Kreditwürdigkeit
Negatives Rating lässt Chinas Finanzminister nur mit den Schultern zucken
Die Abwertung der chinesischen Kreditwürdigkeit durch die US-Ratingagentur Moody's ist Lou Jiwei herzlich egal. Der chinesische Finanzminister quittierte den Schritt der Agentur mit einem müden Schulterzucken.
Lou Jiwei
Es habe keinerlei negative Reaktionen auf die Ankündigung Moody's gegeben – weder auf den nationalen, noch auf den internationalen Märkten. Dies sagte Lou am Sonntag auf dem Chinesischen Entwicklungsforum in Beijing.
"Diese Ratings sind uns ziemlich egal", sagte der Minister.
Moody's hatte den Ausblick für China und die Kreditwürdigkeit seiner größten Banken Anfang März – unter Verweis auf die steigenden Schulden des Landes und die "unzureichende Fähigkeit, Reformen durchzuführen" – von "stabil" auf "negativ" gesenkt.
Lou sagte, dass er Moody's Bedenken zwar verstehe, dass die Agentur es aber versäumt habe, Chinas Bemühungen um den Abbau der Überkapazitäten sowie des Fremdkapitalanteils zu berücksichtigen. Diese Maßnahmen seien während der zwei Sitzungen zwischen dem 3. und 16. März geklärt worden.
Lou sagte weiter, dass es unangemessen sei, dass die Agentur den Ausblick für Griechenland trotz der ernsthaften Verschuldungsprobleme des europäischen Landes erhöht habe, während die Aussichten für China, dessen wirtschaftliche Situation viel besser ist als die von Griechenland, herabgestuft wurden.
Moody's hatte das Rating der griechischen Staatsanleihen von "negativ" auf "stabil" gesetzt und im Februar die Bonitätseinstufung seiner vier wichtigsten Kreditgeber erhöht.
Liang Haiming, Chefökonom des China iValley Research Institute, einer Denkfabrik in Beijing, sagte: "Moody's verfolgt hier offensichtlich eine Art Doppelmoral."
Analysten sagten, dass Moody's Abwertung der Rating-Aussichten Chinas die Verbesserung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes nicht berücksichtige.
Ausgehend von den Daten des ersten Quartals bleibe die Wirtschaft trotz des Abwärtsdrucks widerstandsfähig, sagte Vizeministerpräsident Zhang Gaoli auf dem Forum.
Die wichtigsten wirtschaftlichen Indikatoren hätten sich seit Beginn des Jahres verbessert, und wenn sich dieser Trend fortsetze, werde die chinesische Wirtschaft die derzeitigen Schwierigkeiten überwinden, so Zhang.
Das BIP-Wachstum des Landes hatte im vergangenen Jahr nur 6,9 Prozent erreicht – der geringste Wert seit 1990. Doch die Daten aus den ersten beiden Monaten dieses Jahres – wie beispielsweise die Investitionen in Anlagevermögen – deuten auf eine erste Stabilisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten hin.
Unterdessen habe sich die Struktur der Wirtschaft besser ausbalanciert, Konsum und Dienstleistungssektor hätten Investitionen und Industrie ersetzt und lieferten inzwischen den größten Beitrag zum Wachstum.
Die Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler, die an dem Forum teilnahmen, sagten, dass die Wirtschaft auch weiterhin stabil bleibe, wenn die Umstrukturierung und Reformagenda auf mittlere und lange Sicht durchgesetzt werde.
"Wer vor 12 Monaten an das Potenzial Chinas glaubte, der wird wegen der Tatsache, dass es auf einige Schwierigkeiten gestoßen ist – die meines Erachtens alle kurzfristig sind – nicht den Glauben an das langfristige Potenzial seiner Wirtschaft verlieren", sagte Dennis Nally, Vorsitzender von PricewaterhouseCoopers, sagte am Rande des Forums.