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Weltweite Verkäufe schicken Wallstreet auf Talfahrt

german.china.org.cn          Datum: 08. 10. 2008

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Die weltweite Finanzkrise hat dem Dow-Jones-Index den größten Kursverlust seiner Geschichte innerhalb von einem Tag beschert. Selbst eine Erholung der Kurse im Nachmittagshandel konnte den Dow-Jones-Index nicht davor bewahren, erstmals seit 2004 unter 10.000 Punkten zu schließen. Der Ausverkauf fand trotz des 700 Milliarden US-Dollar schweren Rettungspakets der amerikanischen Regierung statt, das am vergangenen Freitag verabschiedet wurde. Seinen tiefsten Punkt erreichte der Dow nach einem Absturzl von über 800 Punkten, bevor sich der Markt in den letzten 90 Minuten des Handelstages noch einmal erholte und der Dow mit einem Verlust von rund 370 Punkten bei 9955,5 Punkten schließen konnte. Seit seinem historisch höchsten Stand von 14.134,53 Punkten vor rund einem Jahr hat der Dow-Jones-Index durchschnittlich 30 Prozent an Wert verloren.

Der weltweite Verfall der Kurse hatte bereits lange vor der Eröffnung des Handels an der Wallstreet begonnen. In Japan verlor der Nikkei-Index über vier Prozent. In Europa gaben der FTSE-100 in Großbritannien um knapp sechs Prozent, der deutsche DAX-Index um sieben Prozent und der französische CAC-40 um über neun Prozent nach.

Die Krise hatte mit einer Überhitzung des amerikanischen Immobilienmarktes begonnen, die sich von dort auf die weltweiten Finanzmärkte ausbreitete. Eine Folge der Krise ist, dass die Banken nun bei der Vergabe von Krediten an andere Banken oder an Unternehmen und Konsumenten äußerst vorsichtig vorgehen. Diese Entwicklung führt zu der Sorge, dass Volkswirtschaften weltweit in eine Rezession geraten könnten.

Das Auf und Ab des Dow-Jones-Index am Montag markierte auch den Beginn der vierten Woche tumultartiger Szenen an den Märkten. Seit Mitte September, als die Investmentbank Lehman Brothers bankrott ging und die US-Regierung den Versicherer American International Group quasi verstaatlichte, sind dreistellige Bewegungen des Dow-Jones-Index an der Tagesordnung. Aber selbst nach der Verabschiedung des Rettungspakets, in dessen Rahmen die US-Regierung den Banken Not leidende Immobilienkredite abkaufen will, sind die Investoren weiterhin besorgt, dass die Banken bei der Kreditvergabe zu vorsichtig vorgehen und der Wirtschaft so die Luft abschnüren.

Am vergangenen Wochenende haben Regierungen in ganz Europa strauchelnden Banken unter die Arme gegriffen. Die Regierungen von Deutschland, Irland und Griechenland haben darüber hinaus erklärt, sie würden für die Bankeinlagen garantieren. Die amerikanischen Investoren scheinen besorgt zu sein, dass das Rettungspaket nicht ausreicht, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Auch weitere Maßnahmen, darunter eine Entscheidung der amerikanischen Zentralbank, ein Kreditprogramm auf finanzknappe Banken auszudehnen, hat bisher nicht viel geholfen.

Die Kursrückgänge an den letzten beiden Montagen waren allerdings noch relativ weit von den Rückgängen entfernt, welche die Tiefpunkte der Geschichte der Wallstreet markieren. Am Schwarzen Montag im Oktober 1987 und bei den Kursrückgängen im Vorfeld der Großen Depression haben die Kurse über 20 Prozent nachgegeben. Am vergangenen Montag hatte der Dow-Jones-Index bei seinem Tiefststand gerade mal acht Prozent eingebüßt. Insgesamt gab der Dow-Jones-Index am Montag um 3,6 Prozent nach. Die Verluste waren breit gestreut: lediglich 200 Aktien konnten einen Zuwachs verzeichnen, während rund 3000 Werte Verluste hinnehmen mussten. Bei seinem Tiefststand lag der Dow-Jones-Index nach einem Verlust von 800,06 Punkten bei 9525,32 Punkten. Damit war der Leitindex der New Yorker Börse erstmals seit dem 29. Oktober 2004 unter die Marke von 10.000 Punkten gefallen.

Gemessen am Dow Jones Wilshire 5000 Composite Index hatte der Markt am Montag an seinem Tiefststand einen Buchwert von 1,1 Billionen US-Dollar verloren. Der Dow Jones Wilshire 5000 umfasst die Aktienkurse von 5000 amerikanischen Unternehmen. In der vergangenen Woche hatte der Markt Verluste in Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar verzeichnet, das schlechteste Ergebnis seit dem Wochenabschluss der ersten Handelswoche nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Ein Hinweis, wie besorgt die Investoren immer noch sind, ist die hohe Nachfrage nach Schatzanweisungen. Die Verzinsung der dreimonatigen Schatzanweisungen, die sich entgegen des Handelspreises entwickelt, ging von 0,5 Prozent am Freitagnachmittag auf 0,49 Prozent zurück. Die Investoren sind bereit geringe Erträge hinzunehmen, um ihr Geld an einem sicheren Ort anzulegen. Die Investoren flüchteten auch in längerfristige Schatzanweisungen, so fiel die Verzinsung der zehnjährigen Schatzanweisungen von 3,60 Prozent am späten Freitagnachmittag auf 3,45 Prozent. Der Standard & Poor's 500 Index gab um 3,8 Prozent oder 42,34 Punkte auf 1056,89 Punkte nach. Der Nasdaq Composite Index fiel um 4,30 Prozent oder 84,43 Punkte auf 1862,96 Punkte. Der Russell 2000 Index gab um 3,79 Prozent oder 23,49 Punkte auf 595,91 Punkte nach. Das Handelsvolumen der New Yorker Börse vom Montag reflektiert den intensiven Handel: 7,8 Milliarden Aktien wechselten ihren Besitzer. Am Freitag waren es 6,5 Milliarden gewesen.

Der Markt "zeigt mit seiner Herdenmentalität eine seiner schlechtesten Eigenschaften und die Investoren scheinen nach Angst zu gieren", sagt Anthony Sabino, Professor für Recht und Wirtschaft an der St. John's Universität. Dennoch handele es sich nicht um ein "Albtraumszenario", beruhigt Sabino. "Es ist sicherlich nicht die Große Depression der 1930er, sondern (es ist wie) die Kreditkrise der 1980er, und die haben wir gelöst. (...) Wenn die Leute einmal durchgeatmet haben, dann werden Sie sehen, dass dies der richtige Vergleich ist und das wird wieder Leben in die Bankinstitute einhauchen."

Quelle: Shanghai Daily

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