30 Jahre Goethe-Institut in China

Clemens Treter: „Mit unserer Arbeit spiegeln wir die Veränderungen Chinas wieder“ Exklusiv

24.11.2018


Clemens Treter, Leiter des Goethe-Instituts China, beim 30-jährigen Gründungsjubiläum (Foto vom 16. November 2018, Goethe-Institut)

 

Was sind die beliebtesten Themen für Chinesen, die sich mit Deutschland auseinandersetzen?

Die großen Themen bleiben natürlich Fußball, Musik, Bier und Autos. Das prägt das Image von Deutschland sehr stark. Bei uns im Fokus stehen die professionell Kulturschaffenden und da gibt es interessante Entwicklungen: Wir haben seit drei Jahren eine Kooperation mit dem Berliner Theatertreffen, durch die wir einen ziemlich großen Ausschnitt des deutschen Theaters zeigen und die von Theaterschaffenden in China auch mit Interesse aufgenommen wird. Ein weiterer Schwerpunkt ist Design. Im kommenden Jahr feiern wir das hundertjährige Gründungsjubiläum von Bauhaus.

 

Unter Kulturaustausch versteht man einen gegenseitigen Prozess. Welchen Beitrag leistet das Goethe-Institut zum besseren Verständnis der Deutschen von China?

In Deutschland ist es eine Herausforderung, in einer Form über China zu sprechen, die nicht so stark von Klischees und Ängsten geprägt ist. In politischen und gesellschaftlichen Fragen gibt es unterschiedliche Positionen. Dazu muss man auch stehen. Aber durch das Erzählen aus dem Leben kann man das Bild ein wenig differenzieren. Auf unserer Webseite machen wir das mit unserem Länderportal seit mehr als zehn Jahren. Dort beleuchten wir die Dinge immer von zwei Seiten. Wenn wir über die Jugend in Berlin schreiben, berichten wir auch über junge Menschen in Beijing. Oder vergleichen die Mühen bei der Wohnungssuche in München mit der Situation in Shanghai. Auch im Austausch von Künstlern bringen wir diese verschiedenen Perspektiven zum Ausdruck. Wenn deutsche Künstler und Experten nach China kommen, bringen wir sie immer mit ihren chinesischen Pendants ins Gespräch. Davon profitieren beide Seiten sehr stark.


Wie wollen Sie den Kulturaustausch in der Zukunft vorantreiben?

Wir konzentrieren uns auf thematische Schwerpunkte. Beim Thema Digitalisierung greifen wir neue Aspekte auf, im nächsten Jahr wird virtuelle Realität einen Schwerpunkt bilden, vor allem die Frage, wie sich VR mit performativen Künsten verbindet. Wir glauben, dass man mit dieser Kunstform sehr direkt mit dem Publikum in Kontakt treten kann und einen Raum öffnet, in dem man diese Fragen spielerisch erörtern kann. Wir fragen uns auch, welche Mittel es gibt, die Realität zu erfassen und darüber nachzudenken, zum Beispiel im Bereich dokumentarisches Arbeiten mit Filmen und Comics.

Diese Fragen wollen wir auch außerhalb von Beijing und Shanghai zur Geltung bringen, damit der Blick auf andere chinesische Städte gerichtet wird und man sieht, wie vielgestaltig China ist. In Nanjing, Wuhan, Xiamen, Chengdu und Chongqing tun wir das bereits seit einigen Jahren und dort gibt es noch viel Potenzial.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Goethe-Institut,30 Jahre,China,Clemens Treter