Innovation

Global gründen mit den Gründerzentren der Tsinghua-Universität und der TU München Exklusiv

16.11.2016

Jung, experimentierfreudig und hoch motiviert: Die Gründerteams im X-Lab

Gibt es in Ihren Augen einen Unterschied in der deutschen und chinesischen Innovationskultur?

Es gibt große kulturelle Unterschiede, die sich auch bei Gründern zeigen. Doch wenn diese unterschiedlichen Menschen zusammen an einer Geschäftsidee arbeiten, verblasst das Trennende, und das Gemeinsame, an dem konkret gearbeitet wird, steht im Vordergrund. Ich habe die gleichen Gründerpersönlichkeiten erlebt – zum einen den individualistischen Typus, der von einer Vision getrieben ist und sich um jeden Preis durchzusetzen möchte, zum anderen den Wissenschaftler-Typus, der mit der Unterstützung eines Professors gründet. Beide Typen kennen wir in beiden Ländern. Ein Unterschied bestand darin, dass die deutschen Gründer es eher gewohnt sind, sich im Ausland zu bewegen, sich auf das Arbeiten in China vorbereiten, vorab Termine vereinbaren und generell etwas selbständiger handeln. Bei den chinesischen Gründern fällt mir besonders positiv auf, dass sie die Expertise und den Input sehr ernsthaft aufnehmen.


Welches sind typische Geschäftsideen der Gründerteams?


Es gibt Wellen, was gerade angesagt ist, wie E-Commerce, Apps oder die Bereiche FinTech und CleanTech. Studentische Gründer kommen auf „abenteuerliche Ideen“ und wir Erfahrenen tun gut daran, nicht zu früh zu urteilen. Wir haben jedoch bei der Auswahl darauf geachtet, dass die Geschäftskonzepte schon einen Wirksamkeitsnachweis vorweisen können. Ob eine Geschäftsidee gut oder schlecht ist, kann zu diesem Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden. Wichtiger beim Start sind Teamfaktoren also z.B. die Arbeit mit verteilten Rollen oder die Stabilität in Belastungssituationen. Das Geschäftskonzept ist in diesen frühen Gründungsstadien häufig Änderungen, sogenannten „Pivots“, ausgesetzt – das geht nur mit einem robusten Team.

Die Bandbreite der Geschäftskonzepte spannte sich bei den Chinesen vom schmutz- und ölabweisenden Material über eine Video-Lernplattform für Skater, ein neues Pipetierverfahren, ein neues Touchpad, flexible Solarpanele, ein intelligentes Trainingsgerät bis hin zu einem intelligenten Algorithmus zur Parkplatzsuche. Die deutschen Geschäftsideen waren tendenziell jünger und reichten von der Software zur Planung von energiearmen Häusern über einen Online-Zitierservice, einen weltweit einsetzbaren sicheren Internetzugang für Reisende, eine Sprachlernplattform, eine intelligente Espressomaschine bis hin zu einem Luxus-Shopping-Dienst.

Deutsch-chinesische Teamarbeit

Was ist aus den Gründerteams, die das Programm bisher absolviert haben, geworden?

Die 14 oben genannten Geschäftskonzepte stehen alle an unterschiedlichen Punkten. Einige machen schon Umsatz. Das chinesische Unternehmen Neatrition beispielsweise steht Dank des direkten Zugangs zu zwei namhaften deutschen Großunternehmen, den es durch das Programm erhielt, mit diesen in Vertriebs- und Lizenzverhandlungen. Shopeur, ein Luxus-Shopping-Dienst für vermögende chinesische Touristen in Europa, konnte in China wichtige Kontakte knüpfen und einen Investor finden.

Wir hatten auch Gründer, die erkannten, dass ihr Produkt keine Chance auf dem anderen Markt haben wird und die Geschäftsidee nicht weiter verfolgten. Aus unserer Lernperspektive heraus sind diese Fehlschläge wichtige Schritte auf dem Weg eines Unternehmers.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: TUM,Tsinghua,TIE²,Oliver Bücken