Der 1997 erschienene Roman „Cao Fang Zi“, die strohbedeckte Hütte, ist das berühmteste Werk von Cao Wenxuan. Erzählt wird die Geschichte des elfjährigen Sangsang, der während der Kulturrevolution eine Grundschule an einem Fluß besucht und mit dem ersten Verliebtsein, Alter, Krankheit und Tod konfrontiert wird.

Cao erklärte vor kurzem auf einer Veranstaltung, „Nach ‚Cao Fang Zi‘ habe ich viele Werke geschaffen. Der Handlungsort meiner früheren Werken heißt „You Ma Di“, ein Ort, der nach den Worten eines amerikanischen Schriftstellers briefmarkengroß ist. Mit ihm sind meine Gedanken über die menschliche Gesellschaft und die Ästhetik verbunden.“

Cao Wenxuan vertritt die Ansicht, dass ein Schriftsteller wegen zu starker Stilisierung seiner Werke sein literarisches Schaffen leicht auf einen sehr engen Raum beschränken könne.

„Beeinflußt von Kritikern und Lesern beschränkt man unbewußt sein Schreiben und gibt einen weiten Bereich des Lebens auf“, so Cao Wenxuan.

Cao offenbart, dass er mit dem Schaffen seines Romans „Feuerstempel“ im Jahr 2015 eine Wende vollzogen habe. Dabei versucht er, die Grenze seines literarischen Ursprungsort „You Ma Di“ durchzubrechen und im Bereich der Stadtliteratur Neuland zu erkunden.

„Ich habe in der früheren Phase meines Lebens auf dem Land gelebt. Obwohl ich später mehr Zeit in der Stadt verbracht habe, hatte ich vorher nicht das Gefühl, dieses neue Feld zu thematisieren. In den letzten Jahren habe ich diesen neuen kreativen Wunsch gespürt und fühle mich diesem neuen Bereich völlig gewachsen“, sagt Cao.

Der 2016 erschienene Roman „Libellenaugen“ kennzeichnet eine Wende des literasischen Schaffens von Cao Wenxuan. Die danach erschienenen fünf Romane und sein jüngstes Werk „Die Suche nach einem Vogel“ nannte Cao eine Serie seiner neuen Romane.

Beispielsweise ist der Schauplatz seines Kriminalromans „Strohschuhe-Bucht“ anstatt der ihm vertrauten Dörfer im Norden der Provinz Jiangsu die alte Metropole Shanghai. Der Roman „Glühwürmchenkönig“ ist von einer surrealen Märchenfarbe geprägt. Das Thema des Erwachsensseins in seinem Roman „Die Suche nach einem Vogel“ betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene.

Cao Wenxuan ist der Auffassung, dass die Möglichkeiten auf dieser Welt wie das Universum unendlich seien und endlos reorganisiert und erschaffen werden könnten. Darin lägen der Grund und die Motivation des Schreibens und die Freude der Schöpfung läge eben in der Erprobung von Möglichkeiten.

Beim ständigen Streben nach neuen Möglichkeiten hat Cao Wenxuan aber seinen prägnanten, schönen und impliziten Schreibstil beibehalten. Der tragische Geist wie immer, der Sinn für Bilder für immer.

Cao erklärt „Meine neuen Romane vermitteln den Lesern den Eindruck, dass sie die gleiche ästhetische Sichtweise wie ‚Cao Fang Zi‘ haben. Man kann auch ohne meinen Namen leicht erkennen, dass sie von mir stammen. Es ist genau das, was ich anstrebe.“