Totenkult

Grüne Bestattungen sollen Land und Energie sparen

05.04.2018

Die Behörden versuchen, die Menschen davon zu überzeugen, mit traditionellen Arten des Umgangs mit Toten zu brechen.

 

Scharfäugigen Reisenden auf der Eisenbahnstrecke von Beijing in die zentralchinesische Provinz Henan werden einige karge Grabhügel auffallen. "Die Hügel sind wie Pickel auf einem Mädchengesicht. Es ist eine tiefverwurzelte Tradition in dem Gebiet, Menschen in ihren Feldern zu bestatten. Das hat aber nicht nur zur Folge, dass Gräber Ackerland belegen. Es stellt auch eine Gefahr für die Getreidesicherheit dar," sagte Yang Hu. Er ist Direktor der Abteilung für Bestattungen und Beerdigungen beim Büro für Zivilangelegenheiten in Zhengzhou, Henan.

 


In städtischen Gebieten entscheiden sich die Menschen meist dazu, Parzellen auf Friedhöfen zu kaufen, um die Asche ihrer Toten beizusetzen. Ouzi ist ein Industrieanalyse- und Datenservice-Unternehmen. Es hat im vergangenen Jahr einen Bericht veröffentlicht. Darin sagt die Firma, die durchschnittlichen Kosten einer Bestattung könnten in Beijings Stadtgebieten 80.000 Yuan (10.300 Euro) erreichen. Dies setzt sich aus den Kosten für die Parzellen, die Beerdigung und einen Leichenschmaus zusammen.

 

Der Preis für eine Parzelle mit weniger als einem Quadratmeter kann zwischen 30.000 und 70.000 Yuan (3850 und 9000 Euro) betragen. Er hängt von der Lage, Größe, Ausrichtung und dem Material des Grabsteins und Grabdenkmals ab.

 

Der Bericht weist auch auf eine drängende Notwendigkeit hin, die Menschen davon zu überzeugen, traditionelle Bestattungsmethoden aufzugeben, um Platz zu sparen.

 

Jedes Jahr kommen landesweit etwa drei Millionen Gräber hinzu. Mehr als 4,5 Millionen Leichen sind seit 2014 jährlich eingeäschert worden. Ouzi schätzt, alle verfügbaren Parzellen würden bis Mitte 2022 belegt sein. Dies ist etwa 18 Monate früher, als 2014 vom Ministerium für Zivilangelegenheiten in einem Bericht vorhergesagt.

 

Im vergangenen Jahr habe es etwa 64,7 Millionen Parzellen gegeben. 42,2 Millionen von ihnen seien bereits belegt gewesen, sagte das Unternehmen.

 

2016 wurde das Konzept der "grünen Bestattungen" offiziell ins Leben gerufen. Es wurde in einer Richtlinie erläutert, die vom Ministerium für Zivilangelegenheiten sowie acht weiteren Ministerien und Einrichtungen, wie der Forstverwaltung, herausgegeben wurde.

 

Mit "grün" sind Bestattungen gemeint, die nicht nur Landfläche einsparen, sondern auch emissionsfrei sind. Die Ausbringung der Asche auf See, ihre Lagerung in Ziegeln in Wänden oder ihre Verteilung in der Nähe von Bäumen, Grasflächen und Blumen gelten als grüne Bestattungen.

 

In den vergangenen Jahren hat eine wachsende Zahl von Menschen in China, insbesondere in Stadtgebieten, grüne Bestattungen angenommen.  Gemäß den Zielen, die in einer Richtlinie des Ministeriums für Zivilangelegenheiten gesetzt wurden, soll bis 2020 die Hälfte der jährlichen Bestattungen in China grüne Beisetzungen sein.


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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Grüne Bestattung, China, Besetzung, Umwelt