Virus-Mutation wirkt sich nicht auf Impfstoff-Arbeit aus

19.04.2020

Auch wenn das neuartige Coronavirus seine genetische Ausstattung etwas verändere, sei die Mutationsrate langsam und es seien keine Hinweise auf eine Änderung der Biologie des Virus gefunden worden. Die geringfügigen Mutationen würden die aktuelle Arzneimittel- und Impfstoff-Entwicklung nicht beeinflussen, sagen Wissenschaftler.

 

Viren würden im Rahmen ihres Lebenszyklus natürlicherweise mutieren, und Wissenschaftler sollten Mutationen, die zu Arzneimittelresistenzen führen könnten, langfristig mehr Aufmerksamkeit schenken, sagte Lan Ke, Direktor des führenden staatlichen Labors für Virologie in Wuhan, gegenüber China Science Daily, einer Zeitung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.


„Im Allgemeinen muss eine zufällige Mutation an einem relativ weniger wichtigen Teil des viralen Erbguts (Genom) auftreten, um weitergegeben zu werden“, sagte er. „Wenn eine Mutation an wichtigen Teilen des Genoms auftritt, beispielsweise an solchen, die mit der Replizierbarkeit zusammenhängen, wird die Überlebensfähigkeit in zukünftigen Kopien wahrscheinlich abnehmen“.


Das Coronavirus neige dazu, langsamer zu mutieren als andere Ribonukleinsäure-Viren (RNS-Viren), so dass diese kleinen, kumulativen Veränderungen mehr Zeit benötigen würden, um ihre Funktion zu ändern, fügte er hinzu.

Gleichzeitig konzentriere sich die aktuelle Arzneimittel- und Impfstoff-Forschung im Kampf gegen das Virus auf seine stabilen Schlüsselgenome und Antigene. „In diesem Moment ist das Risiko einer Virus-Mutation, die die Impfstoff- und Arzneimittelentwicklung untergräbt, gering“, sagt er.


Lans Äußerungen bezogen sich auf eine kürzlich von Wissenschaftlern aus Australien und Taiwan in China durchgeführte Studie, in der behauptet wurde, ein in Indien isolierter Coronavirus-Stamm habe eine Mutation erfahren, die die weltweite Impfstoff-Forschung behindern könnte.

Die bislang nicht von Experten überprüfte Studieergab, dass die Veränderung in einem Teil des Spike-Proteins stattgefunden habe, einem wichtigen Teil des Äußeren des Virus, der es ihm ermöglicht, sich an menschliche Zellen zu binden und in diese einzudringen.


Die Autoren behaupteten, die Studie habe gezeigt, dass Mutationen tatsächlich an wichtigen Stellen des Virus auftreten können, und warnten, dass „die derzeitige Impfstoff-Entwicklung gegen Sars-Cov-2 einem hohen Risiko ausgesetzt ist, vergeblich zu werden“.


Andere Experten wiesen jedoch darauf hin, dass die Mutation auch auf technische Fehler während des Sequenzierungs-Prozesses zurückzuführen sein könne. Die Ergebnisse seien lediglich über eine Computersimulation erstellt worden und Laborexperimente seien erforderlich, um die Behauptungen zu überprüfen, kritisierten sie.


Im vergangenen Monat sagte Zhou Qi, stellvertretender Generalsekretär der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dass die Mutationen des Virus weiterer Forschung bedürften, und dass China dabei sei, koordinierte Forschungsmaßnahmen durchzuführen, um das Virus zu bewerten und einen Impfstoff zu entwickeln.

„Alle Forschungsmaßnahmensind unter Kontrolle“, sagte er. „Die Mutationen, die wir jetzt kennen, haben unsere Entwicklung von Medikamenten, Antikörpern oder Impfstoffen nicht beeinflusst. Wir werden die Mutationen, die das Virus erzeugt, weiterhin überwachen und entsprechende Forschungsprojekte entsprechend planen“.


Zheng Zhongwei, Direktor des Entwicklungszentrums für medizinische Wissenschaft und Technologie der Nationalen Gesundheitskommission, sagte, China habe derzeit neun laufende Forschungsprojekte zur Impfstoff-Entwicklung, und einige davon würden hoffentlich noch im April in die Phase klinischer Studien eintreten.


Die fünf Haupttypen von Impfstoffen, an denen China arbeitet, sind ein Totimpfstoff, ein Untereinheitsimpfstoff, ein adenoviraler Vektor-Impfstoff, ein abgeschwächter Lebendimpfstoff und ein Impfstoff auf Nukleinsäure-Basis.

Ein Vektorimpfstoff, dessen Einführung von dem bekannten Präventivmedizin-Experten Chen Wei angeführt wird, ist Anfang April in die klinische Phase II eingetreten. Zwei inaktivierte Impfstoffe haben diesen Monat ebenfalls mit klinischen Studien der Phase I begonnen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Coronavirus,Impfstoff,Arzneimittel