Wirtschaftskriminalität
Amtshilfe aus Übersee führt zu mehr zurückgeholten Flüchtigen
Hunderte von mutmaßlichen chinesischen Verbrechern, die ins Ausland geflüchtet waren, sind inzwischen wieder zurück nach China gebracht worden – durchschnittlich etwa zwei pro Tag. Dies ist das Ergebnis einer konzertierten internationalen Aktion des chinesischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit und seinen Partnern im Ausland.
In den ersten neun Monaten des Jahres seien 556 chinesische Flüchtige aus 59 Ländern und Regionen – darunter Australien, Kanada und die USA – an China übergeben worden, sagte Yang Shaowen, stellvertretender Leiter der Abteilung Internationale Kooperation des Ministeriums für öffentliche Sicherheit. Bei den meisten Flüchtigen handele es sich um mutmaßliche "Wirtschaftskriminelle", sagte Yang.
Viele dieser Personen stehen im Verdacht, Schmiergelder angenommen und öffentliche Mittel gestohlen zu haben.
Von den Rückkehrern seien 331 mit Hilfe der Strafverfolgungsbehörden festgenommen und zurückgeschickt worden, 221 seien aus eigenem Antrieb zurückgekommen und hätten sich den Behörden gestellt. Die restlichen seien in den Ländern, in denen sie Zuflucht gesucht hatten, strafrechtlich verfolgt worden, sagte Yang.
China arbeitet seit letztem Jahr enger mit ausländischen Strafverfolgungsbehörden zusammen und hat inzwischen Auslieferungsverträge mit 41 Ländern sowie Rechtshilfe-Verträge (bei strafrechtlichen Fällen) mit 52 Ländern und Regionen.
Seit im April eine Liste der 100 meistgesuchten Flüchtigen veröffentlicht wurde, hat sich das Tempo der Strafverfolgung erhöht.
"Die Liste ist für Behörden in Neuseeland, die chinesische Kriminelle suchen, die sich in unserem Land verstecken, eine große Hilfe. Dank der Veröffentlichung der Informationen waren wir in der Lage, einem Verdächtigen auf die Spur zu kommen, der im April mittels eines Studentenvisums eingereist ist", sagte Hamish McCardle, polizeilicher Verbindungsoffizier bei der neuseeländischen Botschaft in Beijing.
Man habe nach der Veröffentlichung der Liste die Computersysteme der Banken überwacht, nach dem Namen der verdächtigen Person gesucht und so schließlich Millionen von Dollar an Einlagen auf verschiedenen Konten in Neuseeland gefunden – diese seien dann den Strafverfolgungsbehörden gemeldet worden, sagte McCardle.
Es ist eine gewaltige Menge an Arbeit erforderlich, um Flüchtige zurückzubringen, und wenn sie untertauchen, sei es für die Polizisten häufig schwer, sie zu finden, sagte Chang Ning, stellvertretender Leiter einer Ermittlungseinheit der Abteilung Wirtschaftskriminalität des Ministeriums.
In der Regel sei umso mehr Arbeit vonnöten, je länger sich die Flüchtigen in einem anderen Land aufhielten. Sobald sie die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes erhielten, seien die rechtlichen Verfahren der Untersuchung und Auslieferung noch viel komplizierter, so Chang.
Inzwischen ist China mit 198 Ländern Partnerschaften für polizeiliche Zusammenarbeit eingegangen, außerdem hat es in Botschaften in 30 Ländern und Regionen insgesamt 62 Polizisten im Einsatz.
Neben den verstärkten Bemühungen zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität ist China zur intensivieren Zusammenarbeit mit allen Ländern – insbesondere denen in Zentralasien und Europa, die bei der neuen Seidenstraßen-Initiative mitwirken – bereit, um gemeinsam gegen Terrorismus, Schmuggel von Drogen und Waffen sowie grenzüberschreitendes Glücksspiel vorzugehen, sagte Yang.