Impfversuche Pfizers an schwangeren Frauen lösen Kontroverse über Gesundheitsrisiken und Medizinethik aus

20.02.2021

Die Nachricht, dass Pfizer-BioNTech schwangere Frauen für klinische Testreihen mit COVID-19-Impfstoffen anwirbt, hat in China Diskussionen darüber ausgelöst, ob Schwangere für derartige Versuche herangezogen werden sollten.


Einige chinesische Gesundheitsexperten halten dies für zu riskant, schwangere Frauen sollten diesen Versuchen nicht ausgesetzt werden. Andere argumentieren hingegen, dass die Gesundheitsrisiken für schwangere Frauen, die geimpft seien, im Falle einer Infektion mit dem Virus viel geringer seien als ohne Impfschutz.


Am Donnerstag verkündete Pfizer-BioNTech, dass die klinischen Versuche mit COVID-19 an Schwangeren begännen. Dazu würden rund 4.000 Freiwillige aus Ländern wie den USA, Brasilien, Kanada, Chile, Mozambique, Spanien und Großbritannien angeworben. Nach US-Medienberichten sollten die Kandidatinnen über 18 Jahre alt und zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche sein. Die Wissenschaftler würden alle Nebenwirkungen dokumentieren, darunter auch Fehlgeburten. 

Die US Centers for Disease Control and Prevention (US CDC) zählen Schwangere wie auch medizinisches Personal zu den Risikogruppen, denen eine Impfung gegen COVID-19 empfohlen wird, obwohl nur wenig über die Sicherheit von Impfungen bei Schwangeren bekannt ist. 

Nach Angaben der US CDC seien schwangere Frauen bei einer Ansteckung mit COVID-19 einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf ausgesetzt. Sie müssten gehäuft mit der Verlegung auf eine Intensivstation und künstlicher Beatmung rechnen, auch liege die Sterblichkeitsrate bei Schwangeren höher als bei nichtschwangeren Frauen im gebärfähigen Alter.


In China wird schwangeren Frauen nicht empfohlen, sich gegen COVID-19 oder andere Infektionskrankheiten impfen zu lassen, da nachAngaben von Wang Huaqing, dem Chefimmunologen des Chinese Center for Disease Control and Prevention, zu wenig verlässliche Daten über mögliche Nebenwirkungen vorlägen. Wang hatte sich in diesem Sinne bereits auf einer Pressekonferenz im Dezember 2020 geäußert.

Pfizers klinische Versuchsreihen für Schwangere haben großes Interesse unter Chinas Netzbürgern erregt. Viele unter ihnen fragen sich, ob es ethisch gerechtfertigt sei, schwangere Frauen derartigen Versuchen auszusetzen, vor allem vor dem Hintergrund von Todesfällen unter älteren Menschen in westlichen Ländern, die mit dem Vakzin von Pfizer geimpft worden waren, was zu Vorbehalten gegenüber diesem Impfstoff geführt habe.

"Es verletzt die Menschenrechte und ist ethisch nicht zu rechtfertigen, Schwangere zu diesen Versuchen heranzuziehen. Man soll mir bloß nicht mit ‘Wissenschaft’ als Rechtfertigung kommen!", schrieb ein Netizen.  

Yang Zhanqiu, Virologe an der Universität Wuhan, sagte am Freitag gegenüber der Global Times, dass Schwangere nicht an klinischen Versuchsreihen teilnehmen sollten, da ihnen generell davon abgeraten werde, sich während einer Schwangerschaft einer Impfung zu unterziehen. Die Frauen sollten sich erst nach der Entbindung impfen lassen.

Eine andere Auffassung vertritt Feng Duojia, Präsident des Verbandes der chinesischen Impfstoffindustrie. Am Freitag sagte er gegenüber der Global Times, dass die Risiken von Nebenwirkungen bei der Impfung gegen COVID-19 deutlich geringer seien als die Gefahr für Leben und Gesundheit im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus, weshalb Schwangere als Angehörige einer Risikogruppe frühzeitig Impfschutz erhalten sollten.


Zwar werde schwangeren Frauen in China nicht empfohlen, sich prophylaktisch gegen COVID-19 impfen zu lassen. Nach dem Vorliegen von ähnlichen Versuchsreihen, die Rückschlüsse auf Schwangere zu ließen, könnten sie sich jedoch impfen lassen. In Zukunft würden Chinas Impfstoffentwickler wahrscheinlich klinische Testreihen mit Schwangeren durchführen.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Pfizer,Impfstoff,Schwangere