Er kocht Angela Merkel in China ein Exklusiv
von Wolfgang Liu Kuhn, Graz
Der in Shanghai lebende Spitzenkoch Alfred Pichler aus Österreich hat vor kurzem eine der höchsten Auszeichung der Gourmet-Szene bekommen.
Es war zweifellos die Krönung der bisherigen Laufbahn des Österreichers Alfred Pichler: Für seine langjährige internationale Tätigkeit in der gehobenen Gastronomie und als aktiver Botschafter der französischen und österreichischen Kochkunst erhielt er von Yam Atallah, Präsident der Gesellschaft „Chaîne des Rôtisseurs“ eine Auszeichnung, die nur wenigen vorbehalten ist. Er ernannte Pichler zum „Grand Officier der Chaine de Rotisseur“. Dieselbe Auszeichnung wurde im letzten Jahr niemand Geringerem als den eben erst verstorbenen Starkoch Paul Bocuse in Lyon überreicht. Die feierliche Zeremonie führte Allen Wong, ein Vertreter der Gesellschaft aus Beijing, in Hangzhou in der chinesischen Provinz Zhejiang durch.
Alfred Pichler
Dementsprechend groß ist die Freude über die Auszeichnung: „Ich bin jetzt am Zenith meiner Laufbahn. Für einen solchen Titel braucht man ein höchstes Maß an Professionalität mit Augenmerk auf kleinste Details. Das geht durch die ganze Palette vom Einkauf über das Lagern, die Zubereitung und das Anrichten bis hin zur Präsentation“, erklärt Pichler. Die Chaîne des Rôtisseurs ist eine gastronomische Vereinigung, ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1248 zurück. Erste Erfahrung mit der Chaine hatte Pichler am Bord des Luxusschiffs „Queen Elisabeth 2“, wo er „Chef Rotisseur“ war. Mitglieder der Gilde tragen Ketten, die den unterschiedlichen Rang innerhalb der Gemeinschaft darstellen. Regelmäßig finden internationale, nationale und regionale Zusammenkünfte statt, zu der jedes Mitglied eingeladen ist.
Jetzt also trägt Pichler den höchsten Orden der Gilde. Der 1968 in Bad Hall geborene Spitzenkoch absolvierte nach dem Bundesheer ein Praktikum in der Schweiz, bevor er noch im selben Jahr nach England ging, um an Bord der „Queen Elisabeth 2“ die gehobene Küche kennenzulernen. „Erstmals kam ich auf dieser Reise mit Shanghai in Berührung. Land und Leute und natürlich das Essen übten eine große Faszination auf mich aus“, erzählt der Österreicher. Aktuell lebt Pichler mit seiner Familie in Anting New Town Jiading Shanghai. Shanghai hat dem Bad Haller vor allem berufliche Chancen ermöglicht. Diese hätten Pichler neben privaten Überlegungen schlussendlich auch dazu bewogen, in Shanghai zu bleiben.
In China kocht er nun regelmäßig bei Staatsbanketten und für führende Persönlichkeiten aus Politik und Handel. So tischte er auch beim Staatsempfang der Bundeskanzlerin Angela Merkel in Nanjing auf. Im Verlauf seiner Karriere verwöhnte er internationale Staatsspitzen wie Wladimir Putin, den deutschen Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und die Königin von England. „Besonders gefreut habe ich mich, als ich Bono Vox von U2 persönlich die Hand reichen konnte“, erinnert sich Pichler. Derzeit engagiert er sich mehr im Bereich Jugendarbeit und im Training für angehende Spitzenköche, wie Pichler selbst einer ist. Gelegentlich greift er für die Botschafter verschiedener Nationen in China zum Kochlöffel, wenn die sich etwas Spezielles wünschen - auf Wunsch eben auch Hausmannskost der Neuen Deutschen oder auch Bayerischen Küche: „Mein Kochlehrer in Gmunden hat mir immer gesagt, wer kein Beuschel, also ein traditionelles Innereien-Gericht kochen kann, ist kein richtiger Koch!“ Dennoch ist sein Spezialgebiet nach wie vor eher der Beluga Kaviar und die getrüffelte Gänseleber.
In seinem Gastland China fühlt er sich sehr wohl: „Hier wird viel Wert darauf gelegt, dass man original gekochte Gerichte aus verschiedenen Ländern herstellen kann. Dazu muss man sehr versiert beim Schreiben von Rezepturen sein“, so Pichler. Darüber hinaus müsse man bereit sein, Fachwissen weiterzugeben, beim Einkauf und so weit wie möglich bei der Übersetzung zu helfen. „Allgemein ist man als Spitzenkoch in China sehr hoch angesehen, und jeder möchte mit Begeisterung etwas lernen. Das sind teilweise sehr viele Anfragen - aber mit der österreichischen Gelassenheit lässt sich das leicht bewältigen“, lächelt Pichler abschließend.
Im folgenden sind die innovativen Gerichte von Spitzenkoch Alfred Pichler.