbaren Karaoke-Kabine“ genießen.


„Das hat mein Leben einfacher und vergnüglicher gemacht. Ich habe der App oft Vorschläge unterbreitet. Ihre Ingenieure haben meinen Rat angenommen und ihre barrierefreien Dienstleistungen immer weiter verbessert“, so der Masseur.


„Sehbehinderte Benutzer können die Liedtexte nicht sehen. Unsere App kann sie durch Sprachanweisungen an die Worte erinnern“, sagte Tony Chen, Gründer und CEO der Changba Music Group. Zudem fügte er hinzu, dass die Funktionsweisen auf fast allen 500 Seiten von Changba optimiert worden sind, um Blinden und Sehbehinderten eine bessere Benutzererfahrung anbieten zu können.


Viele Internetunternehmen in China wie Changba intensivieren seit Jahren ihre Bemühungen, um das Leben von Behinderten durch barrierefreie Dienstleistungen bequemer zu machen. Statistiken zufolge haben bis Ende 2019 mehr als 40 chinesische Internetfirmen Abteilungen für barrierefreie Informationen etabliert.


Für den 39-jährigen Wang Zhihua, einen Blinden in Beijing, haben solche Technologien sein Leben und sogar sein Schicksal verändert.


„Früher hatte ich Angst davor, am Straßenrand ein Taxi herbei zu winken. Denn ich wusste nicht, ob ein vorbeifahrendes Fahrzeug ein Taxi war. Und viele Taxifahrer lehnten mich einfach ab, um Ärger zu vermeiden. Manchmal wenn ich winkte, hielt sogar ein Polizeiauto an, um zu sehen, ob sie mir helfen können. Aber alles, was ich brauchte, war ein Taxi.“


Als Ride-Hailing-Apps in China auftauchten, war Wang Zhihua begeistert. Aber solche mobilenn Anwendungen wurden den Anforderungen der Sehbehinderten nicht gerecht. „Am Anfang waren derartige Apps für Blinde nicht sehr anwenderfreundlich. Ich wusste zum Beispiel nicht, wie ich den Service eines Fahrers bewerten sollte. Einige Pop-up-Seiten störten den Zahlungsvorgang.“


Wang und seine Freunde meldeten diese Fehler an das betroffene Unternehmen. Glücklicherweise wurden ihre Vorschläge größtenteils angenommen.


Wang Zhihua arbeitet bei Didi Chuxing


Ende 2019 wurde Wang Zhihua Mitarbeiter von Didi Chuxing, einem führenden Ride-Hailing-Dienst in China. Er ist verantwortlich für die Bewertung der Funktionen der App für sehbehinderte Benutzer.


„Mein Kindheitstraum war es, Masseur zu werden. Ich hätte nie gedacht, dass ich Computer und Smartphone benutzen kann und sogar für eine Internetfirma arbeiten darf“, sagte Wang.


Einige chinesische Technologieunternehmen haben maßgeschneiderte Apps für sehbehinderte Menschen entwickelt, die ihnen ermöglichen, via Technologien wie Spracherkennung und Sprachinteraktion online Lebensmittel zu bestellen, Kinofilme zu genießen, Spiele zu spielen und Bücher zu lesen.


Zum Beispiel hat Beijing Prudence Interactive Technology Co., Ltd. ein Handyspiel für sehbehinderte Menschen auf den Markt gebracht. Yang Jun, Generaldirektor des Unternehmens erklärte: „Sehbehinderte Menschen stehen im Zeitalter des mobilen Internets immer noch vor vielen Herausforderungen. Durch unsere Spiele haben sich viele sehbehinderte Nutzer gegenseitig kennen gelernt. Das heißt, dass wir mit unseren inhaltsreichen Angeboten den sozialen Kreis für blinde und sehbehinderte Personen vergrößert.“


Laut der Chinesischen Organistaion für Behinderte gibt es in China etwa 85 Millionen behinderte Menschen, von denen etwa 12 Millionen sehbehindert sind. Dazu äußerte sich Yang Jun: „Die Bevölkerungszahl der Sehbehinderten in China ist groß. Mit einer immer weiter alternden Gesellschaft werden Sehbehinderungen größere Hindernisse für das Leben, die Unterhaltung und die Kommunikation von immer mehr sehbehinderten Menschen darstellen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, sind gemeinsame Bemühnungen von mehr Technologieunternehmen erforderlich.“

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Quelle: CRI

Schlagworte: Blindenleitsysteme,Handy,Sehbehinderte