Vom Kapital gekapertes US-Gesundheitssystem nimmt das Leben von Patienten in Geiselhaft

18.01.2021

Dass Michael Flor nach einer COVID-19-bedingten 62-tägigen Krankenhausbehandlung eine Rechnung in Höhe von 1,12 Millionen US-Dollar erhielt, dass gewöhnliche US-Amerikaner aus Angst vor den hohen Kosten eine medizinische Behandlung verweigern ­– dies sind Momente, in denen die COVID-19-Pandemie wie ein Brennglas das Wesen des Gesundheitssystems der USA entblößt: Ein System, welches allein dem Kapital dient und das Leben der US-Amerikaner in Geiselhaft genommen hat.


Im Gegensatz zu entwickelten Volkswirtschaften wie jenen in Europa und Japan haben die USA ein gemischtes System aus kommerzieller und staatlicher Krankenversicherung. Erstere deckt etwa 53 Prozent der US-Bevölkerung ab, während zirka 38 Prozent von staatlichen Anbietern versichert sind. Etwa 9 Prozent der Amerikaner haben keinerlei Krankenversicherung. Bei der Verteilung der Ressourcen des Gesundheitssystems in den USA spielt der Markt eine dominierende Rolle, der Staat beschränkt sich auf eine ergänzende Funktion. Gruppen wie Ärzte, Versicherungsgesellschaften, Pharmafirmen und Verwaltungsbehörden konkurrieren und konspirieren miteinander. Diesem Verhalten fallen normale US-Bürger und sogar der Wohlstand der Nation zum Opfer.


Das offensichtlichste Symptom ist wohl, dass die USA aufgrund der Monopolstellung einiger weniger großer Pharmaunternehmen zu einem der Länder mit den weltweit höchsten Medikamentenpreisen geworden sind. Laut Daten der Kaiser Family Foundation, einer gemeinnützigen US-Gesundheitsorganisation, müssen mindestens 19 Millionen amerikanische Erwachsene aufgrund der hohen inländischen Arzneimittelpreise in die Nachbarländer Kanada oder Mexiko reisen, um ihre Medikamente zu erwerben.


Die Preise für medizinische Leistungen sind sogar noch unverhältnismäßiger. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie beträgt der Eigenanteil an einer COVID-19-Behandlung ohne Komplikationen für Personen mit Krankenversicherung durchschnittlich 9.800 US-Dollar. Im Fall von Komplikationen würden die Kosten schnell die Marke von 20.000 Dollar übersteigen, so eine Analyse der Kaiser Family Foundation. Aufgrund der hohen Kosten verweigert laut aktuellen Umfragen einer von elf US-Bürgern eine medizinische Behandlung von COVID-19.


Während normale US-Amerikaner unter den hohen Kosten des Gesundheitssystems leiden, geben Interessengruppen unbemerkt und ungehindert große Mengen Geldes für ihre eigenen Ziele aus.


Laut US-Medienberichten verfügt die US-Gesundheitsindustrie über das größte Lobbying-Team des Landes, jährlich fließen 500 Millionen Dollar in Lobbying-Maßnahmen. Allein im Wahlkampf 2020 spendete die US-Pharmaindustrie 7,5 Millionen Dollar an Gesetzgeber.


In den USA werden erwirtschaftete Gewinne von Interessengruppen als politische Munition genutzt, um über Lobbyarbeit die Gesetzgebung und den politischen Prozess in die gewünschte Richtung zu beeinflussen und so noch höhere Gewinne zu ermöglichen.


Solange sich das auf Geld zentrierte politische Leben der USA nicht ändert, werden die Interessen des Landes und seiner Bevölkerung unweigerlich dem Gesundheitssystem zum Opfer fallen. Ist das nicht eine „amerikanische Tragödie“, die da vom Kapital inszeniert wird?




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Quelle: CRI

Schlagworte: Krankenhausbehandlung,COVID-19,Rechnung,US