Besucher bestaunen während einer Industrieausstellung in Shenzhen ein mit einem BeiDou-Navigationschip ausgestattetes Fahrrad.

Chinas selbsterstelltes BeiDou-Navigationssatellitensystem, das bislang für Wetter- und Erdbebenvorhersagen, Landvermessung und Kartierungsdienste sowie für die Navigation von Taxis, Bussen und Lastwagen eingesetzt wird, hat nun auch im Fahrradverleihsektor Einzug erhalten: Unternehmen nutzen die Technologie verstärkt, um bessere Abläufe und Benutzererfahrungen zu schaffen.

Bike-Sharing-Firmen haben begonnen, das System in großem Stil zu nutzen, nachdem letzte Woche der letzte Satellit des BeiDou-Navigationssystems gestartet worden war. Die in Shanghai ansässige Bike-Sharing-Firma „Hello Global“ hat bereits alle ihre Sharing-Fahrräder unter dem Dach von BeiDou zusammengeführt, während „Qingju Bike“, das sich im Besitz von „Didi Chuxing“ befindet, die BeiDou-Dienste bislang für Fahrräder in Shenzhen in der Provinz Guangdong, in Wuhan in der Provinz Hubei und in Beijing nutzt. Auch „Meituan Bike“ (ehemals Mobike) hat eine Internet der Dinge (IoT)-Plattform mit Millionen von Sharing-Fahrrädern eingerichtet, die mit der BeiDou-Technologie ausgestattet ist.

Li Kaizhu, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von Hello Global, erklärte: „Die Anwendung des BeiDou-Systems ist der erste groß angelegte Versuch im Bereich des Sharing-Transports („Sharing Travel“). Es wird dazu beitragen, dass sich gemeinsam genutzte Fahrräder besser in die Ökologie des öffentlichen Nahverkehrs integrieren lassen.“

Das BeiDou-Netzwerk werde den Nutzern auch dabei helfen, die Räder geordnet zu parken, da die Technologie dem Parken der Räder auf städtischen Straßen Priorität einräumen werde, fügte er hinzu.

Die Techniker könnten das BeiDou-System im Hintergrund für die Echtzeit-Verwaltung von Informationen bezüglich des Fahrzeugaufkommens auf den Straßen nutzen. Auf diese Weise könnten Phasen mit niedrigen oder hohen Verkehrsaufkommen sowie hohe Fahrzeug-Ansammlungen effektiv kontrolliert werden, ließ ein Vertreter von Qingju Bike wissen.

Wang Peng, Assistenzprofessor an der Renmin-Universität in Beijing, der sich auf den Transportsektor spezialisiert, sagte: „Das mit der 5G-Technologie ausgestattete BeiDou-System löst das Signalproblem von gemeinsam genutzten Fahrrädern. Früher waren die Fahrräder mit 3G- oder sogar 2G-Netzen ausgestattet, und das Signal war schlecht. Das machte es für die Benutzer schwierig, ein Fahrrad zu finden oder eine Zahlung online zu tätigen. Die Kombination von 5G und BeiDou löst das Problem und bietet eine bessere Benutzererfahrung". Darüber hinaus würden die 5G-Netze weniger Energie verbrauchen. In der Vergangenheit habe die Batterielaufzeit eines Sharing-Fahrrads normalerweise nur einen Monat oder sogar lediglich 20 Tage betragen. Jetzt könne die Batterie dagegen sechs Monate lang laufen, sagte er.

Yu Zejun, ein Forschungsstipendiat an der Forschungseinrichtung der „China Fortune Land Development Co Ltd“, erklärte, dass Sharing-Fahrräder zu den vier Hauptanwendungsbereichen - A (Automobil), B (Fahrrad), C (Mobiltelefon) und D (Drohne) - des BeiDou-Systems gehören. Der von BeiDou angebotene Ortungsservice sei ein Schlüsselelement für den Sharing-Transport-Sektor. Künftig werde jedes Sharing-Fahrrad mit einem BeiDou-Navigationschip ausgestattet sein. Der Sharing-Transport beinhalte vielfältige Anwendungsszenarien und die Aussichten des BeiDou-Systems seien vielversprechend, sagte er.

„Nicht nur für Sharing-Fahrräder, in der Zukunft kann das BeiDou-System auch in weiteren Bereichen angewendet werden, wie zum Beispiel für Sharing-Autos, -Lastwagen und -Drohnen", schätzt Wang.