Die Flüchtlingskrise in Deutschland zählt zu den größten Herausforderungen, denen sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten stellen musste. Auch für das kommende Jahr werden weitere Flüchtlinge in Deutschland erwartet. Doch wie soll es weitergehen? Die Meinungen in Deutschland gehen auseinander, wir geben Ihnen einen Überblick.
Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte kennt keine Obergrenze. Das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus der Hölle eines Bürgerkriegs zu uns kommen. "Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land." ——Bundeskanzlerin Angela Merkel |
Seehofer hat sich einstimmig hinter die Entscheidung der Bundesregierung gestellt, vorübergehend wieder Kontrollen an den Grenzen einzuführen, um den Flüchtlingsstrom nach Deutschland wieder in geordnete Bahnen zu lenken. "Die Grenzkontrollen sind dringend notwendig, um ein regelfreies System wieder zurückzuführen zur Ordnung". "Die Mittel für die Flüchtlingshilfe sollen mindestens verdoppelt und die gerechte Verteilung der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge organisiert werden. Darüber hinaus müssten die EU-Außengrenzen besser kontrolliert und mehr Hilfe vor Ort in den Flüchtlingslagern geleistet werden." ——CSU-Parteivorstand Horst Seehofer |
Deutschland heißt willkommen!
Deutschland braucht dringend Zuwanderung – besonders Fachkräfte werden gesucht. Viele Flüchtlinge, die bei uns Asyl beantragen, sind gut ausgebildet und zum Teil hoch qualifiziert. Das Recht auf Asyl für Frauen, Männer und Kinder, die Schutz bei uns suchen, ist ein Grundrecht. Es gehört zum Kernbestand unserer Geschichte und unserer Verfassung. ——SPD |
Wir haben die Kontrolle verloren. Das ist unverantwortlich, auch weil man nicht genau abschätzen kann, wie viele davon IS-Kämpfer oder islamistische Schläfer sind. ——Unionsfraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU), früherer Bundesinnenminister |
Das Verhalten der Regierung und von Kanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise ist eine ihrer "größten Leistungen".
——CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen |
Die Aufnahmekapazität und Integrationskraft unseres Landes sind nicht unbegrenzt. Die Zahl derjenigen, die angesichts der hohen Flüchtlingszahlen ernst besorgt sind, wächst ständig und man darf nicht jeden, der sich zu dieser Entwicklung kritisch äußert, in die ausländerfeindliche Ecke stellen. ——CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach |
Ich stehe zu dem, was die Kanzlerin gemacht hat und was wir in der Koalition vereinbart haben.
——CDU-Unions-Fraktionschef Volker Kauder |
Der Zustrom und die Sogwirkung werden erkennbar immer größer. Das beginnt, uns zu überfordern. Außerdem wirke sich die hohe Zahl der Flüchtlinge auf die kulturelle Statik einer Gesellschaft aus. Deutschland verändert sich in diesen Tagen grundlegender, als wir im Moment vermuten. Viele Flüchtlinge hätten nun einmal andere Wert- und Weltbilder als wir. ——Bayerns Finanzminister Markus Söder, CSU |
Die Flüchtlinge, die zurzeit zu Hunderttausenden nach Deutschland kommen, sind eine große Chance für die deutsche Wirtschaft. Im besten Falle könnte die Aufnahme der Menschen eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder werden.
——Daimler-Chef Dieter Zetsche |
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird.zunächst ansteigen. ——Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise |
Wir fressen hier Molekularmenüs und haben unsere Wohnzimmer mit höchster Technologie ausgerüstet, sind eines der reichsten Länder der Erde und trotzdem kommen wir mit solch einer Situation nicht zurecht. Das geht nicht. Ganz Deutschland muss jetzt zusammenhalten. ——Kabarettist Christian Springer |
Die Mehrheit der Flüchtlinge, die zu uns kommen, hat kurz- bis mittelfristig keine Chance, auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Nur ein kleiner Prozentsatz lässt sich relativ zügig integrieren. Das Fachkräfteproblem lässt sich nicht durch das Asylrecht lösen. ——Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Unionsfraktion,Carsten Linnemann(CDU) |
Wir wissen aus der Migrationsforschung, dass selbst sehr große Zuwanderungsströme auf dem Arbeitsmarkt nur sehr minimale Auswirkungen haben. ——Thomas Bauer, Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung(RWI) |
Durch die Integration von Flüchtlingen gibt es langfristig keine negativen Effekte auf den Arbeitsmarkt. ——Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung(IAB) |
Es ist beeindruckend, wie herzlich und engagiert sich große Teile der Münchner Bevölkerung um die Tausende Flüchtlinge kümmern, die im wesentlichen aus Kriegsgebieten im Nahen Osten in München angekommen sind. Und auch die Politik scheint nun endlich lösungsorientiert zu handeln. Da verschlägt es einem dann doch die Sprache, wenn der Papst als höchster Vertreter der reichsten Organisation Europas dazu aufruft, jedes Kloster solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen, und ankündigt, der Vatikan werde zwei Flüchtlingsfamilien beherbergen. Bei dem Milliardenvermögen der Kirche eine unglaubliche Schande. ——Christian Spindler, München |
Angela Merkel und Sigmar Gabriel spielen mit dem Feuer. Das Einladungs- und Willkommensgerede der beiden berücksichtigt nicht die Skepsis bei der großen Masse der Bevölkerung. Das praktizierte Willkommen an den Bahnhöfen und Unterbringungsstellen wird nur von einem kleinen gutwilligen Kreis der Gesellschaft getragen. Die einzige vernünftige und der Bevölkerung vermittelbare Maßnahme gegen die unkontrollierte Zuwanderung wären ein ausgewogenes Einwanderungsgesetz und großzügige Hilfen vor Ort an der Grenze der Heimatländer der Flüchtlinge. ——Dr. Dietmar Nickel, München |
Es ist unbegreiflich, dass die Deutschen Angst vor Flüchtlingen haben. Sie haben doch mehrmals nachgewiesen, dass die Integration von Flüchtlingen ein großer wirtschaftlicher Erfolg war.
Unsere Chance sind die Flüchtlinge. Viele sind gut ausgebildet. Sie haben lebensgefährliche und menschenunwürdige Umstände hinter sich gelassen. Sie wollen leben. Sie wollen ihren Kindern und sich selbst eine Zukunft geben. Sie wollen arbeiten. Geben wir ihnen diese Chance, eine Chance die auch uns helfen wird. ——Dirk Wollenweber, Altdorf |
Mehr als 50 Prozent der Flüchtlinge haben keine Berufsausbildung, nicht wenige sind gar Analphabeten. Deutschland hat zwar einen Mangel an Fachkräften, aber keinen Mangel an Ungelernten. In dieser Bevölkerungsgruppe herrscht Massenarbeitslosigkeit, jeder fünfte ist arbeitslos, jeder dritte armutsgefährdet. Ein starker Zuwachs an Hartz-IV-Beziehern ist deshalb vorhersehbar. Die Gefahr ist groß, dass viele Flüchtlinge eben nicht den von ihnen gewünschten Platz in der Mitte der Gesellschaft finden, sondern in einem abgehängten Prekariat landen werden. ——Stefan Kaisers, Gießen |