Meinung

Entwicklungsländer sollten nicht die Last der Nahrungsmittelkrise tragen müssen

16.06.2022

Wer trägt die Schuld an der weltweiten Verknappung der Nahrungsmittel? Die tatsächlichen Verursacher der Krise sollten die Hauptverantwortung für deren Lösung übernehmen, das wäre nur gerecht.


Archivfoto von Xinhua

 

Die weltweite Nahrungsmittelknappheit ist in letzter Zeit in den Fokus der internationalen Gemeinschaft gerückt. Doch wer ist eigentlich für die derzeitige Verknappung von Nahrungsmitteln verantwortlich? Einige westliche Medien schieben Indien vorsätzlich den schwarzen Peter zu, so dass das Land seine Weizenexportbeschränkung auf einer WTO-Tagung verteidigen musste. Dabei ist es einfach unfair, Indien die Schuld für den sprunghaften Anstieg der Weltmarktpreise für Weizen (von 325 auf 450 US-Dollar pro Tonne) zu geben. Die Argumentation ist eindeutig politisch motiviert und dient nur dazu, die Länder, die die Krise verursacht haben, aus der Verantwortung zu nehmen, was die WTO bei dem Versuch, Lösungen zu finden, in die Irre führen wird.


Traditionell ist Indien mit nur 500.000 Tonnen Export pro Jahr kein großer Weizenexporteur. Im vergangenen Jahr exportierte Indien allerdings 7,5-8 Millionen Tonnen Weizen, was drei bis vier Prozent der weltweiten Versorgung ausmachte. Es lässt sich daher argumentieren, dass Indien damit auch zur ausgewogenen Entwicklung des globalen Getreidemarktes beigetragen hat.


Es stimmt, dass einige Länder wie Indien und Malaysia in letzter Zeit Kontrollen für Lebensmittelexporte eingeführt haben, was dazu beitragen könnte, dass sich der globale Engpass bei der Lebensmittelversorgung noch verschärft. Organisationen wie die WTO müssen das in internationaler Zusammenarbeit und Koordination verhindern. Klar ist aber auch, dass man die USA und die entwickelten Volkswirtschaften nicht aus ihrer führenden Verantwortung entlassen darf.


Die USA und ihre Verbündeten, die eine wichtige Rolle im globalen Nahrungsmittelhandelssystem spielen, haben bisher keine tragfähige Lösung für die Nahrungsmittelkrise angeboten, fordern die Welt, insbesondere die Entwicklungsländer, aber auf, zur Bewältigung oder Linderung der Nahrungsmittelkrise beizutragen. Dabei tragen die Entwicklungsländer mit ihrer meist großen Bevölkerung ohnehin die Hauptlast der steigenden Lebensmittelpreise. Sie haben am meisten unter der Krise zu leiden.


Fakt ist, dass drei der vier Lebensmittelgiganten, die bis zu 80 Prozent des weltweiten Lebensmittelhandels kontrollieren, aus den USA kommen. Die Vereinigten Staaten hätten eindeutig die Möglichkeit, die Nahrungsmittelkrise zu bekämpfen, aber sie haben nicht den Willen dazu.


Darüber hinaus ist die Nahrungsmittelknappheit nur ein Aspekt der düsteren globalen Wirtschaftsaussichten, die untrennbar mit dem Missbrauch der hegemonialen Stellung der USA im globalen Finanz- und Handelssystem verbunden sind.


Eine Wiederbelebung und Stärkung des Multilateralismus würde den Ländern in aller Welt helfen, die aktuellen Handelsfragen zu lösen, die für das Schicksal der Weltwirtschaft entscheidend sind. Eine große Herausforderung für den Multilateralismus ist aber Washingtons Unilateralismus und Protektionismus.


Viele Probleme der Weltwirtschaft sind nur zu lösen, wenn die USA und ihre Verbündeten die Konsequenzen ihrer Sanktionspolitik überdenken, anstatt die Schuld auf andere zu schieben. Der Westen ist in der Lage, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, er sollte auch in der Lage sein, die negativen Probleme anzugehen, die seine Sanktionen verursachen und die er damit auch zu verantworten hat.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Entwicklungsländer,Nahrungsmittelkrise