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Wang Xiaoshuai
german.china.org.cn          Datum: 14. 09. 2007

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Untergrundregisseure tauchen auf

Obwohl er 2001 den Silbernen Bären und den Preis des Berlinale Talent Campus am 51. Internationalen Filmfestival Berlin gewann, war die öffentliche Vorführung des Filmes Beijing Bicycle in China verboten. Regisseur Wang Xiaoshuai hatte die Genehmigung des Filmbüros des Ministeriums für Radio, Film und Fernsehen nicht eingeholt, bevor er seinen Film beim Festival zeigte. Darüber hinaus wurde ihm für ein Jahr das Drehen verboten.

Wangs Beijing Bicycle wurde im April 2000 gedreht und ist eine Geschichte der Angst zeitgenössischer Jugendlicher, die durch zwei gleichaltrige Jungen, die von unterschiedlichen Familienhintergründen stammen, ausgedrückt wird. Einer ist ein 17-jähriger Junge vom Land, der auf Arbeitssuche nach Beijing kommt. Nach vielen Absagen bekommt er letztendlich einen Job als Fahrradbote mit der Auflage, dass er sein Arbeitsfahrzeug von der Firma in Monatsraten, die von seinem Lohn abgezogen werden, kauft. An dem Tag, an dem er zum offiziellen Besitzer des Fahrrads wird, wird es gestohlen. Nach langer ergebnisloser Suche erblickt er sein Fahrrad, das von einem Schuljungen seines Alters gefahren wird und entscheidet sich, es zurückzustehlen. Zu diesem Zeitpunkt sieht sein städtischer Zeitgenosse, der das Fahrrad am Schwarzmarkt erstanden hat, das Rad schon als seinen untrennbaren Besitz an. Nach Anfangsreibereien arrangieren sich die beiden.

Wang Xiaoshuai ist Absolvent der Beijinger Filmakademie (1989). Die meisten seiner Filme wurden nicht zur öffentlichen Vorführung zugelassen wegen der "gravierenden Verletzungen der relevanten Bestimmungen". Sein Erstlingswerk, der unabhängige Film The Days, wurde von BBC als einer der weltweit 100 besten Filme auserwählt; So Close to Paradise war im Wettbewerb für Cannes' Goldene Palme und Drifters wurde in der Kategorie Un Certain Regard am Cannes Filmfestival und in der Kategorie "Zeitgenössicher Weltfilm" am Toronto Filmfestival gezeigt. Obwohl diese Erfolge Wang mehr Budget für seine Filme garantierten, kann er sich in China ohne Zugang zum heimischen Massenpublikum keinen Namen als Regisseur machen

Wangs Gefühl der Entwurzelung als sogenannter Untergrundfilmemacher und seine Sehnsucht, ins Sonnenlicht der Anerkennung aufzutauchen, findet man in seinen Filmen widergespiegelt. Drifters handelt von einem Mann aus einem kleinen südchinesischen Dorf, der nach vielen Jahren mit seinem Sohn nach China zurückkehrt, nachdem er als blinder Passagier auf einem Schiff nach Amerika gefahren war. Der Film drückt Wangs Gefühle des Herumtreibens aus, das bis zum Leben im Vakuum führt.

Er erklärt: "Lange Zeit fühlte ich mich wie ein unsichtbarer Beobachter. Es schien, als ob ich immer ein sozialer Außenseiter wäre, egal wo ich lebte."

Viele interpretieren die Aufhebung des Verbots von Wangs Filmen als historisches Ereignis in der Entwicklung des chinesischen Films. Beijing Bicycle ist der erste Untergrundfilm, der legitimiert wurde nach der Einführung der Reformen durch das Ministerium für Radio, Film und Fernsehen. Er signalisiert das Auftauchen von mehr kontroversen und aus dem Rahmen fallenden Filmen in China. Ein Beispiel ist ein Film, der von Chinas kommerziell erfolgreichstem Regisseur, Feng Xiaogang, vorgelegt wurde. Als er 2002 zum ersten Mal seinen Film A World without Thieves dem Ministerium vorlegte, wurde er mit der Begründung abgelehnt, dass "ein Dieb ein unpassender Filmprotagonist" sei. Feng hat nun die Zustimmung für den Dreh seines Films bekommen.

In den Übergangsbestimmungen für die Zulassung von Filmschaffen, Vertrieb und Vorführung, veröffentlicht am 1. Dezember 2003, wurde die relevante Bestimmung folgendermaßen abgeändert: "Filmproduktionseinheiten werden dazu ermutigt, an Filmfestivals im Ausland teilzunehmen. Die vorgeschlagenen Teilnehmer sollen sich eine Zulassung für öffentliche Aufführung verschaffen und den Film vor der öffentlichen Aufführung beim Ministerium für Radio, Film und Fernsehen registrieren lassen." Der entscheidende Unterschied liegt in der Formulierung "registrieren lassen“, die früher "... das Ansuchen muss genehmigt sein" hieß.

Das heißt, dass Wang und seine "Untergrundkollegen" die Drehgenehmigung bekommen können, indem sie eine aus 1000 Schriftzeichen bestehende Inhaltsangabe beim Ministerium für Radio, Film und Fernsehen einreichen, die diese dann bei sich registriert. Nach dem Dreh und dem Ende der Postproduktion können die Regisseure eine Erlaubnis für die öffentliche Vorführung erhalten, nachdem der Film die Zensurprozedur durchlaufen hat. Das ist ein eindeutiger Abschied von den strengen und langwierigen Prozeduren der Vergangenheit, die verlangten, dass man das ganze Drehbuch einem arbeitsaufwendigen Prozess der Darlegung, des Neuverfassens und des Wiederversuchens unterwarf.

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Quelle: China heute

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