Von der "Fabrik der Welt" zum Hightech-Produktionsstandort

22.04.2015

Die Initiative "Made in China 2025" soll den wirtschaftlichen Wandel im Land fördern: weg von der billigen Massenproduktion, hin zu Hightech-Fertigung und Highend–Produkten.

Seit Beginn der Industriellen Revolution im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts hat sich die Produktion von Massenwaren auf vorhersehbare Weise rund um den Globus bewegt und in die Länder verlagert, deren Bedingungen ideal für eine kostengünstige Fertigung waren.

England war geprägt vom wissenschaftlichen Denken und Rationalismus der Aufklärung und brachte jene Männer und Frauen hervor, die Dampf- und Wasserkraft, moderne Metallindustrie, Eisenbahnen und Mechanisierungen aller Art entwickelten und die Welt so durch Massenproduktion und -transport von Waren und Menschen veränderten. Das britische Empire schuf ebenso die ersten Lieferketten des Industriezeitalters, mit denen Waren auf vorher nie dagewesene Weise durch Großbritannien, Europa und die ganze Welt bewegt wurden. Wissenschaft, Kohlereserven, Häfen, Arbeitskräfte und Infrastruktur machten den gesamten Massenproduktionsprozess in England erst möglich.

In den Folgejahren traten weitere europäische Länder sowie Amerika in die Fußstapfen Englands. Als 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, mobilisierten die Nordstaaten ihr schlummerndes Industriepotenzial in beispielloser Weise, um den Zermürbungskrieg für sich zu entscheiden. Das Amerika der Nachkriegszeit wurde in den 1870er Jahren die mächtigste Industrienation der Welt und behielt diese Position bis in die 1920er Jahre.

Die weltweite Depression versetzte dieser Entwicklung zwar vorübergehend einen Dämpfer, aber während des Zweiten Weltkriegs und danach erlebte die Industrienation Amerika neue Höhenflüge. Damals war sie das einzige wichtige Industrieland, das seine alte Stärke bewahren konnte. Amerika behielt seine Vormachtstellung bis in die 1970er Jahre, allerdings tauchten in der Nachkriegszeit mit Japan und Deutschland zwei neue Industriegiganten auf. Tatsächlich waren die USA, Japan, Deutschland (zusammen mit Hongkong, Taiwan und anderen weniger wichtigen Akteuren) bis in die 1990er Jahre gemeinsam für den Großteil der Industrieproduktion verantwortlich.

Aber dann wachte der Drachen auf.

Die Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre eingeleitete Reform- und Öffnungspolitik fand ihren höchsten Ausdruck in der Wiedergeburt Chinas als Weltmacht. Dieser Entwicklung lag eine sorgfältige Planung zugrunde, die das Land zur größten und wichtigsten Produktionsstätte der Welt machte.

Es kann nicht genug betont werden, wie dominant und wichtig Chinas Produktion in den letzten 25 Jahren für die Welt gewesen ist. China ist zum weltweiten Spitzenreiter bei der Herstellung von zahlreichen Produkttypen geworden, darunter Textilien, Schuhe, Accessoires, Spielzeug, Autoteile, Homewear und natürlich Verbraucherelektronik.

Länder in aller Welt haben von den vergangenen 30 Jahren (Globalisierung 1.0) profitiert. Internationale Unternehmen konnten ihre Waren in China zu einem gewinnbringenden Preis herstellen, während sie ihren Kunden gleichzeitig Verbrauchs- und Luxusgüter zu sehr günstigen Preisen anbieten konnten. China schuf auf diese Weise hunderte Millionen von Arbeitsplätzen und wurde zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt, was ihm den Spitznamen "Fabrik der Welt" einbrachte. Der chinesische Produktionsmotor nährte den Verbrauch im Westen, der Verbrauch im Westen nährte wiederum den chinesischen Produktionsmotor.

Aber nun leben wir in der Phase der Globalisierung 2.0., in einer Welt, die von grenzüberschreitendem E-Commerce, High-Tech-Produktion und –Waren geprägt ist, eine Welt, die aufgrund ausgeklügelter, weltweiter Lieferketten zusammengeschrumpft ist. Unternehmen aus China und von anderswo müssen ihre Produkte, ihren Produktionsstandort, Vertriebsstrategien und Lieferwege einer neuen Prüfung unterziehen.

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Quelle: Beijing Rundschau

Schlagworte: Made in China 2025