Regionen entlang des Drei-Schluchten-Projekts können der Armut entkommen

21.07.2020

In diesem Jahr gelang den Menschen in den Regionen des Drei-Schluchten-Projekts, des weltweit größten Wasserkraftprojekts, die historische Errungenschaft, sich endlich aus der Armut zu befreien. 

Mit einer Fläche von etwa 10.000 Quadratkilometer befinden sich die Regionen am Oberlauf des Jangtse, Chinas längstem Fluss, im Einzugsbereich des Stauprojekts. Vor dem Projekt lebten die 30 Millionen Einheimischen hier in Armut. 

Dank einer Reihe unterstützender Maßnahmen und Anstrengungen lokaler Regierungen konnten alle 19 Bezirke und Kreise der Region der Armut entkommen. 


Blühender Tourismus 

Song Qinggui, ein 47-jähriger Dorfbewohner im Dorf Qingshi des Kreises Wushan der südwestchinesischen Metropole Chongqing, ist gegenwärtig mit seinem Agrotourismus-Geschäft beschäftigt. 

Im Jahr 2002 sind Song und seine Familie wegen des Stauprojekts in das Dorf gezogen. Am Jangtse-Fluss lebend, bestritt die Familie ihren Lebensunterhalt zuvor in der Landwirtschaft. 

„Ich machte mir schon Sorgen um unser zukünftiges Leben, als wir in das Dorf in den Bergen umgesiedelt wurden“, sagte er. „Obwohl wir früher viel fruchtbares Land hatten, konnten wir uns kaum ernähren. Was würden die dürren, staubigen Böden in den Bergen uns bringen?“ 


Song Qinggui bereitet in seiner familiengeführten Herberge im Dorf Qingshi Mittagessen für Touristen vor. (Foto: Xinhua)   


Jedoch stellten sich Songs Sorgen bald als unbegründet heraus. Inzwischen kann Song als Betreiber einer Herberge mehr als 200.000 Yuan (etwa 25.000 Euro) pro Jahr verdienen – eine deutliche Verbesserung gegenüber den 30.000 Yuan (3.750 Euro), die er zuvor verdient hatte. Dank einer Reihe von touristischen Attraktionen und der wunderschönen Naturlandschaft haben die Regionen den Tourismus zu einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen gemacht.  

Nach mehrjährigen Bemühungen konnte Song seine Herberge erweitern. Sie umfasst nun 1.000 Quadratmeter und ist damit zu einem der erfolgreichsten Unternehmen des Dorfs geworden.  

„Ich hätte nie gedacht, dass meine Geschäfte einmal so gut laufen würden“, sagte er. „Die Zimmer und der Speisesaal sind fast das ganze Jahr über ausgebucht, vor allem im Herbst und im Winter – den besten Jahreszeiten, wenn man die rot werdenden Blätter der Bergwälder genießen will. Die schöne Herbstlandschaft ist eine bekannte Attraktion des Kreises.“ 

Der Kreis Wushan kann mit einer Touristenattraktion auf 5A-Niveau, Chinas Höchstwertung für touristische Sehenswürdigkeiten, drei 4A-Touristenziele und einem 3A-Ziel aufwarten. Im Jahr 2018 empfing der Kreis rund 16 Millionen Touristen aus dem In- und Ausland und erzielte ein Tourismuseinnahmen in Höhe von 6,4 Milliarden Yuan (ca. 800 Millionen Euro), ein Plus von 17,5 bzw. 35,7 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr.  


Unterstützungsmaßnahmen 

Die Lokalregierungen der Region haben auch eine Reihe unterstützender Maßnahmen eingeführt, um neben dem Tourismus noch andere Industrien aufzubauen, welche die Stärken der Regionen nutzen können. 


Ein Luftbild vom 19. Juni 2020 zeigt Häuser, die von Nabel-Orangenbäumen umgeben sind, im Dorf Santuo im Kreis Fengjie im Südwesten der chinesischen Stadt Chongqing. (Foto: Xinhua)   


Angesichts des lokalen Klimas und des Terrains förderte der Kreis Fengjie den Anbau von Nabelorangen, was mehr als 7.000 armen Haushalten dazu verhalf, sich dank der über 23.000 Hektar Orangenbäume aus der Armut zu befreien.  

„Meine Familie hat mehr als 200 Nabel-Orangenbäume gepflanzt, die fast zehn Tonnen Orangen produzieren und uns dabei helfen, jedes Jahr über 40.000 Yuan (ca. 5.000 Euro) zu verdienen“, sagte Li Shengmei, eine 48-jährige Dorfbewohnerin aus Santuo. 

Der Bezirk Wanzhou, der unter der Verwaltung von Chongqing steht, investierte und baute in dem Dorf Xiazhong eine 100 Hektar große Obstanbaubasis. „Dank meines Anteils an den Einnahmen der Basis kann ich jedes Jahr mehr als 10.000 Yuan (1.250 Euro) erhalten. Mein Mann arbeitet auf einer Baustelle im Bezirk und verdient pro Jahr etwa 50.000 Yuan (6.250 Euro)", sagt Deng Xiuying, eine Dorfbewohnerin des Bezirks. 

Um die wirtschaftliche Belastung der ärmeren Familien zu mildern, haben die Lokalregierungen auch noch andere Maßnahmen ergriffen, darunter Ermäßigungen für Arztbesuche und andere Kosten.  


Neuer Ausgangspunkt 

Die Befreiung aus der Armut als neuen Ausgangspunkt betrachtend freuen sich die Menschen in der Region nun auf ein besseres Leben. 

Li Shengmei etwa plant, den Anbau von Nabelorangen auszuweiten. „Um hochwertige Orangen mit höherem Ertrag zu produzieren, habe ich neue Pflanztechniken gemeistert“, sagte Li. „Ich werde nächstes Jahr 100 Orangenbäume zusätzlich pflanzen und so deutlich mehr Geld für meine Familie verdienen.“ 

„Bei uns ist vorgesehen, in Zukunft in die Stadt zu ziehen“, sagte Deng Xiuying. Deng und ihr Mann haben ein Haus im Bezirk Wanzhou gekauft. Ihre Tochter hat auch einen Job an einer Schule des Bezirks gefunden. „Wir sind uns sicher, dass unser Leben immer besser wird“, fügte sie hinzu. 

In den Regionen entlang des Oberlaufs des längsten chinesischen Flusses soll zudem eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke gebaut werden, die die meisten Bezirke und Kreise miteinander verbinden und die Fahrzeit zwischen Beijing und dem Kreis Wushan auf weniger als fünf Stunden verkürzen wird. 

„Sobald die Eisenbahnstrecke eröffnet wird, werden noch mehr Touristen kommen“, sagte Song Qinggui zuversichtlich. „Es ist an der Zeit, meine Herberge weiter auszubauen.“

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Quelle: Beijing Rundschau

Schlagworte: Drei-Schluchten-Projekt,Jangtse,Agrotourismus,Armutsbekämpfung