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Chinas Beitrag zur Welt

Xi Jinping erneuert Chinas Versprechen globale Verantwortung zu übernehmen Exklusiv

german.china.org.cn  |  
03.01.2024

von Ole Döring

In seiner Neujahrsansprache am Silvestertag wandte sich Chinas Staatspräsident Xi Jinping über Radio, Fernsehen und das Internet an die Bevölkerung des Landes und der Welt. Er wünscht den „Freunden und Genossen, Damen und Herren alles Gute“. Die folgenden zwölf Minuten machen deutlich, dass dieser Wunsch durch einen anspruchsvollen Arbeitsplan untermauert ist.

Kurz vor dem neuen Jahr hat der chinesische Staatspräsident Xi Jinping über die China Media Group und das Internet seine Neujahrsansprache 2024 veröffentlicht.

Wo in manchen anderen Ländern einfache Rezepte, populistische Parolen oder ausgrenzende Identitätspolitik immer weiter in die Irre führen und die Menschen gegeneinander aufbringen, präsentiert sich Chinas Staatsführung als Sachwalter der Übersicht und Integration. Das bietet Halt: hier stehen wir nun und so gehen wir weiter. Xi bietet Hoffnung: wir sind auf einem guten Weg. Er wirbt um Vertrauen: so weit sind wir schon gekommen, wir können noch viel mehr schaffen. 

Dem europäischen Beobachter fällt dabei die typisch chinesische Besonderheit auf, wie poetische Sprachbilder mit Realismus und Ernst einhergehen. Kulturelle Anspielungen lassen die Verbundenheit der Chinesen anklingen, die Benennung vieler Regionen und Interessengruppen wirkt integrativ, die Größe des Landes und seiner Aufgaben verlangt Respekt vor den Aufgaben seiner Führung und nach entsprechend mächtigen Kulturbildern. Viele Probleme, die jeder Chinese versteht, werden ausdrücklich namhaft gemacht und mit Chinas Rolle in der Welt in Verbindung gebracht. Xi signalisiert seinen Mitbürgern: Ich bin einer von euch und verstehe eure Sorgen und Nöte. 

Die Rede ist vor einem symbolträchtigen Hintergrund inszeniert: über dessen Mitte schlängelt sich die Große Mauer wie ein Drache und repräsentiert machtvolle Dynamik, Stärke und Weisheit; Bücherregale stehen für die verbindende Kraft des Wortes, für Bildung und Menschlichkeit; vor den Fotos seiner Familie und Bildern von seinen Rundreisen durch das Land erinnert Xi die Zuschauer an ein Jahr des Dienstes am Volk und daran, dass weitere Modernisierungen anstehen. Zugleich verspricht er neue Reformen und eine Öffnung des Landes. Deutsche mögen daran denken, dass China vor wenigen Wochen einseitig die Visumspflicht für Angehörige von sechs Staaten für Kurzbesuche aufgehoben hat.

Die Botschaft ist klar: China wird überall immer besser, die Lebensbedingungen und wirtschaftlichen Voraussetzungen im ganzen Land wachsen in eine gute Richtung. China gestaltet sämtliche Technologiesysteme und Kreisläufe, von Energie bis Ökologie, aber es ist noch kein Ende in Sicht. Die Erinnerung an Chinas Traditionen, in denen das Wissen der Menschheit durch Sprache und soziale Regeln Gestalt gewonnen hat, hilft dabei, den weiten Blick zeitlich zu schärfen. 

Xi wählt den nüchternen Ernst des Weges zum Wohlstand, der durch die Arbeit am Frieden führt. Das ist eine gute Nachricht für die Welt. Nicht nur macht China weiter seine Hausaufgaben, indem es die existentielle Eigensicherung konsolidiert. Es entlastet damit die wirtschaftliche und ökologische Bilanz für eine gesunde Weltgesellschaft. Mehr noch, China baut seine Rolle als Protagonist der Vereinten Nationen stetig weiter aus. Dafür stehen die weltpolitischen Großprojekte der Neuen Seidenstraße (BRI), die durch die neue Betonung kultureller Kompetenzen aufgewertet wird, und die wachsende multipolare Allianz der BRICS-Staaten.

Xi gibt auch eine Etappe vor: 2024 steht der 75. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China an. Dieser Anlass schafft Struktur und Perspektive, verbindet die Bevölkerung in ihrem politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Selbstverständnis.

Auch was nicht weiter ausgeführt wird, stützt diese Botschaft von Frieden und Arbeit. Die Aussagen zu Taiwan bleiben sachlich und klar. Er meidet nicht dieses international heikle Thema Taiwan, vermeidet aber jegliche Provokation und Irritation.

Die wichtigste Aussage ist das Versprechen von Stabilität als Arbeitsprogramm. Dessen Grundlage ist der Zusammenhalt aus einer reichen gesellschaftlichen Diversität. Mit dem Wohlstand wird die Erinnerung an die Pflicht verbunden, die Bedürftigen zu unterstützen und ertüchtigen sowie Missstände zu korrigieren. Dabei wird der Wert der inneren Vielfalt Chinas auf höherem Niveau weiterentwickelt und nutzbar gemacht. „Unsere Ziele sind groß und gleichzeitig auch einfach“, so Xis Formel: „den Aufbau der Menschheitsgemeinschaft mit einer Zukunft in einer schönen Welt voranzubringen“.

Diese schönen Worte sollen Mut machen und Kraft spenden, den Einzelnen und der Gemeinschaft. Xis Rede verdeutlicht, dass es nicht nur um das Was geht, sondern auch um das Wie. Wenn es gelänge, die suggestive Schönheit der Sprache, die poetische Kraft und den philosophischen Anspruch der Gedankenführung auf der Höhe ihrer Kultiviertheit in die ausländischen Zielsprachen zu übertragen, könnte diese Rede einen dauerhaften Beitrag dazu leisten, „die Geschichte der Volksrepublik gut zu erzählen“.

Chinas heutige Geschichte entsprechend zu lesen und zu hören, ist die Aufgabe des Auslands. Das Beispiel der Präsentation von Xis Neujahrsrede im führenden öffentlichen Nachrichtenmedium Deutschlands, der Tagesschau, am gleichen Abend zeigt, wie weit der Weg noch ist. Anstatt sich dem Text selbst zu widmen, ergreifen die Autoren den Anlass, um altbekannte Meinungen und Vorurteile zu wiederholen. Oberlehrerhaft verzerren sie Inhalt und Aufbau, schaffen Proportionen und Dimensionen, die mit der Rede nichts zu tun haben, aber die vermeintlichen Erwartungen der transatlantisch geschulten deutschen Leser bedienen. Also geht es dort um Krieg und Frieden im Zusammenhang mit Russland oder Taiwan, nicht um Xis Friedensangebot.

Der große Blick, in dem langfristige und grundsätzliche Themen der politischen Gestaltung, zwischen Alltag und Staatsräson, eine konstruktive und einigende Perspektive vermitteln, ist heute eine Ressource Chinas, leider nicht auch Deutschlands. Zum Glück sprechen die Reisen und Kooperationen zwischen unseren Ländern heute die Sprache der Menschheit, in der sich Verantwortung und Wohlstand auf Frieden reimen.

Ole Döring ist habilitierter Philosoph und promovierter Sinologe. Er arbeitet zwischen Berlin und China an der Verständigung der Kulturen. Er hat eine Vollprofessur an der Hunan Normal University in Changsha inne, ist Privatdozent am Karlsruhe Institut für Technologie und Vorstand des Instituts für Globale Gesundheit Berlin. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Neujahrsansprache,Stabilität,BRI