Schmuckindustrie

Diamanten verlieren für Chinesen an Reiz

02.11.2015

Die Rohstoff-Baisse hat nach Eisenherz und Kupfer nun auch die Diamanten erreicht. Vor allem für den internationalen Konzern Anglo American sind das schlechte Neuigkeiten.

Die sinkende Nachfrage nach Diamantenschmuck in China, dem zweitgrößten Markt nach den USA, zeigt, dass die wirtschaftliche Abkühlung nicht nur ein Problem für Industriegüter darstellt.

Kunden von De Beers, einer Abteilung von Anglo American, die die Steine schneidet, poliert und mit ihnen Handel betreibt, beklagen, dass der Hersteller mehr für die Edelsteine verlangt, als viele in dem Industriezweig bezahlen können. Guy Harari, Mitbegründer der Handelsplattform für Rohdiamanten Bluedax, sagt: "Es ist eine Katastrophe. De Beers behauptet, das Geschäft würde ganz normal laufen, aber das tut es nicht. De Beers will verschleiern, wie schwach der Markt in Wirklichkeit ist."

Eine geringer als erwartete Nachfrage aus China führte zu einer Blockade auf der Diamantenstrecke, Bestände stauten sich an und Preise fielen. Produzenten weigerten sich zudem, ihre mühsam errungenen Kursgewinne abzutreten.

Anglo American, das 85 Prozent der Anteile an De Beers hält, setzte darauf, mit dem Gewinn aus dem Diamantenhandel die sinkenden Einnahmen aus anderen Abteilungen, wie Platin, Kupfer und Kohle, auffangen zu können. De Beers sorgte für mehr als ein Drittel des Halbjahresgewinns und steuerte so den größten Anteil zu den Erträgen bei. Die Aktien von Anglo American waren ein Verkaufsschlager.

Doch was als Schwächung des Bausektors und der industriellen Produktion anfing, trifft nun die chinesischen Konsumenten. Und Luxusprodukte scheinen beim harten Durchgreifen der Korruptionsbekämpfung enorm anfällig.

Chow Tai Fook Jewellery Group Ltd., die größte an der Börse gelistete Juwelierkette der Welt, berichtete im letzten Monat beim Verkauf von Schmucksets von einem 13-prozentigen Rückgang im zweiten Quartal. Grund dafür war vermutlich ein von der Regierung initiiertes Sparprogramm, das die Käufer dazu anhielt weniger Luxusprodukte zu kaufen.

Kieron Hodgson, Analyst bei der Investmentbank Panmure Gordon & Co. in London, erklärt: "Dies ist keine "Es ist aus für China"-Geschichte, China normalisiert sich nur gerade. Das größte Problem sind die Bestände, die sich in dem Land oder bei den großen Einzelhändlern befinden. Sie blockieren die Lieferwege."

Die beiden großen Produzenten haben Maßnahmen getroffen, um die Nachfrage zu fördern. De Beers hat bereits zum zweiten Mal, insgesamt um 15 Prozent, seine Produktion zurückgefahren und senkte die Preise in seinen Schlussverkäufen, die man auch Sichtung nennt. Doch es scheint, als sei dies noch nicht genug. Laut Insidern der Schlussverkäufe, die anonym bleiben wollen, wiesen die Kunden 35 bis 50 Prozent der Diamanten zurück, die bei De Beers Oktober-Sichtung im Angebot waren. Die Edelsteine, die dort gekauft würden, seien mit einem enormen Rabatt auf Sekundärmärkten erhältlich, so die Informanten.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Diamanten,Chinesen,Luxusprodukt,Korruptionsbekämpfung