China.org.cn: Während Chinas Ministerpräsident Li Keqiang in Deutschland zu Besuch war, haben Deutschland und China den „Aktionsumriss der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“ gemeinsam erlassen, was den Plan der Zusammenarbeit in den nächsten fünf bis zehn Jahren bildet. Können Sie uns sagen, welche Fortschritte die chinesisch-deutschen Beziehungen gemacht haben, seit der Umriss vor über einem Jahr veröffentlicht worden ist?

Botschafter: Der „Aktionsumriss der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“, der während des Besuchs von Chinas Ministerpräsident Li in Deutschland veröffentlicht worden ist, umfasst Zusammenarbeitsschwerpunkte in über 110 Aspekten. Im letzten Jahr haben diese Einträge förmlich neue Entwicklungen durchgemacht, als sie vorangetrieben wurden. Wir haben hochrangige deutsch-chinesische Finanzgespräche und deutsch-chinesische Gespräche der Außenpolitik sowie Sicherheitsstrategie etabliert. Zudem sind „Innovation“ und „Grün“ im 13. Fünf-Jahres-Plan gerade die Besonderheit und Stärke der deutschen Industrie. Deutschland und China sind beide große Handelsmächte und große Länder der verarbeitenden Industrie. Ihr Unterscheid besteht darin, dass die meisten Branchen der Fertigungsindustrie Chinas in der 2.0- oder 3.0-Phase sind. Im Vergleich mit der Industrie 4.0 Deutschlands sind sie noch deutlich im Rückstand.

Auf diese Art und Weise bedeuten die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit chinesischer Produkte und die Verringerung ihres Unterschieds zur Fertigungsindustrie komplexer Aggregate, Geräte usw. Deutschlands einen riesigen Raum zur Zusammenarbeit. Die Märkte Europas und Deutschlands tendieren zur Übersättigung. Deutschland hat das enorme Marktpotenzial Chinas gesehen. Deswegen haben mehr als 8.200 deutsche Unternehmen in China Investiert. Dies zeigt, wie optimistisch sie hinsichtlich der künftigen Entwicklung Chinas sind. Man kann erkennen, dass Deutschland das Entwicklungskonzept des 13. Fünf-Jahres-Planes Chinas sehr anerkennt. Zusätzlich dazu haben sie Geschäftsmöglichkeiten in digitaler Wirtschaft, grüner Entwicklung, Energie, Elektroautos und anderen fortschrittlichen Branchen der Fertigungsindustrie gesehen. Zugleich bietet die Seidenstraßen-Initiative neue Kooperationsgebiete und –branchen sowie neue Chancen an, beispielsweise die Drittparteizusammenarbeit, die Infrastruktur und die internationale Kooperation der Produktionskapazität. Bis Bundeskanzlerin Merkel in der Mitte des Jahres nach China zu Besuch kommt, wird eine Reihe von Projekten in die Tat umgesetzt worden sein.

China.org.cn: Der 13. Fünf-Jahres-Plan soll die Reform des Finanzsystems beschleunigen. Welche Ergebnisse haben China und Deutschland im Bereich der finanziellen Zusammenarbeit erzielt?

Botschafter: Der „Aktionsumriss der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“ des Jahres 2014 hat die hochrangigen deutsch-chinesischen Finanzgespräche schon festgesetzt. Letztes Jahr hat Vizeministerpräsident Ma Kai in Deutschland am ersten Gespräch teilgenommen, bei dem Deutschland den Vorsitz führte. Da haben die beiden Seiten eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht und sind zu 21 gemeinsamen Ansichten gekommen, die zum großen Teil in die Tat umgesetzt worden sind. Beispielsweise wurde die China Europe International Exchange AG （CEINEX）, welche die Shanghai Stock Exchange, die China Financial Futures Exchange und die Deutsche Börse AG zusammen gegründet hatten, bereits im November des letzten Jahres in Frankfurt am Main eröffnet.

Das Renminbi-Verrechnungssystem in Frankfurt läuft gut und Deutschland wird noch Renminbi-Anleihepapiere herausgeben. Ferner ist Deutschland für die Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb des Sonderziehungsrechts des Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Gründung der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank. Weiterhin ist Deutschland zu dem Staat geworden, der in Asien die meisten Auslandsinvestitionen getätigt hat, und ihr Anteil beläuft sich auf 4,7%. Die Kommunikation zwischen Deutschland und China im Finanzbereich läuft seit langer Zeit. Obwohl manche Kooperationsmechanismen noch in der Anfangsphase sind und aufgebaut werden, weisen sie jedoch eine positive Entwicklungstendenz auf und entsprechen den Interessen der beiden Seiten.