Nachlassregelung

Umgang mit digitalem Erbe löst heftige Debatte in China aus

17.01.2022

Immer mehr Menschen sorgen sich um ihr digitales Erbe. Nachdem Apple ein entsprechendes Betriebssystem-Update veröffentlicht hat, haben auch in China hitzige Diskussionen um die Nachlassregelungen begonnen.


Im November veröffentlichte Apple in seinem neuesten Betriebssystem-Update eine neue Funktion. Das Programm mit dem Namen Digitales Vermächtnis ermöglicht es Nutzern, persönliche Informationen an Familienmitglieder und Freunde weiterzugeben, wenn der Nutzer verstirbt.Maximal fünf Vermächtnisnutzer können zum iCloud-Konto einer Person hinzugefügt werden, sodass diese Kontakte im Todesfall über einen Zugangsschlüssel Zugang zu ihren Daten erhalten.

 

Ebenfalls im November verbreitete sich ein Bildauf den Plattformen der sozialen Medien. Es stellt ein neues Produktkonzept vor, das„intelligenter Sarg“ genannt wird. Dabei können die Nutzer ihre persönlichen Daten auf einem Flash-Laufwerk zusammenstellen und folgen dann den Pop-up-Anweisungen. Nach dem Tod eines Nutzers veröffentlicht der intelligente Sarg dann einen Nachruf, benachrichtigt enge Kontakte, überträgt Passwörter zu persönlichen Konten oder löscht Daten je nach den Wünschen des Verstorbenen.Alle Daten des Nutzers werden in dem intelligenten Sarg gespeichert, zu dem ein Passwort erforderlich ist. Im Todesfall kann der Sarg durch Eingabe der Sterbeurkundennummer des Verstorbenen in den Status „verstorben“ versetzt werden. Die künstliche Intelligenz übernimmt dann die weiteren erforderlichen Vorgänge.

 

Das digitale Vermächtnis und der intelligente Sarg haben im Internet eine hitzige Diskussion über die Regelung von Online-Erbschaften ausgelöst.Einige Internetnutzer begrüßten das Konzept und hielten ein solches Produkt für notwendig, während andere der Ansicht sind, sie hätten eine beträchtliche Menge an Daten, von denen sie nicht möchten, dass ihre Angehörigen ihrer habhaft werden.

 

Da die Digitalisierung immer weiter in den Alltag vordringt, machen sich die Internetnutzer zunehmend Sorgen über persönliche Daten, die sie im Internet hinterlassen haben – und darüber, wie sie nach dem Tod richtig damit umgehen sollen. Junge Menschen sind die Gruppe, die sich am meisten Sorgen um das digitale Erbe macht, viele von ihnen haben mittlerweile ein Testament aufgesetzt.

 

Ein vom Chinesischen Zentrum zur Registrierung von Testamenten im März veröffentlichtes Weißbuch zeigt, dass im Jahr 2020 fast elf Prozent der Generation der nach 1980 Geborenen und etwas mehr als 21 Prozent der Generation der nach 1990 Geborenen virtuelle Vermögenswerte in ihren Testamenten erwähnen. Dabei geht es um Konten bei Alipay, WeChat, QQ und Videospielanbietern.

 

Zhao Zhanling, ein Rechtsberater der Chinesischen Internetgesellschaft, sagte, da es keine gesetzlichen Bestimmungen für virtuelles Eigentum gebe, sei es fraglich, ob Konten in sozialen Medien als virtuelles Vermögen betrachtet werden können. Die meisten Netzwerkdienstleister würde nur das Recht, ihre Konten zu nutzen, gewähren, anstatt sie zu besitzen, und die Frage hänge ganz davon ab, wie die Internetunternehmen solche Vereinbarungen gestalten würden. „Die meisten persönlichen Konten haben keinen wirklichen wirtschaftlichen Wert, höchstens einen immateriellen Wert. Nach den geltenden Bestimmungen gibt es keine Rechtsgrundlage, um festzustellen, ob es sich um rechtmäßiges Eigentum handelt“, fügte Zhao hinzu.

 

Die Kunden des Zentrums für die Registrierung von Testamenten können ihre Regelungen für Social-Media-Konten nach Belieben in ein Testament aufnehmen, aber der Wortlaut deckt nicht die direkte Vererbung von Konten ab: „Die Rechte, mithilfe eines Testaments zu erben, sind legal, wenn sie gesetzlich oder vertraglich vorgesehen sind.“


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: digital,Erbe,Nachlass,China