Geldpolitische Anpassung an wirtschaftliche Erholung 

Chinas Zentralbank will monetären „Krisenmodus“ beenden

12.07.2020


Chinas historisch hohes Kreditwachstum in der ersten Hälfte dieses Jahres habe die wirtschaftliche Erholung stark unterstützt, nachdem die neuartige Coronavirus-Epidemie im Inland fast unter Kontrolle gebracht worden sei, teilte die Zentralbank am Freitag mit. Deshalb werde die Geldpolitik auch wieder zur Normalität zurückkehren, sofern die Aussichten optimistisch bleiben.


Beamte der Zentralbank kündigten an, dass die Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte umsichtig und flexibler bleiben und die Bank einen „angemessenen" Geldbetrag und eine aggregierte Finanzierung bereitstellen werde. Der „Krisenmodus" solle aber möglicherweise ein Ende finden, wenn die Wirtschaftsindikatoren eine schnellere Erholung signalisieren.


Im Juni, so die Zentralbank am Freitag, hätten die Finanzinstitute neue Kredite in Höhe von 1,81 Billionen Yuan (259 Milliarden US-Dollar) ausgegeben - gegenüber 1,48 Billionen Yuan im Mai. Die breite Geldmenge (M2) wies Ende Juni im Jahresvergleich eine Wachstumsrate von 11,1 Prozent auf. Das entsprach dem Wachstum im Mai. 


Die Gesamtfinanzierung – also die Gesamtsumme der Finanzierungsmittel für die Realwirtschaft einschließlich der Staatsanleihen - erhöhte sich im vergangenen Monat um 3,43 Billionen Yuan - verglichen mit 3,19 Billionen Yuan im Mai.


Laut Wang Xin, dem Leiter des Forschungsbüros der Zentralbank, wird Chinas Wirtschaft den Prognosen zufolge im Zeitraum April bis Juni den Rückgang des ersten Quartals umkehren und mehr Wachstumsdynamik gewinnen, was hauptsächlich auf beschleunigte Anlageinvestitionen und eine moderate Erholung der Konsumausgaben zurückzuführen sei.


Guo Kai, stellvertretender Leiter der geldpolitischen Abteilung der Zentralbank, sagte, dass mit der allmählichen Erholung der Wirtschaft auf ein „normales" Niveau auch die Geldpolitik in einen normalisierten Status übergehen sollte, um dem Tempo der wirtschaftlichen Erholung zu entsprechen. Zu viel Liquidität oder ein zu niedriges Zinsniveau könnten zu spekulativen Aktivitäten führen und die finanziellen Risiken wieder erhöhen, mahnte Guo.


Stephen Chiu, Spezialist für den Bereich „Asia FX and Rates Strategist“ bei Bloomberg Intelligence, geht davon aus, dass die Zentralbank in der zweiten Jahreshälfte eine Senkung des erforderlichen Mindestreservesatzes vornehmen könnte, um die Liquiditätsprobleme zu milden, während auch spezielle Staatsanleihen ausgegeben werden könnten. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sich die monetäre Lockerung in solch großen Schritten wiederholen werde, wie es in den ersten sechs Monaten geschehen sei.


Es sei überdies zu erwarten, dass das Kreditwachstum in China in diesem Jahr von Unternehmens- und Inklusivfinanzierungskrediten dominiert wird. Die Konsumausgaben und Kredite würden dagegen durch die negativen Auswirkungen des Coronavirus auf das Vertrauen und die Einkommen stark beeinträchtigt, erklärte Fitch Ratings kürzlich.


Die Behörden werden wahrscheinlich im nächsten Jahr, unterstützt durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum, Maßnahmen ergreifen, um die systemische und finanzielle Verschuldung einzudämmen. Sollte die Verschuldung jedoch weiter deutlich zunehmen, könnte dies zu einigen betrieblichen Risiken für Geschäftsbanken führen, warnte Elaine Xu, eine stellvertretende Direktorin bei Fitch Ratings (Beijing).

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Geldpolitik,wirtschaftliche Erholung,China,Zentralbank