Das chinesische Frühlingsfest von Anfang bis zum Schluss
Letzter Tag des Jahres
Als Silvester bezeichnet man die letzte Nacht des 12. Monats nach dem chinesischen traditionellen Mondkalender. Die kleine oder im Idealfall auch größere Familie kommt spätestens am Silvester zu einem reichhaltigen Festessen zusammen, traditionell mit Hühnchen und Fisch, der jedoch nicht vollständig aufgegessen wird. Das Wort für "Reste" ist homophon zum Wort für "Wohlstand". Es werden dabei in rote Umschläge verpackte Geldgeschenke, im Hochchinesischen hong bao genannt, an die Kinder verteilt, wobei die Höhe des Geldbetrages von großer Bedeutung ist. Auch Jiaozi müssen für den nächsten Tag vorbereitet werden. Vor Beginn des neuen Jahres um 23 Uhr verlässt man daraufhin das Haus und nimmt dabei die Spuren des alten Jahres mit sich ins Freie, kehrt jedoch anschließend zurück, um die Fenster zu öffnen und auf diese Weise das Glück des neuen Jahres einzulassen. Um 23 Uhr setzt auch das Feuerwerk ein und hält bis spät in den nächsten Morgen an. In vielen Städten ist das wegen Brandgefahr verboten.
Neujahrstag
Am Morgen des Frühlingsfestes zieht man sich Festkleidung an. Man spricht zuerst zu Hause den Familienangehörigen der älteren Generation Glückwünsche aus und macht dann den Kindern Geldgeschenke zum Frühlingsfest.
Der erste Tag des neuen Jahres wird ebenfalls im Kreise der Familie begangen. Man trifft sich am Morgen, grüßt seine Eltern mit einem Neujahressegen und einem Kompliment. Im Anschluss werden rote Umschläge an unverheiratete Mitglieder der Familie, seltener auch an unverheiratete Gäste, verteilt, soweit dies nicht am Vorabend schon geschehen ist. In der ersten Mahlzeit des neuen Mondjahres isst man in Nordchina Jiaozi (mit kleingewiegtem Fleisch oder Gemüse gefüllte halbmondförmige Nudelteigtasche) und in Südchina Neujahrskuchen. Die Nordchinesen essen Jiaozi, weil dieses Essen erstens dem Laut nach die Bedeutung von "Abschied vom alten Jahr und Begrüßung des neuen" hat und zweitens wie Yuanbao (schuhförmige Geld- oder Silberbarren als Zahlungsmittel im feudalen China) aussieht und, wie man glaubt, Reichtum bringen kann. Die Südchinesen essen Neujahrskuchen, weil er nach dem Laut die Bedeutung von "von Jahr zu Jahr immer besser" hat. Weiter wird der Tag zum Neujahresschoppen und zum Besuch von Freunden und Verwandten genutzt, denen ein gesegnetes Neujahr gewünscht wird.
Zweiter Tag
Der zweite Tag ist die Rückkehr verheirateter Töchter mit ihrem Ehemann in ihre Familien und werden meist mit einem umfangreichen Festmahl gefeiert.
Dritter und vierter Tag
Am dritten Tag und vierten Tag des neuen Jahres werden die Verwandten besucht. Oft ist dies mit gemeinsamen kleinen Reisen der Großfamilien verbunden. Dieser Tag wird auch "Chikou" ("freier Mund = Streit"), da man sich leichter bei Familienfesten mit Mitgliedern der Großfamilie streitet.
Bei Familien, in denen ein Angehöriger gestorben ist, fällt für drei Jahre lang der Hausbesuch als Respekt für den Toten aus. Stattdessen wird das Grab, die Urne oder eine andere Gedenkstätte des Verstorbenen besucht.
Fünfter Tag
Der fünfte Tag beginnt in Nordchina mit einem Frühstück mit "Jiaozi" (engl. Dumplings). Er wird auch "Powu" ("Zerbrochene Fünf") genannt. An diesem Tag wird ebenfalls der Geburtstag des chinesischen Wohlstandgottes gefeiert. In Taiwan ist dies traditionell der von Feuerkrachern begleitete Wiederöffnungstag der Läden.
Siebenter Tag
Am siebten Tag ist "jedermanns Geburtstag", an dem man ein Jahr älter wird. Früher spielten im traditionellen China individuelle Geburtstage kaum eine Rolle im Vergleich zu diesem Tag, was sich in der Moderne gewandelt hat.
Der Tag war während der Jin-Dynastie der Höhepunkt des Frühlingsfestes, da jeder der ersten sieben Tage der Geburtstag eines Tieres ist.