Hartes Vorgehen gegen chinesische Apps

ByteDance-Bankkonten in Indien eingefroren

01.04.2021

Das Vorgehen der indischen Regierung gegen ByteDance (Eigentümer der Kurzvideo-Plattform TikTok), von dem jüngst berichtet wurde, spiegelt die aktuelle Situation für chinesische App-Anbieter in dem Land wider, in dem die Regierung hart gegen Steuerintransparenz bzw. Steuerhinterziehung vorgeht, so chinesische Analysten und Investoren am Mittwoch.


(Foto von VCG)


Indische Behörden haben Berichten zufolge mindestens zwei Bankkonten von ByteDance in Indien eingefroren, weil das Unternehmen bestimmte Steuern im Bereich Online-Werbung hinterzogen haben soll. Das Unternehmen ist in dieser Angelegenheit derzeit in ein Gerichtsverfahren verwickelt.


Richard Ma, ein Experte aus der Internetbranche, der im vergangenen Jahr im indischen Technologiesektor tätig war, erklärte der Global Times am Mittwoch, dass der Vorwurf der Steuerhinterziehung ein unvermeidliches Thema für Online-Streaming-Plattformen wie TikTok sei, da es in Indien keine klaren Regeln für diesen Sektor gebe.


Steuerbehörden in verschiedenen Ländern sind oft der Meinung, dass multinationale Plattformen, die in ihrer Gerichtsbarkeit tätig sind, nicht genug Steuern zahlen. Die früheren Dispute zwischen dem US-Social-Media-Riesen Facebook und der australischen Regierung sind ein Musterbeispiel dafür.


TikTok ist in Indien verboten, und das Unternehmen hat laut Medienberichten im Februar seine Mitarbeiter entlassen.


Sha Jun, geschäftsführender Partner im „India Investment Services Center“ der Anwaltskanzlei Yingke, betonte gegenüber der Global Times am Mittwoch, dass der Fall als unabhängig und getrennt von der erneuten Absicht der indischen Regierung, Genehmigungen für chinesische Investitionsprojekte zu erteilen, betrachtet werden sollte. Man könne jedoch sagen, dass die chinesischen Unternehmen, die noch in Indien tätig sind, eher um den Ruf und die Glaubwürdigkeit der indischen Regierung und das Geschäftsumfeld des Landes besorgt seien, so Sha.


„Im Gegensatz zu den chinesischen Strafverfolgungsbehörden, die nur den Betrag einfrieren, der möglicherweise mit dem mutmaßlichen Verbrechen in Verbindung steht, friert die indische Behörde das gesamte Bankkonto eines Unternehmens ein", führte er weiter aus. Dieses Vorgehen würde ein Unternehmen oft in einem Zustand der völligen Lähmung zurücklassen.


Die indische Regierung hat im Jahr 2020 damit begonnen, gegen chinesische Unternehmen vorzugehen. Als sich die bilateralen Beziehungen in Folge eines tödlichen Grenzkonflikts weiter verschlechterten, verbot das Land über 100 chinesische Apps. Im selben Jahr verschärfte Indien seine Gesetze für ausländische Direktinvestitionen mit Blick auf chinesische Investitionen, was zu starken Verzögerungen von Geschäften im Wert von etwa 2 Milliarden US-Dollar führte.


„Auf jeden Fall haben die mangelnde Transparenz in Bezug auf das ausländische Unternehmen und die harten Maßnahmen der indischen Regierung zu einem Exodus einer großen Anzahl chinesischer Unternehmen geführt", machte Ma deutlich.


Die indische Regierung habe ihre Kapitalkontrollen und Regeln für die internationale Verrechnung verschärft, was es für chinesische Unternehmen fast unmöglich mache, ihre Gewinne zu überweisen, so Ma.


„Jetzt trauen sich nur noch die Apps, die den klarsten Cashflow [Geldfluss] haben, wie E-Commerce und Livestreaming, in Indien zu bleiben, während andere meinen, es wäre besser, den Markt zu verlassen", beschrieb Ma die derzeitige Lage. „Was für einen Sinn hat es, zu bleiben, wenn man seine Gewinne nicht überweisen kann?"


Chinesische Investitionen in indische Startups sind laut Daten von statista.com von 1,23 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf nur noch 263 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 gesunken.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Indien,ByteDance,TikTok