Eintauchen in die „alte Normalität“

Deutsches Filmfestival in Beijing findet in der Coronazeit statt Exklusiv

06.12.2021

Text und Fotos von Ole Engelhart, Beijing


Eine Welt ohne das Coronavirus – auch gut zwei Jahre nach dem Ausbruch ist das bislang leider kaum vorstellbar. Auch in China, wo das Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht wurde, schwebt das Risiko neuer sporadischer Ausbrüche stets über dem Alltag. Gott sei Dank gibt es aber doch eine Welt, in der COVID-19 keine Rolle spielt: die Welt des Kinos. Das Deutsche Filmfestival in Beijing bietet daher derzeit die ideale Gelegenheit, für einen Moment in die „alte Normalität“ einzutauchen.


Das Deutsche Filmfestival in China kann auf eine Vergangenheit zurückblicken, die fast eine Dekade zurückreicht. 2013 fand das Festival erstmals statt, dieses Jahr war es nun schon die neunte Ausgabe. Seit dem ersten Jahr hat sich das Festival zum Ziel gesetzt, einem breiteren chinesischen Publikum die besten zeitgenössischen deutschen Filme zugänglich zu machen. Organisiert wird die Veranstaltung hauptsächlich von German Films, während das Goethe Institut Beijing sowie das Broadway Cinema in Beijing als Co-Organisatoren unterstützen.


Plakat im Kino in Beijing für die Vorführung des Films „Ich bin dein Mensch“ am 3. Dezember 2021.


Besonders erwähnenswert ist, dass die Filme von einer mit chinesischen Filmexperten besetzten Jury ausgewählt werden, sodass der kulturelle Austausch zwischen beiden Seiten von Anfang an gewährleistet ist. Die diesjährige Jury besteht aus Li Xun, einem leitenden Forscher am China Film Art Research Centre, der jungen Regisseurin Huang Ji („The Foolish Bird") und dem Team von Directube. Mit den Filmvorführungen sowie den begleitenden Veranstaltungen (z.B. Interviews, Vorträge, Q&A mit Darstellern und Regisseuren) wird nun schon seit Jahren dazu beigetragen, dass sich das chinesische Publikum ein Bild von den aktuellen gesellschaftlichen Trends und Diskussionen in Deutschland machen kann.


In diesen Zeiten, in denen der transkontinentale Reiseverkehr aufgrund des Coronavirus fast zum Erliegen gekommen ist, ist ein solcher Austausch natürlich besonders wichtig – auch wenn die Gäste aus Deutschland nun nur im Online-Format teilnehmen können. So wie Maren Eggert, die mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnete Hauptdarstellerin des Films „Ich bin dein Mensch“, die sich nach der Vorführung des Films in Beijing am 3. Dezember mit einigen Worten an das chinesische Publikum wandte. Neben ihr sendeten noch weitere Experten Grußbotschaften, unter anderem  Simone Baumann, Geschäftsführerin von German Films, oder der renommierte chinesische Regisseur Jia Zhangke („Still Life“), der dieses Jahr als Botschafter des Deutschen Filmfestivals fungiert. Als zweite Botschafterin konnte die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin Zhao Tao gewonnen werden.


Die Hauptdarstellerin von „Ich bin dein Mensch“, Maren Eggert, richtet einige Worte an das chinesische Publikum.


In dem Film „Ich bin dein Mensch“ geht es unter anderem um das Thema künstliche Intelligenz – ein brandaktuelles Thema, das für die Zukunft der Gesellschaften sowohl in China als auch in Deutschland prägend sein wird. Die kurze Diskussion mit Hauptdarstellerin Eggert machte deutlich, wie gut sich Filme als Ausgangspunkt für eine Diskussion über ähnliche Entwicklungen in unterschiedlichen Ländern eignen. In den nächsten Tagen werden fünf weitere Filme gezeigt, zum Beispiel „Curveball – Wir machen die Wahrheit“ von Johannes Naber oder „Nico“ von Eline Gehring.


Die Einwohner Beijings können sich also gleich zweimal freuen: Einmal, weil sie dadurch die Gelegenheit erhalten, sich ein klareres Bild von Deutschland zu machen. Und darüber hinaus können sie so für einige Stunden in die coronafreie Welt des Kinos eintauchen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Coronavirus,China,Beijing,Das Deutsche Filmfestival