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China führt Leerverkauf und Differenzgeschäfte ein

german.china.org.cn          Datum: 09. 10. 2008

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Die angekündigte versuchsweise Einführung von Leerverkauf und Differenzgeschäften wird weithin als Maßnahme der chinesischen Regierung zur Diversifizierung der Finanzinstrumente angesehen. Es sei zu erwarten, dass sie den inländischen Börsenmaklern zugute kommen, da sie deren Geschäftsbereich erweitern, meinen Analysten. Die bereits seit einiger Zeit erwartete Einführung folgt auf andere Maßnahmen zur Verbesserung der Stimmung am Markt, darunter der Reduzierung der Stempelsteuer am 18. September und die Aufforderung an staatseigene Unternehmen, Anteile an ihrem börsennotierten Tochtergesellschaften zu erwerben.

Die chinesische Wertpapieraufsicht hatte am Sonntag bekannt gegeben, versuchsweise Leerverkauf und Differenzgeschäfte ermöglichen zu wollen. Weitere Details zu Genehmigungsverfahren für qualifizierte Börsenmakler würden in den kommenden Wochen bekannt gegeben.

Wirtschaftswissenschaftler und Analysten sind der Ansicht, die Einführung neuer Handelsmechanismen würde einen weiteren Schritt in Richtung eines reifen Wertpapiermarkts auf dem chinesischen Festland bedeuten und die Einführung komplexer Handelsstrategien erlauben. "Die neuen Instrumente werden helfen, die allgemeine Liquidität am Markt zu erhöhen und die Effektivität der Mechanismen zur Bildung der Kurse zu verbessern", sagt Jing Ulrich, Geschäftsführerin und Vorsitzende von China Equities bei JP Morgan. "Der neue Handelsmechanismus wird die 'einseitige' Natur des A-Aktienmarktes fundamental verändern und den Investoren ermöglichen von fallenden als auch steigenden Kursen zu profitieren. Die Investoren werden die Möglichkeit erhalten, weiter entwickelte Handelsstrategien jenseits des schlichten 'Kaufen und Halten' zu nutzen."

Die neuen Finanzinstrumente werden zuerst durch eine kleine Anzahl qualifizierter Börsenmakler angepasst. Auch werden sie anfänglich nur für eine begrenzte Anzahl an Aktien verfügbar sein. Wertpapierunternehmen dürfen nur ihr eigenes Kapital und eigene Aktien an Investoren verleihen.

Zhou Liang, Leiter der Abteilung Investition und Beratung China bei Thomson Reuters, erklärt, die Einschränkungen würden den Einfluss der neuen Maßnahmen während der Versuchsperiode minimieren. Dennoch werden die angekündigten Veränderungen weitreichende Konsequenzen für die Wertpapierindustrie im allgemeinen und die Geschäftsmodelle der Börsenmakler insbesondere haben. "Die Einführung der neuen Dienstleistungen wird natürlich zur Diversifizierung der Einkommen der Wertpapierunternehmen beitragen", meint Zhou Liang. Allerdings sei von den neuen Dienstleistungen nicht zu erwarten, dass sie einen allzu großen Beitrag zu den Einnahmen der Wertpapierunternehmen machen werden, da die möglichen Geschäfte durch das Kapital und die von dem Unternehmen gehaltenen Aktien limitiert werden.

Ende des Jahres 2007 betrug das Nettovermögen der inländischen Wertpapierunternehmen insgesamt 300 Milliarden Yuan (32,5 Milliarden Euro) und damit weniger als sechs Prozent des Marktwertes der chinesischen A-Aktien, geht aus einem vor einigen Tagen veröffentlichten Bericht des Unternehmens Industrial Securities hervor. Der Bericht zeigte außerdem, dass sämtliche Aktienportfolios aller Maklerunternehmen am 30. Juni 2008 einen Gesamtwert von 14,9 Milliarden Yuan (1,6 Milliarden Euro) besaßen, lediglich 0,3 Prozent der Marktkapitalisierung des A-Aktienmarktes.

Zhou und andere Analysten sind der Ansicht, dass die ersten qualifizierten Börsenmakler voraussichtlich nur ihren wichtigsten Kunden Kapital und Aktien leihen werden, vor allem großen Fondsverwaltungen, Unternehmen und Einzelpersonen mit erheblichem Vermögen. Bei Differenzgeschäften leihen sich Investoren Geld von ihren Maklern, um Aktien oder Rentenpapiere zu erwerben. Bei einem Leerverkauf verkauft der Investor Aktien, die er sich bei seinem Börsenmakler geliehen hat. Makler und Analysten warnen, dass die Investoren bei beiden neuen Handelsformen den sogenannten Leverage-Effekt nicht unterschätzen sollten, der potentielle Risiken erhöhen kann. Dieser Leverage-Effekt ist auch der Grund, warum die Börsenaufsicht bisher mit der versuchsweisen Einführung der beiden neuen Investitionsmöglichkeiten gezögert hat.

Quelle: german.china.org.cn

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