Zwischen Schmerz und Glück: Chinesische Mutter bringt in den USA ihr zweites Kind auf die Welt Exklusiv
Der Bruder rückt seiner Schwester die Mütze zurecht, die beiden haben inzwischen eine innige Beziehung.
Schmerz und Glück einer zweifachen Mutter
Am 01.01.2016 trat die "umfassende Zwei-Kind-Politik" offiziell in Kraft. Für Xiao Yue und ihre Familie war das zweifelsohne eine gute Nachricht, denn jetzt konnten sie ihr zweites Kind registrieren. Kurz nach dem Frühlingsfest 2017 ging sie zur Polizeistation, um für Lele einen Wohnsitz anzumelden. Alles lief glatt. Als wir über diese Veränderung sprechen, schwingt große Erleichterung in ihrer Stimme mit.
Da sie sich um zwei Kinder kümmern muss, kann Xiao Yue noch nicht wieder arbeiten. Dass ihre Karriere und persönliche Entwicklung zum Stillstand gekommen sind, bereut sie etwas. Außerdem muss sich ihr Mann um die eigene Firma kümmern und hat keine Kraft sich noch um die Kinder zu kümmern. Manchmal fühlt sich Xiao Yue völlig ausgelaugt. "Das Leben nach dem zweiten Kind ist wirklich schwer, manchmal bin ich an einem emotionalen Tiefpunkt, dann erscheint mir meine Zukunft sehr dunkel". Zum Glück hilft ihr ihre Mutter mit vielen Dingen, darüber ist Xiao Yue sehr glücklich: "Ich muss meiner Mutter sehr sehr danken, ohne sie hätte ich oft nicht durchgehalten".
Und ihre Anstrengungen tragen auch Früchte. Die beiden Kinder begleiten einander und wachsen gemeinsam auf, ganz so wie Xiao Yue es sich gewünscht hatte Die Veränderung ihres Sohnes, der erst Einzelkind war und nun zum großen Bruder geworden ist, macht sie sehr glücklich: "Er hat seine kleine Schwester sehr schnell angenommen, als enge Blutsverwandte, jetzt haben die beiden Geschwister schon eine sehr enge Beziehung".
Aber wenn er einmal schlechte Laune hat, kommt es auch zu negativen Reaktionen. Der jetzt sechsjährige Sohn wird gelegentlich von seiner Mutter wegen seines Verhaltens zurechtgewiesen. Einmal hat er Xiao Yue genervt gefragt: "Mama, warum ist alles was ich mache falsch und alles was meine kleine Schwester macht richtig und du wirst nie böse auf sie?" Das war das erste Mal, dass sie ihren Sohn so beleidigt erlebt hat, sofort erkannte sie die schwere des Problems: "Damals ging bei mir im Kopf der Alarm los, ich bekam Angst, eine ungerechte Mutter geworden zu sein". Sie erklärte ihrem Sohn geduldig: "Deine Schwester ist noch klein, sie versteht vieles noch nicht. Aber du bist schlau und lernst schnell. Du kannst sogar auf dich selbst aufpassen. Du bist viel stärker, oder?". Er beruhigte sich bald und hörte auf sich mit seiner kleinen Schwester zu vergleichen, Jetzt genießt er ihre Gesellschaft und ist nicht mehr eifersüchtig auf sie.
Nach dem zweiten Kind hat Xiao Yue noch stärker erlebt, dass Mutter zu sein ein täglicher Lernprozess ist.
"Wo ist Papa?"
Unter den chinesischen "Zwei-Kind-Müttern" sind diejenigen, die ihre Karriere aufgegeben haben, keineswegs in der Unterzahl. Xiao Yues Leben ist beispielhaft für diese Gruppe. Dass der Vater in der Erziehung keine Rolle spielt, daran kränkeln viele chinesischer Familien.
Am Ende des Interviews teilte Xiao Yue uns noch einige persönliche Gedanken mit, sie ist der Ansicht, dass Frauen sich derzeit einer ungerechten Situation ausgesetzt sehen und, dass die chinesischen Väter zu wenig an der Erziehung teilhaben
"Mit einem weiteren Kind hat man es zweifelsohne schwerer, man benötigt jemanden, der die Last mit einem teilt, nur so kann man sich neben der Kindeserziehung noch um sein eigenes Leben kümmern. Wenn mein Ehemann genug Zeit hätte sich selbst um die Kinder zu kümmern, dann könnte unsere Beziehung noch besser funktionieren und ich wäre mir auch nicht so unsicher über meine eigene zukünftige Entwicklung. Ich möchte allen Jungen Müttern, die sich auf ihr zweites Kind vorbereiten, sagen, dass sie zuerst ihr Leben planen und mehr Unsterstützung von ihren Männern erkämpfen sollen. Nur so kann man den wachsendenHerausforderungen des Familienlebens begegnen".