Mit gutem Geschmack gegen Armut

08.09.2020



Amudurexiti ist in einer Familie mit neun Geschwistern im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang aufgewachsen. Er ist der einzige, der die Familientradition weitergeführt hat und sich für beruflich mit der Zubereitung des traditionellen uigurischen Fladenbrots namens Naan beschäftigt. Ursprünglich wollte er sich mit 40 Jahren einen anderen Beruf suchen. Im Jahr 2012 hat es sich Amudurexiti jedoch anders überlegt. Nachdem das Kuqa-Naan, eine in seiner Familie seit Generationen überlieferte Spezialität, in die Liste des immateriellen Kulturerbes von Xinjiang aufgenommen wurde, erhielt Amudurexiti nämlich jährlich staatliche Subventionen in Höhe von 4.800 Yuan (etwa 600 Euro). Er sagt: „Ich backe Naan und verdiene Geld. Dafür gewährt mir der Staat auch noch Subventionen. Warum sollte ich damit aufhören?“


Auch Amudurexitis Kinder wurden dazu ermutigt, die Familientradition weiterzuführen. Seine zwei Söhne stellen Naan her und seine Tochter beschäftigt sich mit dem Vertrieb der Brote. Das Kuqa-Naan ist bei Touristen vom Binnenland besonders beliebt. Sie kaufen es in großen Mengen ein und bringen es in Großstädte wie Beijing und Shanghai.


Naan gilt als das wichtigste Lebensmittel der Uiguren. Es ist ein luftiges, fluffiges und weiches Fladenbrot. In den Restaurants in Xinjiang wird Naan zu fast allen heißen Gerichten serviert. Da es mit Zutaten wie Zwiebeln oder Sesamkernen auch alleine äußerst lecker ist, kann man es auch ungefüllt als Beilage genießen.


Historischen Aufzeichnungen zufolge stammt das Wort „Naan“ aus der persischen Sprache und bedeutet „Brot“. Später verbreitete sich der Ausdruck in den Nachbarstaaten in Zentralasien und auf dem indischen Subkontinent. Im Jahr 1972 wurden bei einem antiken Begräbnis im Tarim-Becken im Autonomen Gebiet Xinjiang zwölf 1.000 Jahre alte, gut erhaltene Naan-Brote ausgegraben, die wie heutige Naan flach und rund waren.


Amudurexitis Familie schätzt die seit Generationen überlieferte traditionelle Zubereitungstechnik. Früher wurde Naan ausschließlich in kleinen Familien-Küchen vollständig von Hand zubereitet, doch seit 2018 hat sich einiges verändert. Die Regierung von Xinjiang hat beschlossen, das wichtigste Lebensmittel der Region versuchsweise in Massenproduktion zu fertigen, um Arbeitsplätze zu schaffen und dadurch zur Armenhilfe in den südlichen Regionen Xinjiangs beizutragen.


Die Bemühungen der lokalen Regierung haben sich schnell ausgezahlt. Aufgrund seiner großflächigen salzig-alkalischen Böden war der Landkreis Keping in der Region Aksu im Tarim-Becken seit jeher von tiefer Armut gekennzeichnet. Nachdem Li Weidong, der Parteisekretär des Landkreises, feststellte, dass es in mehreren Dörfern in Keping Meisterköche für Naan gab, entschloss die Kreisregierung, Genossenschaften für die Naan-Produktion auf Grundlage der Dörfer zu gründen.


Der 30-jährige Landwirt Ulam zählte dabei zu den ersten, die einer solchen Genossenschaft beigetreten sind. Da die Genossenschaften durch Onlinehandelsplattformen über verschiedene Vertriebskanäle verfügen und die Naan-Zutaten vergleichsweise günstig anschaffen können, war Ulam bereits im ersten Monat imstande, mehr als 2.000 Yuan (etwa 250 Euro) zu verdienen. Inzwischen hat sich sein Einkommen sogar vervierfacht. So konnte seine Familie endlich der Armut entkommen.


Aus den einst einzelnen verstreuten Familienküchen ist in der Region Aksu nun ein Kuqa-Naan-Zentrum entstanden. Die Region ist aber nicht nur einfach ein Produktionsstandort, darüber hinaus besitzt sie auch zahlreiche touristische Attraktionen, wie etliche historische Werkstätten und ein Naan-Museum, die jährlich mehr als 300.000 Gäste aus anderen Landesteilen anziehen.

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Quelle: CRI

Schlagworte: Armut,Xinjiang,Onlinehandel