Zweierlei Maß
Wieso stigmatisieren deutsche Medien Chinas Hilfe? Exklusiv
von Chen Qi, Beijing
Nachdem die Situation im Inland weitgehend unter Kontrolle gebracht wurde, ist China zu einem wichtigen Unterstützer des weltweiten Anti-Pandemie-Kampfes geworden. Deutsche Medien sehen diese Hilfe allerdings häufig skeptisch und werfen China vor, Einfluss nehmen zu wollen oder von anderen Fragen abzulenken. Woher kommt diese Stigmatisierung?
China ist gegenwärtig dabei, die Ergebnisse seiner Epidemie-Bekämpfung zu festigen, und auch in vielen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, bessert sich die Situation schrittweise. Diese Erfolge wären nicht ohne die gegenseitige Unterstützung zwischen den Ländern denkbar. Trotzdem unterscheiden sich die Medienberichte in China und Deutschland fundamental.
Als die Epidemie in China auf dem Höhepunkt war, erhielt China von vielen Ländern Hilfe, auch aus Deutschland. Ganz China war und ist dafür dankbar. Von den Regierungsvertretern über die Medien bis hin zu den normalen Internetnutzern - alle würdigen die große Unterstützung. Als sich das Virus dann im Ausland stark ausbreitete, saß China nicht tatenlos daneben, sondern lieferte ebenfalls wichtige Unterstützung. Wie Geng Shuang, Sprecher des Außenministeriums, auf einer Pressekonferenz am 22. April bekannt gab, hat China mehr als 150 Ländern und internationalen Organisationen Hilfe geleistet. Darüber hinaus hat China medizinische Teams entsandt, um im Ausland zu helfen und Chinas Erfahrungen in verschiedenen Formen mitzuteilen.
Aber diese selbstlosen Hilfsleistungen wurden in einigen deutschen Medien anders wahrgenommen, häufig ist sogar von einer chinesischen „Propagandakampagne" die Rede. Der Tagesspiegel schrieb, China würde versuchen, den Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Europa als Gelegenheit zu nutzen, um seinen Einfluss dort auszubauen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutete in einem Kommentar sogar, dass China nur Hilfe leiste, um die Aufmerksamkeit zu verlagern und nicht als „Schuldiger", sondern als „Retter“ gesehen zu werden. Die Welt am Sonntag behauptete am 12. April fälschlicherweise, dass China deutsche Regierungsvertreter dazu drängen wollte, China öffentlich für seine Erfolge im Kampf gegen die Epidemie zu loben. Am 26. April wiederholte die Welt dies Behauptung und stigmatisierte Chinas Bemühungen zur Epidemie-Bekämpfung und zur internationalen Zusammenarbeit.
Die chinesische Botschaft in Deutschland reagierte auf diese Vorwürfe: „Die chinesische Nation ist ein Volk, das es versteht, dankbar zu sein und Gutes mit Gutem zu vergelten. Deutschland hat uns während der schweren Epidemie eine helfende Hand gereicht. Und nun, da Deutschland derselben Herausforderung gegenübersteht, möchte China seinerseits bei der Bekämpfung der Epidemie helfen.“ Sie betonte weiter, dass die Berichterstattung der deutschen Medien nur Vorurteile vertiefe, Konfrontationen auslöse, die Zusammenarbeit zwischen den Ländern untergrabe und den gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie schwäche.
Als das Virus sich in Frankreich und Italien dramatisch ausbreitete, setzte sich Deutschland auch dafür ein, kritisch kranken Patienten dort zu helfen. Hier warfen die deutschen Medien der Regierung allerdings kein berechnendes Verhalten vor, sondern lobten die Unterstützung als gutes und selbstloses Vorgehen. Auch Chinas Medien lobten Deutschland für die Hilfe seiner Nachbarn und bezeichneten die deutschen Aktionen nicht als „Show“ oder „Imagekampagne“.
Warum gibt es diese zwei völlig unterschiedlichen Maßstäbe, um die Hilfe anderer Länder zu bewerten? Deutsche Medienberichte über China sind voller Vorurteile und Feindseligkeiten, was eindeutig eine Doppelmoral erkennen lässt.
Die chinesische Botschaft in Deutschland betonte am 26. April: „Wir hoffen, dass einige Medien den Kampf gegen COVID-19 in den Vordergrund stellen, die Epidemie nicht politisieren und sich konstruktiv für die internationale Virus-Bekämpfung einsetzen."