Jeden Tag mehr als 1.300 vermisste Senioren

Jeden Tag mehr als 1.300 vermisste Senioren

27.10.2017

Am Sonntag wurde ein Weißbuch über das Verschwinden von älteren Menschen in China veröffentlicht, welches hauptsächlich Alzheimer und andere Formen der Demenz als dessen Ursachen ausmacht.

Der 87-jährige Guo Mingli streift einen Ring auf den Finger seiner 83-jährigen Frau Wang Wen. Am Sonntag feierten in Jinan, der Provinzhauptstadt von Shandong, 99 Paare ihre Goldene Hochzeit. (Foto: Zhang Kang, China Daily)

Mehr als 1.370 Menschen über 60 Jahren werden jeden Tag in China als vermisst gemeldet, wie ein jüngste Studie ergab. Bis zu 72 Prozent der Senioren haben Probleme mit ihrem Gedächtnis, während 25 Prozent mit Alzheimer diagnostiziert wurden, so Xiong Guibin, Co-Autor der Studie, die gemeinsam von der Nichtregierungsorganisation „Zhongmin Social Assistance Institute“ und dem Online-Aggregator Toutiao erstellt wurde.

Den Autoren zufolge kommt zu diesem Problem erschwerend hinzu, dass in China eine große Zahl von älteren Menschen alleine in weniger entwickelten Gebieten lebt, da ihre Verwandten in die Städte gezogen sind, um besser bezahlte Jobs zu finden. Diese Menschen seien stärker gefährdet, warnt der Bericht.

Die Veröffentlichung fällt zeitlich auf das Chongyang-Fest, ein chinesischer Feiertag der traditionell den Senioren gilt. Die Studie ergab, dass 84 Prozent der älteren Menschen, die in Großstädten vermisst gemeldet werden, wieder aufgefunden werden, die Erfolgsquote aber auf 50 Prozent in kleineren Kreisstädten und Dörfern sinkt.

Seit Februar bietet Toutiao eine App, die Familien bei der Suche nach vermissten Angehörigen, insbesondere älteren Menschen, hilft. Die App sendet Benachrichtigungen an Nutzer, die sich im Umkreis von 10 Kilometern befinden, wo eine vermisste Person zuletzt gesehen wurde. Laut Zeng Hua, dem Verantwortlichen für die App, war das ursprüngliche Ziel, bis Ende des Jahres 100 Menschen wiederzufinden. Mittlerweile hat die App jedoch schon zur Wiederauffindung von 340 Menschen, darunter mehr als 100 Senioren, beigetragen.

„Ich weiß, wie sich diese Familien fühlen. Meine eigene Großmutter hatte zehn Jahre lang Alzheimer und wir mussten sie rund vier- bis fünfmal im Monat suchen gehen“, gesteht Zeng und fügt hinzu, dass seine Großmutter 2012 im Alter von 88 Jahren verstorben ist. „Damals hätte ich nie daran gedacht, mir von jemanden außerhalb unserer Familie helfen zu lassen.“

Toutiao arbeitet mit der Polizei in Jinan in der Provinz Shandong zusammen, um Berichte und Informationen über vermisste Personen zu teilen und online zu verbreiten.

Laut Dang Junwu, stellvertretender Direktor des Chinesischen Forschungszentrums für Gerontologie, haben mehr als 16 Millionen Menschen in China eine schwere psychische Erkrankung, die meisten von ihnen sind Senioren. „Jeder will ein guter Sohn oder eine gute Tochter sein und die alten Eltern gut behandeln, aber psychische Probleme sind keine Probleme, die man mit Geld lösen kann“, so Dang. „Das erfordert Profis.“

Bis Ende vergangenen Jahres gab es in China mehr als 222 Millionen Menschen über 60 Jahren, die 16 Prozent der Bevölkerung stellten. Die durchschnittliche Lebenserwartung in der Volksrepublik liegt mittlerweile bei rund 76 Jahren. Prognosen des Nationalen Ausschusses für Gerontologie zufolge wird es 2033 400 Millionen Menschen über 60 Jahren geben, ein Zuwachs von 10 Millionen pro Jahr. Dies würde bedeuten, dass Senioren im Jahre 2050 mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmachen könnten. Damit einher geht, dass schätzungsweise 247 Millionen Menschen ihre Heimatorte verlassen und ihre älteren Verwandten zurücklassen werden, um in den Städten zu arbeiten.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: people.cn

Schlagworte: vermisste Senioren