Neun Jahre Seidenstraßeninitiative: Vieles erreicht, vieles in Planung

09.12.2022

von Wang Yan


Neun Jahre ist er mittlerweile her, der Startschuss für das Großprojekt der Neuen Seidenstraße. Es waren neun erfolgreiche Jahre, in denen China unbeirrt am Prinzip „Mitreden, Mitgestalten, Mitprofitieren“ festgehalten hat. Dank der gemeinsamen Anstrengungen vieler Seiten konnte im Rahmen der Initiative eine qualitätsvolle Entwicklung zielsicher gefördert werden. 


Luftaufnahme des internationalen Eisenbahnhafens von Chengdu aus dem Jahr 2018. (Foto: Bai Guibin)

  

Impulse für die regionale Wirtschaftsentwicklung  


In den vergangenen neun Jahren hat die Zusammenarbeit im Rahmen der Seidenstraßeninitiative starke Widerstandsfähigkeit und Vitalität bewiesen. „Belt and Road“ hat sich zu einer Plattform entwickelt, über die die Anrainerländer erfolgreich zusammenarbeiten, trotz komplexer globaler Herausforderungen. Es ist also gelungen, die regionale Verbindung und Vernetzung unter den Teilnehmerländern entscheidend auszubauen. Und das trägt Früchte, vor allem – aber längst nicht nur – wirtschaftlich.  

Das zeigt sich etwa am Beispiel Thailand. China ist bekanntlich der größte Exportmarkt für frische thailändische Durian. Nach Angaben des thailändischen Botschafters in China, Arthayudh Srisamoot, exportierte sein Land im Jahr 2021 eine Rekordmenge von über 800.000 Tonnen Durian nach China, ein Anstieg von 82,4 Prozent im Vergleich zu 2020. Hinter dem chinesisch-thailändischen Fruchthandel steht, jenseits des Rampenlichtes, ein vergleichsweise stiller Held, der jedoch unbedingt erwähnt werden sollte: die China-Laos-Eisenbahn.  

Das Territorium von Laos zieht sich wie ein langer, schmaler Streifen über die Landkarte. Der Staat ist geprägt von zerklüfteten Landschaften, die zu 80 Prozent aus Gebirgen und Hochland bestehen. Aufgrund seiner topografischen Gegebenheiten sowie auch der baulichen Kapazitäten war das Land lange weder auf der Straße noch auf der Schiene leicht zu erreichen, was die Reisetätigkeit der Menschen und den Außenhandel stark beeinträchtigte. Laos wurde daher oft als „abgeschottetes Land“ bezeichnet. 

Das war, bevor im Dezember 2021 die China-Laos-Eisenbahn ihren Betrieb aufnahm. In den darauffolgenden ersten zehn Monaten wurden insgesamt 7,39 Millionen Fahrgäste und 8,51 Millionen Tonnen Güter auf der neuen Strecke befördert, darunter 1,54 Millionen Tonnen an Ein- und Ausfuhren. Beim Bau der internationalen Eisenbahnverbindung, die hauptsächlich mit chinesischen Investitionen finanziert wurde, setzte man auf technische Standards und Ausrüstungen aus China. Heute ist die Strecke direkt an das chinesische Eisenbahnnetz angeschlossen, was Laos geholfen hat, seinen Handel mit den Nachbarländern anzukurbeln, den lokalen Reiseverkehr zu erleichtern und die regionale Anbindung und Vernetzung insgesamt merklich zu verbessern.  


Reaktion auf die Veränderungen in der Welt 


In einer Zeit, in der sich ein Jahrhundertwandel und eine Jahrhundertpandemie überschneiden, greifen die von China angestoßene „Globale Sicherheitsinitiative“ und das regionale Infrastrukturnetz der Seidenstraße wirksam ineinander. Gemeinsam sind sie zu einem Stabilisator für die Wirtschaftsentwicklung in den Ländern entlang der Seidenstraßenrouten gereift.  

Der Ausbruch der Coronapandemie zog den internationalen Transport anfangs stark in Mitleidenschaft. Der China-Europa-Güterexpress, der auch den Beinamen „Karawane der Stahlkamele“ hat, trug damals entscheidend dazu bei, den Handel zwischen China und Europa aufrechtzuerhalten und so die Stabilität der globalen Lieferketten zu gewährleisten. Auch im Kampf gegen Corona spielte die transkontinentale Schienenverbindung eine wichtige Rolle. 

Bis Juli 2022 haben die China-Europa-Güterzüge insgesamt 14,2 Millionen Stück an Material – Gesamtgewicht rund 109.000 Tonnen – zur Pandemieprävention nach Europa geliefert. Die eurasische Eisenbahnverbindung trug und trägt zudem wesentlich zur Entlastung des See- und Luftverkehrs bei. 2021 wurden rund 1,5 Millionen Container zwischen 130 Städten in China und Europa per China-Europa-Express befördert, was 5 bis 8 Prozent des chinesisch-europäischen Handels des vergangenen Jahres entspricht.  

2022 hatte dann der Ausbruch der Ukraine-Krise enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Viele im Westen mutmaßten, dass der Konflikt geopolitische Konsequenzen für die Seidenstraßeninitiative haben dürfte und dass Chinas Plan des gemeinsamen Aufbaus der Seidenstraßeninitiative, die Zentralasien, Osteuropa und Russland miteinander verbindet, auf Eis gelegt werden könnte.  

David Dodwell, Exekutivdirektor der Hong Kong-APEC Trade Policy Study Group, sieht das anders. Er ist nicht der Ansicht, dass die Seidenstraßeninitiative durch die Ukraine-Krise ins Stocken geraten wird. Im Gegenteil. Das ausgedehnte globale Handelsnetz, das im Rahmen der Initiative geschaffen wurde, sei ein wichtiges Auffangnetz in einer instabilen Welt, so der Experte. Das untermauern im Übrigen auch Zahlen der Datenbank von Refinitiv über die Seidenstraßeninitiative. Demnach gibt es aktuell 2631 Projekte im Rahmen der Initiative mit einem Gesamtwert von 3,7 Billionen US-Dollar. 


Maßarbeit: Dieser Logistikarbeiter im Transitlager Nr. 1 der ersten Phase des "Belt and Road"-Projekts in Lianyungang bringt Versandwaren in Position.  


Neues Modell für eine globale nachhaltige Entwicklung  


In den vergangenen neun Jahren seit dem Startschuss von „Belt and Road“ hat China zusammen mit anderen Seidenstraßenländern nicht nur Eisenbahnen, Häfen und Gewerbegebiete aufgebaut, sondern auch chinesische Standards, Technologien, Know-how und Lösungen aus China ins Ausland exportiert und sie gemeinsam mit den Kooperationspartnern vor Ort an die jeweiligen Landesbedingungen angepasst. Ziel ist es, den Bedürfnissen einer nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden. Auch Teilinitiativen in den Bereichen Gesundheit, grüne Entwicklung, Kultur und Digitales nehmen Fahrt auf. Die Neue Seidenstraße geht also längt über das traditionelle Modell einer reinen Wirtschafts- und Handelskooperation hinaus. Vielmehr erkundet sie ein neues Modell der Global Governance, indem sie eine „sanfte Konnektivität“ in Bezug auf Regeln und Standards fördert.  

Das Jahr 2022 markiert auch den fünften Jahrestag der Eröffnung der Bahnstrecke Mombasa–Nairobi. Zuvor war der Verkehr in Kenia auf einen Zug angewiesen, der für seine langen Verspätungen und häufigen Pannen berüchtigt war. Heute verkürzt die von China nach dem Standard der National Railway Class I gebaute Bahnstrecke die Fahrtzeit zwischen der Hafenstadt Mombasa und der Hauptstadt Nairobi auf vier Stunden.  

Das Projekt hat gewissermaßen gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es hat nicht nur die lokale Beschäftigung angekurbelt, sondern auch das Reisen erleichtert und das langjährige Problem des Rückstaus und Verlusts von Waren gelöst, unter dem die örtlichen Landwirte lange litten. Damit die Wanderwege heimischer Großtiere wie Giraffen und Elefanten durch die Schienenverbindung nicht abgeschnitten werden, wurden eigens sieben Meter hohe Tierdurchgänge an der Strecke eingerichtet. Zudem reduzieren die Schallschutzwände auf den Brücken den Lärm der durchfahrenden Züge, sodass die Wildtiere nicht gestört werden. Videos, aufgenommen von Passagieren, die die Tierwanderung entlang der Strecke dokumentieren, sind online zum Klickmagnet avanciert.  


Chinesisches Know-how für die globale Armutsüberwindung  


China hat zahlreiche wegweisende Projekte angestoßen, die sich darauf konzentrieren, die Entwicklungsdefizite der Gastländer zu beheben und neue Bereiche der Zusammenarbeit zu erschließen. Dadurch ist der Freundeskreis der Seidenstraßeninitiative stetig gewachsen. 

In Fidschi, einem pazifischen Inselstaat rund 10.000 Kilometer von China entfernt, genoss man vor acht Jahren Pilze im wahrsten Sinne des Wortes noch mit Vorsicht, weil es traditionell große Bedenken in Bezug auf dieses Produkt gab. Heute bauen hier Hunderte von Landwirten Pilze an und bestreiten damit ihren Lebensunterhalt, und das auf nachhaltige Weise. Im Vergleich zu Anbaumethoden, die das Abholzen von Bäumen in großem Stil erfordern, wird hier auf die chinesische Juncao-Technologie gesetzt. Sie ist kostengünstiger, effizienter und obendrein umweltfreundlich.  

Mehr als 100 Länder weltweit setzen mittlerweile auf diese Technologie made in China. Laut María Fernanda Espinosa, Präsidentin der 73. UN-Vollversammlung, hat die Juncao-Technologie wichtige Beiträge zur Verwirklichung mehrerer Vorhaben der UN-Nachhaltigkeitsziele geleistet, darunter Armutsbeseitigung, saubere Energie, Gleichstellung der Geschlechter und Schutz der ökologischen Vielfalt. Die Juncao-Technologie sei beispielgebend für die Entwicklung einer grünen Wirtschaft, so Espinosa, und habe vielerorts grüne Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen geschaffen. Sie ist damit ein wichtiges Puzzlestück bei der Förderung der Agrarzusammenarbeit zwischen den Seidenstraßenländern.  

Neben der wirtschaftlichen und industriellen Armutsbekämpfung wird im Rahmen der Neuen Seidenstraße auch versucht, die Armut durch Kultur und Technologie zu beseitigen. Ein Beispiel hierfür ist Ägypten. Im Jahr 2020 eröffnete China hier die erste Luban-Akademie im Ausland. Viele ägyptische Auszubildende sind nach ihrem Abschluss an der Bildungseinrichtung von einfachen Arbeitern zu professionellen Technikern aufgestiegen, haben ihr Einkommen und ihren Lebensstandard erhöht.  

In Uganda wurden derweil im Oktober dieses Jahres insgesamt 900 Dörfer mit Hilfe chinesischer Unternehmen ans Satellitenfernsehen angeschlossen. Rund 18.000 lokale Haushalte sowie mehr als 2700 Schulen und medizinische Einrichtungen empfangen damit heute Satellitenfernsehen. Ein örtlicher Gesundheitsbeamter kommentierte das mit den Worten: „Angesichts von Epidemien wie Corona und Ebola ist Satellitenfernsehen eine große Hilfe für uns. Wir müssen wissen, was in der Welt passiert.“  

Für die Zukunft plant China, die infrastrukturelle Verbindung und Vernetzung mit anderen Ländern weiter voranzutreiben. Weitere nachhaltige Projekte unter anderem in den Feldern grüne Entwicklung und Digitales sind bereits in Planung. Ziel ist es, gemeinsam den Aufbau der Neuen Seidenstraße mit hoher Qualität voranzubringen, im Einklang mit Chinas Konzept der Schicksalsgemeinschaft der Menschheit, um den weltweiten Fortschritt zu fördern und gemeinsamen Wohlstand für alle zu schaffen.  


Wang Yan ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsakademie für das gegenwärtige China und die Welt. 

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Quelle: China Heute

Schlagworte: Seidenstraßeninitiative,China,Welt