Tibet: Weihrauchherstellung hilft tausendjährigem Dorf aus der Armut

03.12.2020

Während der kalte Wind am frühen Morgen über die Hochebene weht, lädt Gyatso Pakete mit Räucherstäbchen in sein Auto, um sie in die mehr als 100 Kilometer entfernte Stadt Lhasa zu bringen.


Die Räucherstäbchen werden in einem traditionellen und einzigartigen Verfahren hergestellt: Ein Wasserrad treibt Holzstreifen an, die unter Wasser gegen Steine schlagen, wodurch eine Art Holzschlamm entsteht, aus dem der tibetische Weihrauch hergestellt wird. Diese uralte Technik stammt aus einem kleinen Dorf namens Tonta und hat eine Geschichte von mehr als 1.300 Jahren.


Gyatso erklärt: „Meine Familie stellt seit Generationen tibetischen Weihrauch her. Als ich noch klein war, wurde der tibetische Weihrauch von Hand gemacht. Dann brachten wir den Weihrauch nach Lhasa, Shigatse oder an andere Orte, um ihn dort zu verkaufen. Damals war das Leben sehr schwer und wir verdienten nicht viel Geld.“


Tibetischer Weihrauch ist eine Art von medizinischem Weihrauch. Aufgrund des hohen Preises der Rohstoffe, die für die Herstellung der Räucherstäbchen benötigt werden, haben viele Menschen das traditionelle Handwerk jedoch aufgegeben und sind an andere Orte gezogen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Preise für den Weihrauch aus den Familienwerkstätten sind außerdem sehr unterschiedlich, was zu blindem Wettbewerb und einem Mangel an Innovationen führte.


Um den Markt zu erschließen, begann Gyatso die Sorten der Räucherstäbchen zu ändern. Nach unzähligen Fehlschlägen entwickelte er acht neue tibetische Weihrauchprodukte. Mit diesen neuen Produkten verbesserte sich sein Geschäft allmählich. Im Jahr 2008 gründete Gyatso auf Grundlage seiner ursprünglichen Werkstatt ein Unternehmen mit einem eigenen Markenzeichen. 2019 gewann seine Räucherstäbchenmarke die Goldauszeichnung beim China Trademark Festival. Seine Produkte werden auch immer beliebter. Sie sind nicht nur in Tibet sehr begehrt, sondern auch in anderen Regionen wie Sichuan, Guizhou und Guangdong. Das Unternehmen konnte 2019 einen Umsatz von 950.000 Yuan RMB (etwa 121.000 Euro) mit einem Gewinn von über 300.000 Yuan RMB (38.190 Euro) verzeichnen.


Gyatso sagt: „Ich beschäftige jetzt 25 Mitarbeiter. Die meisten von ihnen sind Einheimische und haben ein Durchschnittalter von über 40 Jahren. Einige von ihnen stammen aus armen Haushalten. […] Ich stelle meinen Mitarbeitern die Rohstoffe, die Werkstatt und eine Ausbildung zur Verfügung und bezahle sie je nach Leistung. Ihr Einkommen ist inzwischen gestiegen und alle haben sich von Armut befreit.“


Im August 2016 wurde in Tonta, dem Ursprungsort der tibetischen Räucherstäbchen-Herstellung, ein Unternehmen in Form einer Genossenschaft gegründet. Insgesamt 35 Dörfer in der Nähe haben sich dieser Genossenschaft inzwischen angeschlossen. Nach der Gründung des Unternehmens setzten sich die Dorfbeamten dafür ein, neue Märkte zu erschließen. Einige Dörfer konzentrierten sich dabei auf die Produktion der Räucherstäbchen, während andere für die Verwaltung und den Umsatz zuständig waren. Es wurde auch ein Dividendenmechanismus eingerichtet.


Im Jahr 2018 überschritt Tonta mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von über 11.000 Yuan RMB offiziell die Armutsgrenze. Das Unternehmen arbeitet nun auch aktiv mit einigen großen E-Commerce-Plattformen zusammen, um den Umsatz durch Livestreams und kurze Werbevideos noch weiter zu steigern.

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Quelle: CRI

Schlagworte: Tibet,Armut,Weihrauchherstellung