Das Publikum auf dem chinesischen Festland wird eine um etwa 7 Minuten gekürzte Version von Lust, Caution zu sehen bekommen, dem Film, der in diesem Jahr auf dem Filmfest in Venedig den Goldenen Löwen gewonnen hat. Die Zensur des Films hat in China die Debatte über eine Einführung von Altersbeschränkungen wieder angeheizt. Aus dem eigentlich 156 Minuten langen Film würde ein Teil der Sexszenen herausgeschnitten, damit er "relativ sauber" werde, erklärte Regisseur Ang Lee.

Lees Film heißt auf Chinesisch Se, Jie und spielt in den 1940er Jahren im von den Japanern besetzten Shanghai. Der Film enthält relativ freizügige Sexszenen zwischen einer jungen weiblichen Spionin, gespielt von der Jungdarstellerin Tang Wei, und einem mächtigen Politiker, gespielt von Tony Leung. In den USA hat der Film ein Zulassung ab dem 17. Lebensjahr erhalten.

"Die zuständigen Behörden haben mir mitgeteilt, es gäbe keine Altersbegrenzungen auf dem chinesischen Festland und lassen mich den Film daher schneiden", sagte Lee.

"Auf dem Festland können auch Kinder den Film sehen", fügte Lee hinzu. Der chinesische Regisseur Jia Zhangke, der im vergangen Jahr mit seinem Film Still Life den Goldenen Löwen gewonnen hatte, sagt, es sei "schade", den Film zu schneiden und ist der Meinung, das chinesische Festland brauche dringend ein System zur Altersbegrenzung, das es "Zuschauern über 18 ermöglicht, Filme in ihren vollständigen Versionen zu sehen."

Der chinesische Filmstar Gong Li hatte der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes während seiner jährlichen Konferenz im März einen Antrag vorgelegt, der die Entwicklung eines solchen Systems umreißt. Li ist schon seit langer Zeit Vertreterin der Einführung einer Altersbeschränkung. Das staatliche Amt für Rundfunk, Film und Fernsehen weigert sich aber, mit Hinweis auf seine etliche Jahrzehnte alte Ansicht, dass "Filme die nicht für Kinder geeignet sind, auch nicht für Erwachsene geeignet sind", eine Altersbeschränkung einzuführen.