„Beziehungen zu Deutschland spielen weiterhin führende Rolle in Chinas Beziehungen zur EU“
Die größte Besonderheit der chinesisch-deutschen Beziehungen bestehe darin, dass sie eine solide Grundlage besäßen, die pragmatische Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten förderten und zudem eine gute Perspektive aufwiesen. Im vorigen Jahr habe China gute Fortschritte in seinen Beziehungen mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien erzielt. „Die chinesisch-deutschen Beziehungen spielen noch immer die führende Rolle in den chinesisch-europäischen Beziehungen. Zwar haben Frankreich und Großbritannien in ihren Beziehungen mit China aufgeholt, ja Deutschland sogar in einigen Bereichen übertroffen. Doch Deutschland bemüht sich wiederum, seinen Vorsprung zurückzugewinnen. Daraus entsteht für China ein günstiger Kreislauf: Die Länder wetteifern in ihren Beziehungen zu uns miteinander und fördern diese Beziehungen auch gegenseitig. Eine Situation, die zweifelsohne einen Glanzpunkt in unseren Beziehungen zu den Großmächten bildet“, so der Botschafter.
Europa sähe sich zurzeit mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert und China sei unterdessen dabei, seine Wirtschaftsstruktur zu regulieren. In den vier Bereichen Außenpolitik, Wirtschaft, Kultur und der Bildung im weiteren Sinne gebe es große Kooperationsspielräume für beide Seiten, betonte der chinesische Botschafter.
Er sagte: „Im vorigen Jahr haben wir das chinesisch-deutsche Jahr der Innovationskooperation begangen. Und 2016 wurde zum Jahr des Jugendaustausches zwischen beiden Seiten erklärt. Beim China-Besuch des deutschen Bundespräsidenten im März sollen neue Inhalte der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit im Bereich des kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Austausches verkündet werden.“
Ständige Vertiefung der Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit
Seit vielen Jahren bildet die Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit den größten Schwerpunkt in den Beziehungen zwischen China und Deutschland. Die Bundesrepublik ist das erste westliche Land, das eine umfassende Zusammenarbeit im Bereich Innovation mit China entfaltet hat. Zudem ist Deutschland europaweit Chinas größter Handelspartner, sein wichtigster Technologielieferant und sein größter Investor. Cina ist seinerseits Deutschlands größter Handelspartner außerhalb der EU.
„Wir unterhalten intensive Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu Deutschland. Chinas Handelsvolumen mit der Bundesrepublik macht derzeit 30 Prozent des gesamten Handelsvolumens mit den 28 EU-Mitgliedsstaaten aus. Chinas Handelsvolumen mit Deutschland erreichte im vorigen Jahr mehr als 160 Milliarden US-Dollar und lag damit höher als Chinas Handelsvolumina mit Frankreich, Großbritannien und Italien zusammen. Diese Tendenz wollen beide Seiten beibehalten. Deutschland hat in China mehr als 8200 Unternehmen errichtet und die Gesamtinvestitionen der Bundesrepublik in China übersteigen schon heute die Marke von 40 Milliarden US-Dollar“, sagte der Botschafter.
Seit einigen Jahren tätigten außerdem immer mehr chinesische Unternehmen Investitionen in Deutschland. Die Zahl belaufe sich derzeit auf mehr als 2000 Firmen, so Shi. Es gehe zunehmend um Investitionen und Fusionen. Beide Seiten entfalteten zudem Kooperationen in neuen Bereichen, erklärte der Botschafter. „Die Regierungen unserer beiden Länder haben ein Abkommen geschlossen, die strategische Zusammenarbeit im Rahmen des deutschen Projekts „Industrie 4.0“ und des chinesischen Plans „Made in China 2025“ weiter zu entfalten“, erklärte Shi. Zeitgleich solle auch die Zusammenarbeit im Bereich internationaler Produktionskapazitäten für Drittländer ausgebaut werden.
Zur Bedeutung der chinesischen Initiative des „Wirtschaftsgürtels Seidenstraße und der maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ für die chinesisch-deutschen Beziehungen sagte der Botschafter: „Deutschland gehört zu den Ländern, die diese Initiative als erste unterstützt haben. Auch zählt die Bundesrepublik zu den Partnern, die als erste und mit größten Investitionen der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank beigetreten sind.“ Die Zusammenarbeit in diesem Bereich habe gute Aussichten, betonte der Top-Diplomat. „Wir beraten derzeit über neue Bereiche der Zusammenarbeit, zum Beispiel, wie bereits erwähnt, Kooperationen mit Bezug auf Drittländer, aber auch im Bereich der Infrastruktur. Während des anstehenden China-Besuchs der deutschen Bundeskanzlerin werden voraussichtlich eine Reihe von Abkommen bezüglich dieser Zusammenarbeit geschlossen werden“, so Shi.
Zum Aufbau des „Wirtschaftsgürtels Seidenstraße und der maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ sagte Shi, dass heute etwa zehn chinesische Städte planmäßige Eisenbahnfahrten abwickelten, deren Endstationen in Deutschland lägen. China und Deutschland seien die größten Wirtschaftsmächte entlang der Eisenbahnlinien, die im Rahmen der Seidenstraßeninitiative ausgebaut worden seien. „Aus diesem Grund sollten wir die Zusammenarbeit in diesem Bereich in Zukunft noch stärker fördern. Zurzeit beraten die China Railway Engineering Corporation und die Deutsche Bahn über eine Verstärkung ihrer Zusammenarbeit. Es sind zum Beispiel Erleichterungen bei der Zollabfertigung im Gespräch. In diesem Bereich müsste man natürlich auch auf die Unterstützung anderer Länder entlang der Route setzen“, erklärte der Botschafter.