Kommentar
Die Zwei-Kind-Politik: Chance für China Exklusiv
Von Klaus Haberlandt, Brandenburg an der Havel
Als 1979 die Regierung der Volksrepublik China beschloss, die Ein-Kind-Politik durchzusetzen, war dies zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger und richtiger Schritt. Viel zu nah waren noch die Erinnerungen an die Hungerperioden der 60er Jahre in China und es gab auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Situation die Befürchtungen, die schätzungsweise 900 Millionen Menschen nicht ernähren zu können.
Die nachfolgende Zeit war besonders für die Frauen ein Martyrium. Es gab nicht gewollte Abtreibungen und später auch gewollte, als die Möglichkeit bestand, das Geschlecht der Föten zu erkennen. Junge wurden gerne genommen, um die Existenz der Familie im Alter zu sichern und Mädchen wurden abgetrieben, weil sie nach der Heirat für die Altersversorgung nicht zur Verfügung standen. Dieser Eingriff in die natürliche Regulation führte dazu, dass es in China einen Überschuss von etwa 37 Millionen Männern gibt.
Des weiteren gibt es schätzungsweise 13 Millionen sogenannte „Schwarzkinder“, also Zweitkinder, die man aus Angst vor der Strafe und der Armut nach der Geburt nicht bei den Behörden anmeldete.
Die Öffnungspolitik der Volksrepublik China brachte eine rasante wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung mit sich, damit verbunden waren auch große Fortschritte in der klassischen Medizin mit moderner Technik und die gesunde Ernährung der Bevölkerung. Zunehmend setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Menschen immer älter werden und dabei gesund bleiben. Wissenschaftler warnten, dass durch die Ein-Kind-Politik ein junger, arbeitender Chinese für 6 ältere Familienmitglieder die Renten und die medizinische Versorgung sicher stellen musste. Der Generationenvertrag zwischen Jung und Alt würde irgendwann nicht mehr funktionieren. Das ist auch der Anlass, diese Politik zu verändern und mit dem 1. Januar 2016 die Zwei-Kind-Politik einzuführen. Es ist ein folgerichtiger Schritt, aber es bleibt zu befürchten, dass viele junge Leute auch freiwillig auf das zweite Kind verzichten wollen.