Virusursprung
Beamte und Akademiker weltweit betonen Mangel an Beweisen
Beamte und Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben kürzlich betont, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für die wiederholten Behauptungen der USA gebe, dass das neuartige Coronavirus aus einem Forschungslabor oder einem Fischmarkt in der chinesischen Stadt Wuhan stamme.
Erst am Sonntag behauptete US-Außenminister Mike Pompeo erneut, dass es „signifikante Beweise" für die Herkunft des Virus aus Wuhan gebe. Er gab jedoch weder an, um welche Beweise es sich dabei handelt, noch lieferte er konkrete Beweise zur Untermauerung seiner Behauptungen.
Mark Milley, Armeegeneral und Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte (Joint Chiefs of Staff), zufolge bleibt der Ursprung des neuartigen Coronavirus, das hinter der COVID-19-Pandemie steht, dagegen weiterhin unklar: „Kam es aus dem virologischen Labor in Wuhan, trat es auf dem Fischmarkt dort in Wuhan auf oder trat es irgendwo anders auf? Und die Antwort darauf lautet: Wir wissen es nicht", machte er auf einer Pressekonferenz Anfang dieser Woche klar.
Auch der führende US-amerikanische Experte für Infektionskrankheiten und Gesundheitsbeamte Anthony Fauci stellte klar, dass es nach derzeitigem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse höchst unwahrscheinlich sei, dass das Virus vom Menschen künstlich hergestellt wurde. Das Virus „entwickelte sich in der Natur und sprang dann von einer Art auf die andere über", erklärte Fauci, Direktor des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases, und machte klar, dass bislang alles auf die „schrittweise Evolution im Laufe der Zeit" hindeute.
Während einer Senatsanhörung am Dienstag versäumte es der republikanische Abgeordnete John Ratcliffe, Fragen zur Herkunft des Virus zu beantworten, die von US-Präsident Donald Trump verbreitet worden waren. Trump hatte ihn zuvor für das Amt des Direktors der nationalen Geheimdienste (DNI), der höchsten Spionagebehörde des Landes, vorgeschlagen.
Laut CNN hat Ratcliffe auf die Fragen sowohl von Senator Angus King als auch von Tom Cotton geantwortet, dass er weder Beweise dafür gesehen habe, dass das Virus aus einem Labor stammt, noch dass das Virus von einem Markt in Wuhan stammt.
Die US-Geheimdienst-Gemeinschaft (IC, kurz für Intelligence Community) hat dem breiten wissenschaftlichen Konsens zugestimmt, dass das COVID-19-Virus nicht von Menschenhand hergestellt oder genetisch verändert wurde, wie das Büro des Direktors der nationalen Geheimdienste in der vergangenen Woche erklärte.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihrerseits sagte, dass die Behauptung der Trump-Administration über den Ursprung des Virus „spekulativ" bleibe, da die Organisation keine Daten oder spezifischen Beweise von der US-Seite erhalten habe.
Auch der russische Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Dienstag gegenüber CNBC, ohne Beweise seien die US-Vorwürfe gegen China bezüglich des Ursprungs des Virus schwerwiegend und falsch, da die US-Regierung keine Beweise geliefert habe.
Großbritannien habe ebenfalls wenig Beweise dafür gesehen, dass das neuartige Coronavirus von Menschenhand hergestellt wurde, wie Reuters den britischen Gesundheitsminister Matt Hancock zitiert.
Das neuartige Coronavirus verbreitete sich seit Ende 2019 in großem Umfang auf der ganzen Welt, und in den meisten Ländern sei bislang kein Indexpatient ausgemacht worden, wie die jüngste Studie des Genetikinstituts des University College London gezeigt hat.
„Die Ergebnisse fügen einer wachsenden Zahl von Beweisen hinzu, dass SARS-CoV-2 (neuartiges Coronavirus)-Viren ab Ende 2019 einen gemeinsamen Vorfahren haben, was darauf hindeutet, dass dies der Zeitpunkt war, an dem das Virus von einem früheren tierischen Wirt auf den Menschen übersprang", erklärte die Universität in einer Erklärung am Mittwoch. „Dies bedeutet, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass das Virus, das COVID-19 verursacht, lange vor seinem ersten Nachweis beim Menschen im Umlauf war", fügte sie hinzu.