Der Aufstieg der aus China finanzierten App TikTok, die im Ausland eine wachsende Zahl an Internetnutzern anlockt, stößt bei Politikern in einigen Ländern auf Bedenken. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um Fehler in der App zu finden, und kritisieren die Datensicherheit, um Hürden für die weitere Expansion aufzustellen.

Die Vereinigten Staaten würden ein Verbot von TikTok und anderen chinesischen Social-Media-Apps „prüfen“, sagte der amerikanische Außenminister Mike Pompeo am Montag. Das Land hat seine Aufsicht über das beliebte Kurzvideoprogramm in den vergangenen Jahren verschärft.

„TikTok wird von einem amerikanischen CEO geleitet, hunderte Mitarbeiter und wichtige Führungskräfte aus den Bereichen Sicherheit sind hier in den USA. Für uns gibt es kein wichtigeres Anliegen als unseren Kunden eine sichere App-Erfahrung zu bieten“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Wir haben noch nie Daten an die chinesische Regierung weitergegeben und wir würden es auch nicht tun, wenn man uns dazu auffordern würde“, fügte er hinzu.

Eine Person aus dem Umfeld von ByteDance, dem Mutterkonzern von TikTok, sagte der Global Times, dass das chinesische Unternehmen seine Bemühungen verstärkt habe, die Operationen so stark wie möglich zu lokalisieren, um ein wahrhaft transnationales Unternehmen zu werden.

Der Internetanalyst Ma Jihua sagte, der wesentliche Grund, warum das chinesische Einhorn-Unternehmen einen so rasanten Aufstieg hingelegt habe, sei die klare Trennung zwischen seinem Dienst Douyin, der in chinesischer Sprache angewendet wird, und TikTok, das vor allem im Ausland verwendet wird.

ByteDance ernannte im Mai Kevin Mayer zum CEO, was die Entschlossenheit des Unternehmens zeigt, in den amerikanischen Markt vorzustoßen. Mayer führte früher das Streaminggeschäft von Walt Disney Co. Die App wächst in den USA sehr schnell. Die Zahl der monatlichen Nutzer von TikTok erreichte im Mai einem Bericht der amerikanischen Agentur Wallaroo Media zufolge 65 Millionen. Im November hatte die App nach Angaben von TikTok noch 20 Millionen Nutzer in den USA.

Dort gaben Verbraucher etwa 86,5 Millionen US-Dollar für die App aus, womit das Land gemessen am Umsatz den zweitwichtigsten Markt darstellt, zeigen Daten des Researchunternehmens Sensor Tower.

Neben den USA ergreifen auch andere Länder diskriminierende Schritte gegen die App. In Australien bekommt TikTok wachsenden Gegenwind, nur einen Monat nach Eröffnung der ersten Geschäftsstelle. Die lokale Zeitung Herald Sun veröffentlichte Forderungen eines Abgeordneten im australischen Parlament, der ein Verbot der App forderte.

Auch Indien ergreift Maßnahmen gegen chinesische Apps. In der vergangenen Woche verbot das Land 59 chinesische Apps, darunter TikTok, Weibo und WeChat. Hintergrund sind die zunehmenden Grenzkonflikte zwischen beiden Staaten. Nach Angaben von AppAnnie war TikTok im ersten Quartal 2020 die am häufigsten heruntergeladene App in Indien, noch vor WhatsApp, Facebook und Instagram.

Die Attraktivität, die TikTok in ausländischen Märkten genießt, sei auch in gewisser Hinsicht ein Beweis für ihren Einfluss, sagte Liu Dingding ein Internetanalyst aus Beijing.

„Je restriktiver die Maßnahmen, die gegen Software aus China verhängt werden, desto stärker werden sie letztendlich“, sagte er, und stützt sich damit auf die Erfahrung mit Tech-Giganten wie Facebook und Google, die sich ebenfalls viele Jahre lang an strikte Regierungsauflagen halten mussten. Ausländische Märkte wie die USA, die eine protektionistische Haltung einnähmen und dazu tendierten, Unternehmertum und Innovation zu politisieren, würden den Anschluss verlieren, sagte Liu.