Mit Nackthafer-Anbau kommen Landwirte aus der Armut heraus

13.08.2020



Mit dem Lärm einer automatischen Reismühle begann ein neuer Arbeitstag für Li Yongming, ein Landwirt im Landkreis Guyuan in der nordchinesischen Provinz Hebei. Guyuan wurde vor Jahren vom Staat zum hilfebedürftigen unterentwickelten Kreis erklärt.


Der 59-jährige Li Yongming lebt nach seinen eigenen Angaben seit jeher in Armut. „Meine Familie lebte vom Anbau von Nackthafer. Der Jahresertrag hatte einen Gesamtwert von nur 3.000 Yuan (etwa 366 Euro). Ich habe zudem eine langjährig kranke Frau und Schulden von 80.000 Yuan (etwa 5.790 Euro). Das Leben war aussichtlos .“


Dennoch haben sich die Dinge seit Jahr 2018 allmählich verändert. Im Dorf wurde im Rahmen eines lokalen Armutsbekämfpungsprogramms ein Getreideverarbeitungswerk eingerichtet. Seitdem arbeitet Li in diesem kleinen Werk. „Hier verdiene ich pro Tag 110 Yuan (vierzehn Euro). So hat sich mein Einkommen im Vergleich zu früher vervielfacht“, sagte Li Yongming erfreulich.


Der Landkreis Guyuan liegt auf einer geologisch hohen Ebene in Nordchina, etwa 100 Kilometer von der Stadt Zhangjiakou, einem Austragungsort der geplanten Olympischen Winderspiele 2022, entfernt. Kaltes Klima und selenhaltiger Boden sind potenzielle regionale Vorzüge, die eine industrialisierte Produktion von Nackthafer und dadurch die Armutsbeseitigung ermöglicht haben. So wurde in den vergangenen zwei Jahren in der Region schrittweise eine Kette von Anbau, Verarbeitung und Vertrieb der Haferprodukte etabliert.


Li Zhengwei, Manager der Logistik-Sparte beim Landwirtschaftsunternehmen BeimaiShengtai, das vor zwei Jahren im Landkreis Guyuan gegründet wurde, sagte: "Seit der Firmengründung ist hier in Guyuan ein Managementsmodell, das Fabrik, Genossenschaften, Bauern und vor allem ärmere Bauern miteinander verbindet, allmählich entstanden. Die Anbaufläche von Hafer ist schnell gewachsen, genauso schnell wuchs auch der Enthusiasmus der ärmeren Bauern. Die derartige Armutsbekämpfung hat sich als effektiv erwiesen."


Li Zhengwei sagte, seine Frima, die sich auf die Verarbeitung der Haferprodukte spezialisiert habe, sei in der Region sozusagen ein Wegbereiter für positive Veränderungen gewesen. Mehrere neue Unternehmen wurden danach gegründet, die landwirtschaftliche Produkte wie Buchweizen und Saubohnen verarbeiten und vermarkten. Anhand des Online-Handels und Einkaufstourismus konnte der Absatzmarkt rasch ausgeweitet werden. Innerhalb von lediglich zwei Jahren konnten somit zahlreiche Bauernhaushalte aus der Armut befreit werden.


Der 71-jährige Landwirt Hao Qingyu, der das ganze Leben lang in Armut lebte, konnte seinen Augen nicht trauen, dass ausgerechnet der Nackthafer, den seine Familie seit Generationen anbaut, seinen Lebensstandard erhöhen konnte. Mithilfe der neuen Anbautechnik, die ihm die Firma BeimaiShengtai beigebracht hat, gelang es dem Landwirt, den Ertrag beträchtlich zu erhöhen. Er war übrigens der erste Landwirt, der einen Vertrag mit dem Landwirtschaftsunternehmen unterzeichnet hat.


„Früher lebten wir auch vom Nackthafer-Anbau und konnten uns trotz des Stresses nur übers Wasser halten“, sagte der 71-jährige Landwirt.


Nun baut seine Familie auf einer Fläche von zwölf mu (etwa ein Hektar) Nackthafer an. Der geerntete Nackthafer wurde zum Preis von zehn Yuan (1,2 Euro) pro Kilo an die Firma BeimaiShengtai verkauft. So könnte sich sein Jahreseinkommen auf 20.000 Yuan belaufen.


Innerhalb von zwei Jahren konnte in der Region der Nackthafer nicht mehr nur vereinzelt, sondern flächendeckend angebaut werden. Offiziellen Angaben zufolge gab es bis Ende 2019 im Landkreis mehr als 9500 mu (640 Hekar) Nackthafer-Anbaufläche. Nahezu 1.100 ärmere Haushalte wurden dadurch aus der Armut befreit. In diesem Jahr soll sich die Anbaufläche auf 15.000 mu (etwa 1.000 Hektar) vergrößern. Guyuan gilt damit als der landesweit erste Landkreis, der industrialisierten Anbau und Vertrieb von Nackthaferprodukten eingeführt hat. 

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Quelle: CRI

Schlagworte: Landwirtschaft,Hebei,Armutbekämpfung